Gestatten, Walter – Seite 5 – Prolog

Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Feedback gerne erwünscht. Rechtschreibung und Grammatik sind nicht immer perfekt…

Den ganzen Dezember wartete ich, im Januar prüfte ich jeden Morgen und Abend Kühlschrank, Kissen, Hutablage, fand aber nie mehr eine Nachricht. Wie sind wir dann trotzdem zu den Informationen gekommen? Unverhofft, sehr unverhofft, nämlich als ich eigentlich schon alle Hoffnungen aufgegeben hatte und der Leiter des Ermittlungsteams mürrisch den Kopf in den Sand stecken wollte, erhielten wir ein Geschenk des Himmels. Gasleck in einem Wohnhaus auf Staten Island, als die Feuerwehr ankam und den Brand, der glücklicherweise beschränkten Schaden anrichtete, gelöscht hatte, wollten sich keine Bewohner melden, scheinbar hatte kein real existierender Mensch die Stromrechnungen, Gasrechnungen, Fernsehgebühren bezahlt, im Telefonbuch existierte das Haus auf Staten Island nicht. Das Haus war total ausgeräumt, mit grosser Wahrscheinlichkeit war das Gasleck absichtlich verursacht worden, nur kam es nie zum alles vernichtenden Brand. Die Spurensicherung roch Versicherungsbetrug und verbranntes Holz, ausserdem fanden sie ein Tagebuch, es waren mehr Hefte voller Gekritzel, unleserliches, wirres Gefasel, als ein hübsches Tagebuch wie man es aus Teenagerfilmen kannte, vielleicht haben auch einige von ihnen Tagebücher geführt, inhaltsleeres Gebrabbel über die unwichtigen Probleme zwischen High School und Teenagerliebeleien. Hier ging es aber nicht um Schulprobleme, dieses Tagebuch hatte ein Psychopath geschrieben. Bis heute wissen wir nicht wie der Urheber heisst, wir haben auch keine Ahnung warum alles andere fehlte, aber das Tagebuch hier geblieben ist und wieso es eben gerade den Brand überlebte. Wollte uns der Auftragsmörder etwas zum Frass vorwerfen? Bis heute haben wir keine Spur von seinem Verbleib, kennen seinen wahren Namen nicht, doch das Tagebuch gab uns Ausschlag über den Geisteszustand. Die Ermittlungen wurden 2015 offiziell eingestellt, doch bis heute würde ich den zweiten Täter gerne schnappen, welcher nach dem Mord in Lock Haven bestimmt viele weitere Menschen auf seinem Gewissen hat. Wenn Sie interessiert sind, dann können Sie Auszüge aus dem Tagebuch bei mir verlangen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“

Die Zuhörer klatschten freundlich und Muller verabschiedete sich von der Bühne. Gemurmel und Gespräche hallten durch die vielen Menschen zu seinen Ohren und nisteten sich im Gehirn ein. So viel Zeit hatte er und trotz Tagebuch wurde er nicht gefunden? Für das verschwendete das NYPD also die Steuern und Bussgeldeinahmen? Kein Wunder kriegen wir heute nur noch wenig Lohn. Sie verletzten ihn, denn diese Dinge schwebten auch immer wieder durch seine eigenen Gedanken, was hatte er in seiner zwanzig jährigen Dienstzeit erreicht? Ein Mörder läuft frei herum und keiner kann ihn aufhalten. Das sollte nicht sein. Während ich hier Vorträge halte, töten Leute wie er wohlmöglich unschuldige Menschen, kassieren dicke Gehälter, während ich bald in den Ruhestand wandere und mein Essen aus Kostengründen bei einem Discounter kaufe. Tolle Aussichten, wenigstens hab ich Kabel, wenn ich in meinem Fernsehsessel sterbe, dann wird sich das Abo auszahlen, nur gutes Programm darf meinen toten Körper berieseln. Ach an was denke ich hier schon wieder, noch bin ich nicht tot.

Copyright Pascal Wiederkehr



wallpaper-1019588
Die Algarve feiert 50 Jahre Nelkenrevolution
wallpaper-1019588
Mobile Suit Gundam SEED FREEDOM: Bandai Namco zeigt den Film in den deutschen Kinos
wallpaper-1019588
[Manga] Demon Slayer [2]
wallpaper-1019588
Soundtrack einer Generation: Musik und visuelle Medien harmonisieren