Landwirtschaft: Wenn weniger mehr bringt

Seit den 1960er Jahren hat die Grüne Revolution in der Landwirtschaft die Ernährungssituation zahlreicher Menschen auf der ganzen Welt verbessert, gleichzeitig aber zu folgenreichen Eingriffen in sensible Ökosysteme und damit zu schweren Umweltschäden geführt.

Die Grüne Revolution in der Landwirtschaft beruht vor allem auf der Entwicklung von neuen Hochertragssorten für den intensiven Anbau und die systematische Ausbringung von tonnenweise Kunstdünger, weil der Boden durch die ertragreichen Pflanzen besonders ausgelaugt wird. Auch der großzügige Einsatz von hochgiftigen Spritzmitteln gegen Schädlinge aller Art gehört dazu. Denn die durch den industriellen Anbau mit schweren Maschinen auf großen Flächen entstandenen Monokulturen sind für Schädlinge, die sich auf bestimmte Pflanzen spezialisieren, besonders anfällig.

Ausrangiertes Ackergerät in Brandenburg.

Ausrangiertes Ackergerät in Brandenburg.

Doch nicht nur die Auslaugung der Böden und die Anreicherung von giftigen Rückständen in der Erde, den darin vorhandenen Tieren und Mikroorganismen und im Grundwasser sind schädliche Folgen der intensiven Landwirtschaft. Auch die nötige Bewässerung der Felder führt in vielen Regionen zu Wasserknappheit und verschärft die ohnehin vorhandenen ökologischen und sozialen Probleme.

Dazu kommt, dass sich gerade die armen Kleinbauern in so genannten Entwicklungsländern das teure Hochleistungssaatgut und samt der dazugehörigen Agrochemie nicht leisten können. Und selbst in den USA sind Farmer Pleite gegangen, nachdem sie auf die Propaganda-Aktionen von Monsanto und Co hereingefallen sind und auf teures gentechnisch verändertes Saatgut gesetzt haben, das dann aber nicht die versprochenen höheren Erträge geliefert hat.

Deshalb elektrisierte im vergangenen Jahr die Nachricht, dass ein indischer Kleinbauer in einer besonders armen Region eine sagenhafte Rekordernte eingefahren hatte: Statt der üblichen vier bis fünf Tonnen Reis pro Hektar Land hatte er über 22 Tonnen Reis pro Hektar produziert – und das ohne Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln oder Kunstdünger.

Zwar sollen auch die Wetterbedingungen besonders günstig gewesen sein, aber in erster Linie wird dieser Erfolg einer speziellen Anbaumethode zugeschrieben, die nun auch wieder als “Revolution” gefeiert und angepriesen wird, aber im Grunde ganz simpel ist: Die Pflanzen werden einzeln und in größeren Abständen gesetzt, damit sie mehr Platz zum Wachsen haben, der Boden wird nicht geflutet, sondern nur feucht gehalten und das Unkraut wird regelmäßig von Hand entfernt, was wiederum auch den Boden auflockert und belüftet, wodurch die Reispflanzen noch besser wachsen.

Natürlich bringt diese Methode auch bei anderen Nutzpflanzen deutliche Ertragssteigerungen, sie hat nur einen Nachteil: Sie ist arbeitsintensiv und kann deshalb nur auf vergleichsweise kleinen Flächen angewendet werden. Dafür müssen die Bauern weniger in Saatgut investieren, brauchen weniger Wasser und können teuren Dünger und Spritzmittel komplett einsparen. Das ist zwar ärgerlich für die Agrokonzerne, aber schön für Mensch und Umwelt.

Weil hier aber kein Geld mit Agrochemie, Terminator-Saatgut, Patenten und Lizenzen zu verdienen ist, sind nicht nur die einschlägigen Agrar-Konzerne, sondern auch westliche Regierungen, Stiftungen und Entwicklungsorganisationen sehr zurückhaltend, was die alternative, mit SRI (System of Rice Intensification) abgekürzte Anbaumethode angeht. Sie setzen lieber auf High- und Gentech und somit auf bewährte Geschäftsmodelle. Dass sich auch mit weniger mehr erreichen lässt, ist für die kapitalistische Logik kein Segen, sondern ein Alptraum.



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