Vor einer Woche schlenderte ich über den Wochenmarkt und wollte eigentlich Bärlauch kaufen, da entdeckte ich an einem Marktstand ein wunderschönes Bund Wildkräuter…die lilafarbene Blüte des Schnittlauchs sowie die bläuliche Blüte des Borretsch leuchteten mich förmlich an. Ich konnte nicht daran vorbeigehen und kaufte mir dieses Sträußchen für einen Euro. Mein erster Versuch mit Wildkräutern in meiner Küche und ich habe mich total verliebt!
Meine neu entdeckte Liebe zu essbaren Wildkräutern hat vielerlei Gründe und ich möchte euch heute unbedingt davon erzählen, denn ich bin überzeugt, dass sie euch ebenso faszinieren werden wie mich.
Was sind Wildkräuter? Und warum sind Wildkräuter kein Unkraut?
Essbare Wildkräuter sind schon lange bekannt: Borretsch, Kerbel, Gänseblümchen und so weiter. Seit vielen Jahrhunderten werden sie in der Küche bei der Zubereitung von Speisen verwendet. Dennoch haben sie nie ihre so falsche Bezeichnung als “Unkraut” ablegen können. Wer jedoch einmal wirklich die verschiedenen Wildkräuter gekostet hat, ist schnell überzeugt, dass es sich ganz und gar nicht um Unkraut handelt. Als ich mich durch die verschiedenen Wildkräuter meines Sträußchens probiert habe, war ich super überrascht. Es ist der Wahnsinn, welcher Geschmacksreichtum sich mir dabei offenbarte! Kein Wunder, dass sie mittlerweile ihren Weg bis in die Gourmetküchen dieser Welt gefunden haben. Ich behaupte, sie können jedem Gericht – ob Pasta, Salat, Pesto, Suppe etc. – eine ganz besondere Note verleihen.
Ein weiterer Grund, warum ich Wildkräuter so faszinierend finde, ist, dass sie den Menschen nicht brauchen. Sie sind ursprünglich und können ganz hervorragend ohne die Pflege eines Menschen gedeihen. Die meisten Wildkräuter sind sehr robust, trotzen sogar langen Dürreperioden oder schlechten Bodenverhältnissen und machen sich rein gar nichts aus synthetischem Dünger. Da sie in ihrer Wachstumsphase überhaupt nicht von Menschen beachtet werden, sind sie weder von Pestiziden noch sonstigen chemischen Mitteln belastet. Gleichzeitig finden sie glücklicherweise kaum Beachtung bei Insekten oder Pilzen.
Doch der wesentlichste Punkt, der mich überzeugt hat, ist ihr Beitrag für unsere Gesundheit. Wildkräuter haben sich das gesamte Spektrum einer ursprünglichen und kraftvollen Wildpflanze erhalten. Sie stecken voller Mineral- und Vitalstoffe. So hat das Gänseblümchen als eines der uns bekanntesten Wildkräuter zum Beispiel dreimal mehr Kalium sowie Magnesium, fünfmal mehr Calcium und zweieinhalbmal mehr Eisen als die gleiche Menge Kopfsalat. Und dabei ist das Gänseblümchen nicht einmal Spitzenreiter unter den Wildkräutern! Darüber hinaus enthalten die meisten Wildkräuter unwahrscheinlich viel Vitamin C. Die Brennnessel liefert beispielsweise 333 mg Vitamin in 100 g und übertrifft den Vitamin-C-Gehalt vieler Gemüse- und Salatsorten um ein Vielfaches! Doch damit nicht genug! Wildkräuter liefern in der Breite auch deutlich mehr Proteine als Kulturgemüse und beinhalten die seit neuestem in der Medizin erforschten bioaktiven Pflanzenstoffe, die die Farbe und den Geschmack einer Pflanze charakterisieren. Bioaktive Pflanzenstoffe wie Gerbstoffe, Bitterstoffe etc. entfalten beim Verzehr eine Vielzahl von Schutzwirkungen für unseren Körper. Sie fördern unsere Gesundheit und verringern das Erkrankungsrisiko vieler chronischer Krankheiten. All dies ist den Wildkräuter zuzuschreiben…
Woher bekomme ich Wildkräuter?
Wildkräuter wachsen ganz einfach am Straßenrand, auf der nächsten Wiese oder sogar bei euch im Garten…das “ungeliebte” Unkraut eben. :-) Die Kunst ist natürlich, diese Wildkräuter-Schätze zu entdecken und vor allem zu erkennen. Es gibt mittlerweile viele verschiedene Bücher und sogar Apps zur sicheren Bestimmung von Wildkräutern. Ein Buch, das ich sehr gut fand, ist “Essbare Wildpflanzen”. Es ist sehr umfangreich und ausführlich.
Wer keine Zeit hat, selbst auf Wildkräuter-Suche zu gehen, der sollte sich wie ich mal auf dem nächstgelegenen Wochenmarkt umschauen. Auch bei einigen Hofläden habe ich im letzten Jahr bereits solche Wildkräuter-Sträuße entdeckt…damals bin ich allerdings noch nichts ahnend an ihnen vorbeigegangen.
Kochen mit Wildkräutern – aber was?
Als ich mein Bund Wildkräuter mit nach Hause genommen habe, war ich mir auch nicht ganz sicher, was ich eigentlich damit kochen möchte. Doch ganz ehrlich: Es ist total einfach. Probiert alle Wildkräuter erst einmal in ihrem Geschmack aus und entscheidet dann intuitiv, was euch schmeckt. Einige Wildkräuter sind sehr würzig, andere haben einen zwiebelähnlichen Geschmack, wiederum andere erinnern an Maggi oder auch Zitrone.
Ich habe mit meinem Sträußchen eine Menge experimentiert. Dabei ist ein ganz tolles Spargel-Rezept herausgekommen, welches ich in den nächsten Tagen noch veröffentlichen werde. Aber auch in meinen grünen Smoothies sowie meinen Salatkreationen sind die Wildkräuter gelandet. Und ich war geschmacklich immer sehr überrascht, wie viel Veränderung selbst ein paar Blätter oder Blüten in bereits bekannten Rezepten bringen.
Darüber hinaus liebäugle ich aber auch gerade mit einem passenden Rezeptbuch, welches ich mir wahrscheinlich nach meinem Urlaub kaufen werde. Denn dort geht es nicht nur um Wildkräuter, sondern auch um Wildfrüchte…Mjam!
Ob Gänseblümchen, Schnittlauch, Brennnessel oder Borretsch – die Wildkräuter haben definitiv den Weg auf meinen Speiseplan gefunden und das wunderschöne Bund Wildkräuter, das übrigens auch noch als wilder Blumenstrauß über eine Woche lang in meiner Küche ein tolles Bild abgegeben hat, war nicht mein letztes. I’m going wild again! ;-)