J Mascis „Several Shades Of Why“ (Subpop)
Der Mann muss glücklich sein. Zumindest stellt man sich das vor, denn keiner seiner Anhänger würde jemals von ihm oder seiner Combo Dinosaur jr. die komplette Neuerfindung geschweige denn eine revolutionäre Idee erwarten. Bei einer Band wie Portishead zum Beispiel, die/der eine Platte aller zehn Jahre reicht, wird schon Monate im Voraus orakelt und menetekelt, welche innovativen Glanztaten sich wohl beim neuen Album Bahn brechen werden. Anders J Mascis – setzt sich hin, holt die Klampfe raus und nörgelt gar prächtig los.
Nun gut, das ist eine arg verkürzte Darstellung, die dem, mittlerweile stark ergrauten, Mittvierziger sicherlich nicht gerecht wird, impliziert sie doch, er hätte sich mit „Several Shades Of Why“ keine große Mühe geben müssen. Hat er aber doch, denn bis zum fünften Song darf die Vermeidung jeglicher elektrisch verstärkten Gitarre als eine Art Selbstkasteiung gelten, erst bei „It’s done“ kann man etwas aufatmen und Mascis lässt die Tiere, wenn auch noch vorsichtig, von der Leine. Der Titelsong dagegen hat eine Qualität, die auf den ersten Blick befremdlich erscheint, behutsame, zuckersüße Streicher geben dem Lied beinahe etwas Barockes und man ertappt sich dabei, anerkennend und gedankenverloren zu nicken – Respekt, Alter.
Ab der Mitte ist aber, wie erwähnt, der Bann gebrochen, man hat ihn wieder, den alten Kauz und mit ihm das gewohnte und liebgewonnene Stilmittel des ausufernden Feedbacks. Nicht selten sind ja die Lieder von Mascis die besten, die auch am längsten dauern (mit Ausnahme des schändlich verunstalteten, weil apprupt beendeten Cure-Covers „Just Like Heaven“), so auch hier – „Can I“ mäandert herrlich dahin und man ist bereit für den Treueschwur: So lange dieser Mann weiter unerschrocken solche Stücke verabreicht, will man ihm niemals die Gefolgschaft kündigen. Dass ihm mit Kurt Vile mittlerweile ernsthafte Konkurrenz im Nacken sitzt, sollte da kaum stören.
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