Ja ist es denn schon wieder sowei? Gerade noch hüpften wir in kurzen Hosen am Strand entlang, bespritzen uns gegenseitig mit Ostseewasser, alberten im Sonnenuntergang herum und Weihnachten war mindestens soweit entfernt wie ein Jupitermond.
Advent, Advent ein Lichtlein brennt. Gerade noch rechtzeitig hat Väterchen Frost ein paar Eisblumen in die Natur gezaubert und für ordentliches Glühweinwetter gesorgt. Weihnachten ist kein Weihnachten, wenn ich anfange im Daunenmantel zu schwitzen und es unter der Bommelmütze, vor lauter Hitze nicht auszuhalten ist.
Weihnachten, Noel, Natale, Christmas oder X-mas und Roschdjestwo- Weihnachten. Die hohe Zeit im Jahr, überall kehrt Ruhe ein, besinnen sich die Menschen auf wen auch immer, rücken enger zusammen, sind spendabler, nachsichtiger, geruhsamer. Hier im Norden fühlt es sich an, als ob die sonst so quirlige Insel extra in Watte gepackt ist, um alles Laute, Hektische und Rastlose weg zu sperren. Dieses Jahr haben sie uns gar einen eigenen Weihnachtsmarkt geschenkt. Eine sehr gute Kundenbindungsmassnahme. Früher mussten wir mindestens zweimal im Advent der Bahn Geld geben, damit sie uns nach Lübeck fuhr, dann haben wir die Stadt des Marzipans mit unseren Gebühren für den ÖPNV ordentlich entlöhnt und natürlich kamen die Lübecker Geschäftsmänner auch nicht zu kurz. Ich erinnere einige schwer beschwipste Rückfahrten im Zug zurück auf die Insel. Und dieses Jahr feiern wir auf dem 1. Europäischen Inselweihnachtsmarkt. Inmitten von Budenzauber und Rentieren tauschen wir den neuesten Klatsch und Tratsch aus, nippen ordentlich an unserem Punsch, treiben unseren Cholesterinspiegel mit vielen leckeren Bratwürsten in die Höhe und sind vor allem eines: sehr froh nicht mit der Bahn bis nach Lübeck gondeln zu müssen, um echtes Weihnachtsfeeling abzugreifen.
Weihnachten! Es ist die Zeit, wo niemand sich schämen muss staunende Augen zu haben, wo Kindsein so normal wie der alljährliche Julklapp ist, wenn Grossmütter, Mütter und Freundinnen, manch ein Vater und Gatte auch, sich in Küchen treffen, um die köstlichsten Gänsebraten aus dem Ofen zu holen.
Weihnachten! Zeit der Rückblicke! Die einen erinnern sich an ein besonders schönes Jahr, manchen fallen magische Momente ein , zauberhafte Bilder, die grossen Nachrichtensender chronologisieren die globalen Unglücke in ihren Rückschauen. Im Wechsel mit besonders emotionalen Freudenereignissen werden sie uns wieder ins Gedächtnis gerufen. Und damit sich der ganze Aufwand lohnt wird gleich noch zu einer Spendenaktion für arme Waisenkinder in Afrika aufgerufen. An Weihnachten sitzt das Geld trotz ausbleibender Sonderzahlungen in vielen Firmen besonders locker. Und es ist unerheblich ob wir mit der Spende nur unser schlechtes Gewissen beruhigen wollen. Am Ende wiegt der Kassensturz des Spendenkontos und so gesehen sind die Rückblickmarathone der TV-Anstalten nicht ganz umsonst.
Ja Weihnachten! Was macht es eigentlich so besonders? Ist es die Dunklheit, die Kürze der Tage, wo Dir um 16.00 nur der Gang zum Glühweinstand Deines Vertrauens bleibt, um Dich auf dem hellerleuchteten Christkindelmarkt der Tristesse eines dunklen, einsamen Zuhauses zu entziehen?! Die Tage sind wirklich kurz. Hier im Norden wird es nicht vor 08.00 hell und um 15.30 setzt die Dämmerung wieder ein. Der Tag hat praktisch weniger als die vorgeschriebene Regelarbeitszeit zur Verfügung, um mit frischen Sonnenstrahlen unsere Gemüter zu erfreuen.
Ich mag Weihnachten! Am liebsten natürlich mit Schnee. Und es ist so herrlich bis zur letzten Minute vor dem Kirchgang auf die kleinen Flocken zu warten.
Früher striff ich rast- und ruhelos, alleine durch die Stadt auf der Suche nach dem besonderen XMas Feeling. Ich drückte mir die Nase an den Schaufensterauslagen platt, nichts konnte meine innere Unruhe befriedigen. Schlich vorbei an Weihnachtsmärkten, wo Verliebte sich über Punsch und Glühwein tief in die Augen blickten auf der Suche nach Ruhe und Heimat. Heute ist mein Leben so unspannend geworden, das es schon wieder spannend ist. Einmal im Jahr wird das Haus umdekoriert. Keramikfrösche und Blumenarrangements weichen TonEngeln, Tanne, Glitzer, Sternen und Kerzen. Der Duft nach Spekulatius sieht durchs Haus. Weihanchten ist meine 5. Jahreszeit. Eine Zeit voll von Sinnlichkeit, Duft, Licht, Genuss, Schokolade und Gänsebäuchen mit Pflaumenfüllungen. Ich weiche die Backpflaumen 24 Stunden in Orangenlikör ein bevor sie in der Gans Bauch verschwinden.
Das war und ist früher wie heute mein Liebstes. Weihnachtszit ist Schlemmerzeit. Meine fünfte Jahreszeit kommt ohne erhobene Zeigefinger, Kalorientabellen, Ökotrophologischen Vor-oder Nachteilen, ohne Reue und schlechtes Gewissen und ganz besonders wichtig ohne Waage aus. Da bin ich schwer konsequent- keine Waage an Weihnachten. Solange der Knopf am Hosenbund noch schliesst, im Sitzen entspanntes Atmen möglich ist und der Gang die Treppe hinauf nur von mittelschwerer Schnauferei begleitet wird, ist alles im Normbereich. Wir befinden uns quasi nur einen Hauch oberhalb der BMI Bemessungsgrenze. Und was ist bitteschön schon ein Hauch? Ausserdem warten im Januar ja alljährlich die angesagtesten Fitnesstempel auf uns Schlemmerer. Das ist auch so ein gesellschaftliches Ritual. Was wäre das MeridianSpa oder ein HolmesPlaces ohne JanuarLockAngebote? ‘Come in, shape it, move it’. So oder so ähnlich lauten die Slogans der KörpertrimmTempel. Oh Nein! Ich lästere nicht. Ein jedes Meridian oder Fit24 oder LadiesHopp hat seine Daseinsberechtigung für all die Leute, die nicht so bescheuert sind, wie ich, sich bei 2 Grad Lufttemperatur todesmutig mit Kite und Board auf die Ostsee zu begeben, um dem täglichen Workout zu frönen. Ich kann halt nicht anders, es muss das Radl sein oder die JoggingOutdoorvariante ( gut- es ist ein lässiges Traben- aber immerhin), ich steh nun mal auf Longboards, Surfbretter, Drachen und das Meer. Die Ostsee ist mein Fitnesstempel, liebgewonnene Tartanbahn, zauberhaftes GeräteLoft und das InselChen hier der TrimmDichPfad. Doch kommen wir zum Punkt.
Egal wie und wo, ob im Schnee, unter Palmen, zu Hause oder mit Freunden im Urlaub, Du Weihnachten feierst. Eines ist überall gleich. Es wird gegessen, genossen, geschlemmt, nachgeschmeckt, zelebriert und verköstigt. Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe es ist auch das Fest der Kochkünste und Gaumenfreuden.
In diesem Jahr werde ich zum ersten Mal getreidefreie Weihnachten feiern. Ich vertrage weder Roggen noch Gerste noch Weizen und nein auch keinen Dinkel. Und NEIN! Es ist nicht schlimm und sollte ich mal Weizen oder artverwandtes Getreide erwischen sterbe ich auch nicht dran. Meine Allergie ist eher ein Komfortproblem. Kann ich mit juckender Haut leben Ja oder Nein? Ich habe für mich entschieden das mich das Gekratze nervt. Ich kann es mir leisten kein Getreide zu essen. Leisten, ja ihr habt richtig gelesen ‘Leisten’! Lebensmittelallergiker zu sein mag manchem schick erscheinen, für die Betroffenen ist es zuerst einmal schweineteuer. Und zwar so teuer, dass ich nicht denke, das sich Menschen mit geringem Einkommenviele Möglichkeiten bieten. Da die Kortisonhaltige Creme von der Kasse bezahlt wird, nicht aber das Quinoa, werden die Betroffenen das Jucken ertragen und weiter Weizen essen. Aber ich schweife ab. Ich hatte bis dato reichlich Zeit, mich zwischen Buchweizen, Teff, Kastanie- und Reismehl für das Richtige in unsere Weihnachtsbackstube zu entscheiden. Glücklicherweise hatte ich genug Vorlaufzeit. Der eine oder andere von Euch weiß es ja schon. Mich ereilte Anfang des Jahres eine etwas schmerzhafte Diagnose. Schmerzhaft in dem Sinne als das mein Geldbeutel strapaziert wurde und ich schwer umdenken musste. Bei Dickköpfigen Menschen wie ich es bin, ist Umdenken eher ein schwieriges Thema und mit einigen Beulen verbunden.
Ein Getreideallergiker braucht lediglich genug Buchweizenmehl und Mehlmischungen von Dr. Schär oder vom Bauckhof im Schrank. Damit kann er sich wahlweise seine Frühstücksbrötchen oder Pfannkuchen backen. Ich bin inzwischen ein echter Pfannkuchenfan geworden. Einen Tag mit Buchweizenpancake und Ahornsirup zu starten ist einzigartig und unbezahlbar. Noch dazu im Winter jetzt!
Inzwischen habe ich einen Grundstock getreidefreier Lebensmittel zu Hause. Selbst Pizza backen geht und auch auf Pasta muss ich nicht verzichten. Ich koche das alles bewusster. Ich koche auch in anderen Mengen. Denn 500g getreidefreie Nudeln schmecken nicht nur anders als ihre Schwestern aus Hartweizengries, sie langen mit circa 3 € für die Packung auch mal kräftig in den Geldbeutel. Ich koche noch mehr als früher selbst. Da ich ein nicht wirklich ausbaufähiger, talentfreier Hobbykoch bin, bitte ich die Zähigkeit meinerseits in diesem Fach anzuerkennen. Ich bin inzwischen schon fast soweit wie Paul und halte mich exakt an Rezepte. Hat den Vorteil das gute mundende Sachen, häufiger schon beim ersten Nachkochen genauso gut wie der Vorgänger schmecken. Die Küche sieht aufgeräumter aus, wenn ich mich an Rezepten orientiere. Die Königsklasse der getreidefreien Küche jedoch ist das Backen. Es hat wirklich eine Weile gebraucht hier die richtige Mischung zu finden. Manchmal waren meine Teige so fest das ich hätte Nägel mit dem fertigen Brot in Wände schlagen könne. Ein anderes Mal sahen die Backwerke im Ofen wunderschön aus. Paul und ich sassen vor dem Backofenfenster und freuten uns auf den köstlichsten getreidefreien Kuchen, der je das Licht der Welt erblickte. Doch beim Erstkontakt mit frischer Erdenluft fielen die Backwerke einfach in sich zusammen. Viele der Ersatzmehle haben keinen oder nur wenig Geschmack. Sind empfindlicher als Weizenmehl Typ 405 und einige getreidefreie Mehlmischungen vertragen Hefe nicht unbedingt. Ich löse Hefe inzwischen in etwas Apfelessig auf. Das hilft dem Teig später beim ‘Aufgehen’. Ich habe gelernt das Geduld ein wirklich guter und treuer Kochbegleiter ist. Geduld, Gründlichkeit und Rezeptreue!
Letzte Woche nun wagte ich mich mit all meinem neuen Wissen und einem Backbuch an das erste Blech Lebkuchen. Sie sind ganz köstlich geworden. Ich freu mich schon auf die Mürbeteigplätzchen, Spekulatius, Vanillekipferl und leckere Husarenknöpfe.
Und da diese Lebkuchen super Easy nachzubacken sind verrate ich Euch noch schnell das Rezept.
Lebkuchen (getreidefrei)
350g Mehlmischung für Kuchen und Kekse von Schaer
300g Zucker oder 100g Stevia
150g klein gehacktes Citronat oder Orangeat
1 Päckchen Lebkuchengewürz ( Ostmann)
2 Päckchen Vanillezucker
1 Päckchen Backpulver
250 ml Milch ( ersatzweise Mandelmilch)
150 g Butter ( ersatzweise Kokosfett oder Margarine)
2 Esslöffel Honig
4 Eier ( ersatzweise verflüssigtes Sojamehl)
Zuerst werden alle trockenen Zutaten vermischt. Danach bitte die ‘feuchten’ Zutaten vermengen.Danach die flüssigen Zutaten zu den trockenen geben und solange vermengen bis ein homogener Teig entsteht.
Dieser wird auf einem Blech verteilt und kommt für 40 Minuten in den 200 Grad heissen Ofen. Nach 20 Minuten mal schauen wie sich der Lebkuchen im Ofen verhält. Manchmal ist er dann schon durch, meistens jedoch nicht.
Den abgekühlten Lebkuchen könnt Ihr mit Puderzuckerguss überziehen und dann in kleine mundgerechte Stücke schneiden. Hält sich mehrere Tage.
Guten Appetit.
Weihnachten-
das ist auch die Zeit der Geschenke. Wem noch was Passendes fehlt, den empfehle ich einen Kalender. Ich habe meine schönsten und liebsten Bilder aus 2014 zusammengesammelt und in ein Kalendarium gepackt.
Hier geht’s zur Kalendervorschau.
Und nun entlasse ich Euch mit dem allergrössten Vergnügen auf den Christkindlmarkt auf einen wunderbar, dampfenden Punsch!