Geißler-Vortrag begeistert Fertigbau-Branche

Der Vortrag von Dr. Heiner Geißler war unumstrittener Höhepunkt des 14. Forums Intelligentes Bauen des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau (BDF) am 5. November 2010 in Wolfsburg. Der ehemalige Bundesminister und CDU-Generalsekretär mahnte vor mehr als 200 Zuhörern eine gerechtere Wirtschaftsordnung und eine bessere Kontrolle der internationalen Finanzmärkte an. Neben dem Stuttgart21-Schlichter trat bei der traditionsreichen Vortragsveranstaltung der Fertigbau-Branche unter anderem der renommierte Automobilindustrie-Experte Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer an das Rednerpult.

Geißler hatte „Werte und Orientierung in unruhigen Zeiten“ als Thema seines Vortrags ausgewählt. Der als Querdenker bekannte ehemalige Politiker beklagte die Entfesselung der globalen Finanz-Industrie, die jeden Tag mit Billionen Dollar jongliere. Er plädierte für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer, um Spekulationen einzudämmen und die Allgemeinheit an den Gewinnen im Finanzsektor zu beteiligen. Eindringlich forderte Geißler von der deutschen Politik eine Rückbesinnung auf das christliche Menschenbild als Orientierungslinie. Die Verbindung aus christlicher Sozialethik und Ordo-Liberalismus habe die junge Bundesrepublik nach dem Krieg zu Wohlstand und sozialem Frieden geführt. Im vergangenen Jahrzehnt habe aber eine Ökonomisierung aller Lebensbereiche eingesetzt. Die Folge sei eine Zwei-Klassen-Medizin und soziale Ausgrenzung. Nur kurz und zurückhaltend ging Geißler auf seine derzeitige Mediatoren-Rolle bei den Gesprächen über das Bahnprojekt Stuttgart21 ein. Der Konflikt zeige, dass politische Prozesse in Deutschland zunehmend unter den Bedingungen einer Mediendemokratie abliefen, so Geißler. Der 80-jährige Vollblut-Politiker bewies in seinem 45-minütigen Vortrag, dass er nichts von seinem Charisma und seiner Meinungsfreudigkeit eingebüßt hat. Das sichtlich begeisterte Auditorium zollte ihm lang anhaltenden Beifall.

Zu Beginn der Veranstaltung im Hotel Ritz Carlton hatte der scheidende BDF-Präsident Detlef Bühmann die Teilnehmer des Branchentreffens begrüßt und Dr. Michael Voigtländer als ersten Referenten vorgestellt. Der Leiter der Forschungsstelle Immobilienökonomik beim Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln machte seinen Zuhörern Hoffnung darauf, dass die Baukonjunktur in Deutschland nach den drastischen Rückgängen der vergangenen Jahre wieder anziehen könnte. Sein Institut erwarte einen Anstieg der Bautätigkeit, insbesondere in den Regionen rund um wirtschaftlich prosperierende Ballungsräume wie München, Stuttgart oder Köln. Das gelte für den Ein- und Zweifamilienhausbau noch mehr als für den Geschosswohnungsbau. Allerdings dämpfte er zu hohe Erwartungen. Der demographische Wandel bremse den Wohnungsbedarf. Allerdings genügten die Grundrisse vieler Bestandsgebäude nicht mehr den Anforderungen an modernes Wohnen, so dass sich eine Sanierung nicht lohne. Hier plädierte er für das Prinzip „Abriss und Neubau“.

Im zweiten Vortrag des Tages zog Finanz-Expertin Prof. Dr. Johanna Hey ein ernüchterndes Fazit der Steuerpolitik in Deutschland. Die Direktorin des Instituts für Steuerrecht der Universität Köln erläuterte das ganze Ausmaß der maroden Staatsfinanzen und konnte den im Saal versammelten Unternehmern keine Hoffung auf eine große Steuerreform oder Steuersenkungen machen. Nach den unerfüllten Ankündigungen der Bundesregierung auf diesem Gebiet sei Ernüchterung eingetreten, so Hey. Nachdem die Forums-Teilnehmer die benachbarte Autostadt besichtigt hatten, stand das Referat des in den Medien oft als „Auto-Papst“ titulierten Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen auf dem Programm. Der Automobilindustrie-Insider zeichnete ein spannendes Bild der Zukunft der Branche zwischen Klimaschutz und technischen Neuerungen. Er erstaunte seine Zuhörer unter anderem mit seiner mit Zahlen untermauerten These, dass China Deutschland als wichtigster Markt für die deutschen Auto-Bauer abgelöst habe. Dieser Trend werde die Automobilindustrie hierzulande auch in den kommenden Jahren prägen.

Auch 2011 lädt der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) wieder zum Forum Intelligentes Bauen ein. Am 16. September 2011 begrüßt der BDF, dem die 45 führenden Hersteller von Fertighäusern in Holzbauweise angehören, seine Gäste in der Hauptstadt Berlin.


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