Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!


Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!

Quelle: Helmut Mühlbacher


Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Sharon Wajdaerzählen:
„Jemand, der auf mich Acht gibt“
„Die Fahrgäste im Bus schauten sehr freundlich, als die attraktive junge Frau mit dem Blindenstock vorsichtig einstieg. Sie löste beim Fahrer eine Fahrkarte, tastete sich im Gang mit den Händen an den Sitzen entlang und fand den Platz, den der Busfahrer ihr genannt hatte. Dann setzte sie sich, nahm ihre Aktentasche auf den Schoß und lehnte den Stock an ihr Bein.Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!
Seit einem Jahr war Susan, vierunddreißig, blind. Sie erblindete infolge einer ärztlichen Fehldiagnose und fand sich plötzlich in einer dunklen Welt aus Ärger, Frustration und Selbstmitleid wieder.
Susan, einst eine starke und unabhängige Frau +, fühlte sich nun durch diesen schrecklichen Schicksalsschlag dazu verurteilt, als schwache, hilflose Person zu einer Last für jeden Menschen um die herum zu werden.
„Wie konnte mir das nur passieren?“, fragte sie sich mit vor Ärger verschlossenem Herzen. Doch so viel sie auch jammerte, schimpfte und betete, sie kannte die schmerzende Wahrheit: Sie würde nie wieder sehen können.
Eine tiefe Depression umhüllte Susans einst so optimistischen Geist. Jeder einzelne Tag wurde zu einer neuen frustrierenden und ermüdenden Aufgabe. Das Einzige, woran sie sich festhalten konnte, war ihr Mann Mark.

Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!

Quelle: Astrid Müller

Mark war Luftwaffenoffizier und liebte Susan von ganzem Herzen. Als sie gerade ihr Augenlicht verloren hatte, sah er, wie sie in einen Abgrund der Verzweiflung stürzte, und es war seine Aufgabe, seiner Frau dabei zu helfen, die erforderliche Kraft und das nötige Vertrauen zu erlangen, um wieder unabhängig zu werden. Durch seinen militärischen Hintergrund war Mark gut auf den Umgang mit heiklen Situationen vorbereitet, und doch wusste er, dass dies die schwierigste Schlacht war, die er jemals zu schlagen hatte.
Schließlich war Susan so weit, dass sie wieder arbeiten gehen konnte, doch die Frage war, wie sie dorthin kommen sollte. Normalerweise nahm sie den Bus, aber nun war sie zu ängstlich, um allein durch die Stadt zu fahren.
Mark bot ihr an, sie jeden Tag zur Arbeit zu bringen, obwohl beide an verschiedenen Enden der Stadt arbeiteten. Das tröstete Susan eine Weile und befriedigte Marks Bedürfnis, seine blinde Frau zu beschützen, die auch bei der Bewältigung der kleinsten Aufgaben sehr unsicher war. Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!
Mark erkannte jedoch bald, dass diese Regelung nicht funktionierte – sie war zu zeitraubend und zu kostspielig. Susan musste langsam wieder anfangen, mit dem Bus zu fahren, gestand er sich selbst ein. Doch allein der Gedanke, es ihr gegenüber anzudeuten, ließ ihn zusammenzucken. Sie war noch so zerbrechlich, so ärgerlich. Wie würde sie reagieren?
Susan war – wie Mark es vorausgesehen hatte – von der Idee, wieder mit dem Bus zu fahren, geschockt. „Ich bin blind!“, rief sie erbittert. „Wie kann ich wissen, wo ich hinfahre? Ich fühle mich, als würdest Du mich verlassen.“
Diese Worte brachen Mark fast das Herz, aber er wusste, was zu tun war. Er versprach Susan, dass er jeden Morgen und jeden Abend zusammen mit ihr im Bus fahren würde, so lange, bis sie es gelernt hätte.Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!
Und genau das geschah. Mark begleitete Susan zwei Wochen lang jeden Tag zur Arbeit und wieder zurück. Er zeigte ihr, wie sie sich auf ihre restlichen Sinne, besonders ihr Gehör, verlassen konnte, wie sie feststellen konnte, wo sie war, und wie sie sich an ihre neue Umgebung anpassen konnte. Er half ihr, sich mit den Busfahrern anzufreunden, damit siese auf sie achteten und ihr einen Platz zuwiesen.
Er brachte sie selbst an jenen nicht so erfreulichen Tagen zum Lachen, an denen sie aufgeregt gegen den Bus lief oder ihre Aktentasche voller Papiere mitten im Gang fallen ließ. So fuhren sie jeden Morgen zusammen mit dem Bus und Mark nahm dann ein Taxi zurück zum Büro.
Obwohl diese tägliche Fahrt noch teurer und ermüdender war als die vorherige Lösung, wusste Mark, dass es nur eine Frage der Zeit sein war, bis Susan allein mit dem Bus fahren könnte. Er glaubte an Susan, die er kannte, bevor sie das Augenlicht verloren hatte, die sich vor keiner Herausforderung fürchtete und niemals aufgab.Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!
Schließlich entschied Susan, dass sie es wagen könne, allein zu fahren. Als es so weit war, am Montagmorgen, schlang sie vor dem Verlassen des Hauses die Arme um Mark, ihren treuen Busgefährten, ihren Ehemann und besten Freund. Tränen der Dankbarkeit für seine Unterstützung, seine Geduld und Liebe traten in ihre Augen. Sie verabschiedete sich und sie gingen zum ersten Mal jeder seinen Weg.
Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag… An jedem Tag, an dem sie allein unterwegs war, klappte alles perfekt und Susan lebte sichtlich auf. Sie schaffte es! Sie fuhr ganz allein zur Arbeit!
Am Freitagmorgen fuhr Susan wie gewöhnlich mit dem Bus zur Arbeit. Als sie aussteigen wollte, sagte der Busfahrer zu ihr: „Sie sind wirklich zu beneiden!“Susan war sich nicht sicher, ob der Busfahrer das Wort an sie gerichtet hatte. Denn wer in aller Welt würde eine blinde Frau beneiden, die sich gerade einmal mutig dazu durchgerungen hatte, das letzte Jahr zu überstehen. Neugierig fragte sie den Fahrer: „Warum meinen Sie, dass ich zu beneiden bin?“Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!
Der Fahrer antwortete: „Es muss wirklich ein schönes Gefühl sein, so umsorgt und beschützt zu werden wie Sie.“ Susan wusste nicht, wovon er sprach, und fragte ihn deshalb erneut: „Was meinen Sie damit?“
Der Fahrer erwiderte: „Während der letzten Woche stand jeden Morgen ein gut aussehender Mann in Militäruniform an der gegenüberliegenden Straßenecke und beobachtete Sie, während Sie aus dem Bis stiegen. Er überzeugte sich, dass Sie sie Straße sicher überquerten und schaute so lange hinter Ihnen her, bis Sie das Bürogebäude betraten. Dann warf er Ihnen einen Handkuss zu, grüßte und ging davon. Sie sind wirklich eine glückliche Frau.“
Tränen der Freude liefen über Susans Wangen. Obwohl sie ihn physisch nicht sehen konnte, hatte sie Marks Anwesenheit die ganze Zeit über gespürt. Sie war froh, so froh, weil er ihr ein Geschenk gemacht hatte, das kraftvoller war als ihr Augenlicht, ein Geschenk, das sie nicht zu sehen brauchte, um daran zu glauben: Das Geschenk der Liebe, das dorthin Licht bringt, wo vorher Dunkelheit war.“Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!
Ihr Lieben,
diese Geschichte hat mich sehr berührt. Nicht nur wegen der Liebe dieser beiden jungen Menschen, sondern vor allem, weil wir viel aus dieser Geschichte lernen können.
Jeder von uns kann von einem Schicksalsschlag getroffen werden, jeder kann in Not geraten oder schwer erkranken. Dann geht es uns wie der jungen Frau: Wir sind ärgerlich, wir hadern mit dem Schicksal oder Gott und fragen: „Warum trifft es gerade uns?“ „Wie kann Gott so etwas zulassen?“
Ich kann Euch auf diese Fragen auch keine befriedigende Antwort geben, aber ich bin davon überzeugt, aber gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass wir geborgen sind, dass jemand da ist, der auf uns Acht gibt, dem wir nicht egal sind, der an unserem Leben und unserem Ergehen Anteil nimmt. Ohne diese Gewissheit, ohne diese Geborgenheit könnte ich nicht so ruhig und gelassen leben.Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!
Ein Zweites ist aber ebenso wichtig: Wenn wir in Not geraten, wenn wir von einem Schicksalsschlag getroffen werden wie die junge Frau, wenn wir schwer erkranken, dann ist das Beste, das wir tun können – so unglaublich das klingt – uns mit der Not, dem Schicksalsschlag, der Krankheit anzufreunden.
Wenn wir gegen den Schicksalsschlag, die Not, die Krankheit kämpfen, dann schaden wir nur uns selbst. Der Ärger, das Hadern, der Frust vergiften unser Herz und unsere Seele und hindern, dass wir an Leib und Seele gesunden können.
Sich mit der Not, dem Schicksalsschlag, der Krankheit anzufreunden, bedeutet nicht, sich damit für alle Zeiten abzufinden, das wäre ein Missverständnis. Es bedeutet, zur Ruhe zu kommen, sich zu erholen, neue Kräfte zu sammeln, die Ist-Situation anzunehmen, im wahrsten Worte das Beste daraus zu machen und dann daran zu arbeiten, dass die Not gelindert, der Schicksalsschlag überwunden, die Krankheit besiegt wird. Sicher wird das nicht in allen Fällen gelingen, aber es erleichtert unser Herz, lindert die Schmerzen unserer Seele und lässt und hoffen und zuversichtlich sein.Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!
Wenn wir anderen Menschen in einer Not, bei einem Schicksalsschlag, bei einer Krankheit helfen wollen, dann sollten wir so handeln wie der junge Mann in unserer Geschichte.
Wir sollten dem, der unsere Hilfe braucht, unsere Hilfe zukommen lassen.
Entscheidend ist, dass wir ihn aber nicht von unserer Hilfe abhängig machen, sondern dafür sorgen, dass er lernt, sich selbst helfen zu können, sich selbst zu vertrauen.

Derjenige hilft anderen Menschen am besten, der Hilfe zur Selbsthilfe leistet und sich dabei voll Liebe im Hintergrund hält, um, falls es nötig werden sollte, jederzeit eingreifen zu können.
Bei der Überwindung einer Not, eines Schicksalsschlages, einer Krankheit ist die Liebe ohnehin eine der wichtigsten Hilfen, die wir einem anderen Menschen angedeihen lassen können.Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!
Liebe hilft dem anderen Menschen und respektiert ihn.
Liebe hilft dem anderen Menschen und entmündigt ihn nicht.
Liebe möchte den anderen Menschen ermutigen und in ihm Hoffnung und Zuversicht wecken.
Liebe hat Acht auf den anderen Menschen, damit es ihm gut geht.

Ich wünsche Euch eine Woche der Freude, der Zuversicht und Hoffnung, eine Woche der Hilfsbreitschaft und Freundschaft, eine Woche der Geduld und der Beharrlichkeit und ich grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner

Gib Acht auf Dich und Deinen Nächsten!

Quelle: Karin Heringshausen



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