Gerechtigkeit: Ein marktkonformes Prinzip, das niemals aufgeht

Wenn ein ausgewiesener Arschloch-Verein wie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft Plakate kleben lässt, kann es sich nur um eine weitere Maßnahme der Volkverdummung handeln. Selbst wenn auf den Plakaten so getan wird, als würde der Bürger gefragt, was er denn gerecht fände. Selbstverständlich sind die Fragen aus den Bereichen Arbeit, Wirtschaft, Bildung und Finanzen rein rhetorisch, die Antworten gibt die INSM sicherheitshalber selbst.

So findet die INSM es ungerecht, dass Sandra bessere hat Bildungschancen als Laura und fordert eine gezielte frühkindliche Förderung für alle Kinder – am besten mit Materialien der INSM, damit die Kinder gleichzeitig mit dem Zähneputzen und dem Selbst-aufs-Klo-gehen lernen, dass mehr Markt immer gerechter ist als alles andere. Natürlich will die INSM nicht aus lauter Menschenfreundlichkeit, dass die Kinder von Verlierern auch eine Chance bekommen, sich im Wettbewerb zu bewähren, sondern weil das vorhandene Humankapital optimal ausgenutzt werden muss, wenn die Leute heute so wenig Kinder bekommen.

Die INSM findet es auch ungerecht, wenn von 100 Euro Lohnerhöhung nicht mal die Hälfte auf dem Konto landet. Das finde ich natürlich auch blöd – noch mehr als die kalte Progression finde ich aber den Umstand ärgerlich, dass überhaupt viel zu niedrige Gehälter gezahlt werden. Das wiederum findet die INSM aber total gerecht – sie behauptet sogar, dass ein Mindestlohn ungerecht wäre, weil insbesondere junge und gering qualifizierte Menschen durch Mindestlöhne um die goldene Chance gebracht würden, sich für einen Hungerlohn ausbeuten zu lassen. Na vielen Dank auch.

Natürlich findet die INSM auch Steuererhöhungen ungerecht – mit der originellen Begründung, dass der Staat das ganze schöne Geld ja eh nur für die falschen Dinge ausgeben würde. Schon klar: Wenn der Staat die ganze Knete nicht den Verlierern und Hungerleidern in den Arsch stecken würde, bliebe noch mehr für die Klientel der INSM übrig.

Immerhin hat der Lobby-Verein der Arbeitgeber sein Herz für alleinerziehende Mütter entdeckt: Dass diese schlechtere Karrierechancen als Frauen ohne Kinder haben, sei ungerecht. Deshalb ist die INSM für mehr Ganztagsbetreuung, denn dann können auch alleinerziehende Frauen den ganzen Tag arbeiten und der Staat kann sich deren finanzielle Unterstützung sparen. Und damit nicht genug leidet die INSM auch noch mit der armen Verkäuferin, die von ihren Steuergeldern das Studium ihres Chefs finanzieren müsse. Deshalb findet die INSM, dass der Chef sein Studium bitte schön selbst bezahlen soll.

Auch eine interessante Sichtweise – auf die Idee, dass die Verkäuferin möglicherweise nur deshalb an der Kasse sitzt, weil sie auf diese Weise ihr Studium finanzieren muss, damit sie auch mal Chef werden kann, kommen die Jungs von der INSM offenbar nicht. Dafür finden sie es ungerecht, dass die Alten nicht selbst entscheiden können, wann sie in Rente gehen wollen. Denn mit der steigenden Lebenserwartung könnten die Menschen doch einen Teil der gewonnenen Lebenszeit dafür verwenden, weiterhin Geld zu verdienen. Sicher könnten sie das, solange sie fit genug sind. Aber ich kann mir vorstellen, dass die jungen Menschen, die derzeit darauf warten, endlich einen vernünftigen Job zu bekommen, das wiederum ziemlich ungerecht fänden.

Zu schlechter Letzt findet die INSM die Agenda 2010 super gerecht, weil die Leute durch dieses Verarmungsprogramm gezwungen werden, auch noch die allerletzten mies bezahlten Jobs anzunehmen. Damit unterstreicht die Initiative noch einmal ausdrücklich, dass alles, was der Marktwirtschaft dient, gerecht ist. Es fehlt nur noch das Plakat: “Du bist nichts, der Markt ist alles!”

Dieses ganze Gerechtigkeitsgefasel zeigt, wie problematisch die Vorstellung von Gerechtigkeit an sich ist: Was die einen gerecht finden, ist für die anderen total ungerecht. Es ist nicht möglich, eine Gerechtigkeit zu definieren, die tatsächlich alle gleich gerecht bedient. Deshalb lohnt es sich, die in unserer Gesellschaft allgegenwärtige Vorstellung von Gerechtigkeit zu hinterfragen: Was ist das überhaupt für ein Konzept? Wem dient es? Wozu ist es gut?

Die Antworten darauf mögen für viele überraschend und unerwartet sein, aber es lohnt sich absolut, sich diesen Vortrag über das Prinzip der Gerechtigkeit und seine Herkunft aus den Recht der kapitalistischen Tauschgesellschaft anzuhören:

doku.argudiss.de/data/12_11/gerechtigkeit_mue_1112_ges.mp3



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