Was haben Gefühle mit Achtsamkeit zu tun?
In erster Näherung nichts!
Beginnen wir der Betrachtung von der anderen Seite.
Wie sagte Faust bei Goethe? „ Werd ich zum Augenblick zum Augenblick sagen: Verweile doch, du bist so schön!“
Was würde geschehen, wenn der Augenblick wirklich verweilen würde?
Das Leben würde erstarren, nicht einmal der nächste Augenblick könnte getan werden.
Was genau ist ein Augenblick?
Was bedeutet es in der Gegenwart zu leben?
Jeder einzelne Moment setzt sich zusammen aus:
- 1 Sekunde = 1000 Millisekunden
- 1 Millisekunde (ms) = 1000 Mikrosekunden = 0,001 Sekunden = 10-3 Sekunden
- 1 Mikrosekunde (µs) = 1000 Nanosekunden = 0,000 001 Sekunden = 10-6 Sekunden
- 1 Nanosekunde (ns) = 1000 Pikosekunden = 0,000 000 001 Sekunden = 10-9 Sekunden
- 1 Pikosekunde (ps) = 0,000 000 000 001 Sekunden = 10-12 Sekunden
- 1 Femtosekunde (fs) = 0,000 000 000 000 001 Sekunden = 10-15 Sekunden
- 1 Attosekunde (as)= 0,000 000 000 000 000 001 Sekunden = 10-18 Sekunden
Alles was nach der Sekunde kommt, ist für den Sinneskanal Auge kaum wahrnehmbar. Dennoch laufen auch in diesen kleinen Zeiteinheiten ungezählte Aktionen im Leben ab.
Am Beispiel eines Kolibris können wir den Flügelschlag des Vogels nicht mehr erkennen. Seine Flügel schlagen pro Sekunde 40-50 mal. Mit dem menschlichen Auge nicht mehr wahrnehmbar.
Das momentan schnellt Kamerasystem der Welt haben zur Zeit Amerikanische Forscher vom Institut für Technologie Massachusetts entwickelt, das Zeitlupenaufnahmen erzeugt, auf denen die Lichtausbreitung zu erkennen ist. Ca. eine Billion Bilder pro Sekunde nimmt das System auf.
Mit einer High-Speed Kamera den Kolibri gefilmt, lässt sich der Film anschließend, der aus einzelnen Bildern zusammensetzt ist, beobachten.
Slow Motion
Unser Verstand ist ein Rechner. Außer Bilder stehen ihm noch Geruch, Geschmack, Gefühle auf der Haut und Geräusche zur Verfügung. Daraus macht der Verstand das, was wir als Handlung erkennen. Nicht zu vergessen, dass auch noch die Konditionierung bei der verstandesmäßigen Daten Verarbeitung zur Bearbeitung zur Verfügung steht.
Stell dir folgen Aufnahme vor: Nachts, wenn der Wind ein Fenster schlagen lässt, geschieht dies im Bruchteil einer Sekunde. Nehmen wir an, du warst gerade am Einschlafen. Das Geräusch breitet sich in Form von Schallwellen aus. Diese werden von dem Ohr aufgefangen, weitergeleitet und vom Verstand in einen Kontext gebracht: Das Fenster schlägt. Schneller als es in jedem Rechner möglich wäre, steigen nun Gedanken und Gefühle von ihrer Rechnerfestplatte, hoch und werden vom Verstand verarbeitet. Je nachdem welcher Gemütszustand in dir vorherrscht, stehst du vielleicht auf und schließt das Fenster. Vielleicht hat das Geräusch dich auch erschreckt. Angst steigt auf. „Da ist noch jemand!“ Der Verstand verarbeitet automatisch eine Vorstellung, die zum Selbstläufer wird. In deiem Körper laufen die gleichen Reaktionen ab wie bei einer echten Bedrohung, und das Programm „Angriff“, „Verteidigung“ oder „Flucht“ übernimmt die Regie.
Je mehr der Mensch mit Angst reagiert, desto mehr setzt diese Angst sich fest und desto schnelle kann sie wieder ausgelöst werden.
Kein Multitasking- Instrument
Der Verstand kann immer nur eines nach dem anderen verarbeiten, wie in einem Film, der sich aus lauter einzelnen Bildern zusammensetzt. Einen Film kann man anhalten…und genau hier setzt die Achtsamkeit an. Wer achtsam ist nimmt das Geräusch als das wahr, was es ist: Schallwellen, die von außen als Sinnesreiz an das Ohr dringen. Würde dir die Gewohnheit der mentalen Notiz zur Verfügung stehen, würde jetzt für Neutralität gesorgt. Dieser kleine Moment der Neutralität reicht aus um Klarheit einkehren zu lassen: „Der Wind lässt das Fenster schlagen!“
Ist dieses Prinzip erkannt, erschließt sich die Kraft der Achtsamkeit von selbst. Sie verhindert, dass sich du dich in den Strudel der Vorstellungen hineinziehen lässt.
Irrationale Gefühle werden transparent, wahre Gefühle stellen dir dein Potenzial zu Verfügung.
Achtsamkeit ist das Werkzeug für inneres Wohlbefinden, bei ALLEM was du in deinem Leben erreichen möchtest.
