Goldkettchenträger

Ich hätte sicherlich einiges zu schreiben, würde ich mich nicht beizeiten daran erinnern, dass Gegnerschaft Loyalitäten zu revitalisieren weiss, die längst eingeschlafen sind. Ich könnte über Missbrauch schreiben - über den Missbrauch von Geld, von Macht, von Schutzbefohlenen und von Glauben. Ich könnte über historische Verfehlungen schreiben, die bis weit in die Gegenwart reichen und gegenwärtige Verfehlungen, die man eines Tages als historisch ansehen wird. Ich könnte mich ereifern darüber, dass mein Parlament gestern protokolarisch und in anbiedernder Rede behauptet hat, der Typ mit dem Goldkettchen und den unmöglichen Klamotten, der gestern einen Gottesdient abgehalten hat, wo eigentlich die Zukunft dieses Landes gestaltet werden sollte, wäre mein "heiliger Vater".

Ich könnte mich darüber aufregen, dass der Mann gefeiert wird als Philosoph wider den Kapitalismus, während sein Laden hierzulande  ohne die Ausbeutung von sogenannten "Bundesfreiwilligen", 1-Euro-Jobbern und Leiharbeitern kein Bein mehr auf die Erde bekäme; dass eben dieser Laden konsequent Arbeitnehmerrechte umgeht und Gewerkschaften vor der Tür hält und gleichzeitig eine Menge Geld verdient an dem bösen "Raubtier", das da gestern gegeisselt wurde; auch die sogenannte Kirche zockt an den Finanzmärkten mit - wie war das gleich mit "falsch Zeugnis reden"?!

Aber dann entdecken ihn nur noch mehr Leute als obersten Schwulenhasser, als letzte Barrikade gegen Frauenrechte, als feudales Symbol einer undemokratischen, elitären und vor allem seit 50 Jahren toten Kultur, und wem wäre damit gedient? Übernächsten Sonntag werden die Kirchen wieder leer sein, und der alte Mann vergessen, und so soll es sein.

Wenden wir uns dem heiligen Wetter zu.

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