Geduldsprobe

Geduldsprobe

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Der nächste Morgen kam und mit ihm der Alltag. Bianca, Marco und ich gingen wie gewohnt unseren Pflichten nach.
Es wurde Mittag - dann nachmittag - der Feierabend war da und Dreju hatte sich nicht gemeldet. Er hätte sich melden können, er hatte auch meine Büronummer - aber er tat es nicht.
Abends zuhause blieb das Telefon ebenfalls stumm. Aufgewühlt und betroffen ging ich zu Bett. Nachdem wir uns in der Woche zuvor fast jeden Tag gesehen hatten und nach dem wundervollen Wochenende war sein Schweigen unerträglich für mich. Warum nur meldete er sich nicht? Waren all die schönen und wohltuenden Worte reines Kalkül gewesen? Nein, das konnte und wollte ich nicht glauben. Hinter seinen Worten waren tiefe Gefühle gewesen, das zumindest meinte ich gespürt zu haben. Seine liebevolle und zuvorkommende Art mit mir umzugehen - war alles nur Schauspielerei und Mittel zum Zweck? Nein, so sehr konnte ich mich doch nicht in ihm getäuscht haben.
Der Dienstag kam. Und auch er verging ohne eine weitere Nachricht von Dreju. Zwei Tage und Nächte ohne ein Lebenszeichen von ihm, das war unerträglich. Diese Spannung, diese Unsicherheit, diese Gefühle in mir, die Loopings schlugen... ich wusste nicht mehr aus noch ein. Ich konnte und wollte einfach nicht glauben, dass Dreju sich nicht mehr melden würde, dass alles vorbei war, noch bevor es richtig angefangen hatte. In dieser Nacht weinte ich mich vor lauter unerwarteter Zurückweisung, Enttäuschung und Verletztheit in den Schlaf...
Hoffnungslos begann der Mittwoch. Wieder das Alltagseinerlei...Kinder wecken...Frühstück richten...Schulvesper vorbereiten... Kinder in die Schule schicken... zur Arbeit gehen...
grau und trist zog sich der Arbeitstag in die Länge. Es war ca. 15 Uhr, da klingelte das Telefon auf meinem Schreibtisch. "Oh nein! Wieder ein Kunde, der sich über eine seiner Meinung nach ungerechtfertigte Mahnung beklagt!" dachte ich und nahm dementsprechend schlecht gelaunt den Hörer ab und meldete mich:
"Firma Müller und Meier, Elke Hahn, was kann ich für Sie tun?"
"'Allo? Elke? Isch bin es... Dreju!"
Er war es! Er war es tatsächlich! Wie vom Donner gerührt saß ich einige Sekunden nur da und suchte nach Worten!
"Elke? 'örst Du misch? 'allo?"
Mein Hals war trocken, ich bekam nur ein trockenes Räuspern heraus.
"Cherie? Bist Du erkältet?"
So langsam lösten sich meine Synapsenblockaden und ich konnte meine Gedanken wieder einigermaßen steuern. Auch meine Sprache kam zurück.
"Hallo Dreju!" bekam ich mühsam heraus.
"Beloti, wie geht es Dir?"
Was sollte ich auf diese Frage antworten? Dass es mir schlecht ging? Dass ich wütend auf ihn war, weil er mich so lange hatte zappeln lassen? Dass ich mit dieser Situation und meiner chaotischen Gefühlswelt total überfordert war? Doch noch bevor ich etwas antworten konnte fuhr er fort:
"Es tut mir leid, dass isch misch jetzt erst melde. Isch brauchte Zeit für misch. Isch wollte mir über meine tiefen Gefühle zu Dir klar werden. Noch nie 'abe isch so viel für eine Frau empfunden... und sie wurden immer stärker, je länger isch von Dir getrennt war. Jetzt 'abe isch es nischt mehr ausge'alten ohne Disch und isch will Disch unbedingt 'eute abend se'en! Bitte sag ja!"
Meine Wut auf ihn und meine Enttäuschung kämpften mit der in mir aufsteigenden großen Erleichterung und Freude. "Er hat sich gemeldet! Er will Dich wieder sehen!" dachte ich glücklich. Doch sofort kam auch meine zweite innere Stimme zu Wort, die mir riet:"Mach es ihm nicht zu einfach" Zeig ihm Deine Erleichterung und Freude nicht zu sehr. Schließlich hat er Dich die letzten 3 Tage durch die Hölle gehen lassen!"
"Heute abend sagst Du? Mal sehen... eigentlich wollte ich mich heute abend mit meiner Freundin treffen..." - das entsprach absolut nicht der Wahrheit, aber ich wollte ihn nun auch etwas zappeln lassen - "...ist es dringend? Hat es nicht Zeit bis morgen?"
"Je t'enprie Beloti! Bitte... sag ja! Isch 'alte es keinen Tag länger ohne Disch aus!"
"Ok. Wenn es Dir so wichtig ist...dann treffen wir uns heute abend in der Stadt vor unserer Diskothek um 21 Uhr. Vorher kann ich nicht."
"Oui Cherie, ganz wie Du willst. Isch freue misch so! Bis 'eute abend!" sagte er, dann beendeten wir das Gespräch.
Minutenlang starrte ich weiter auf das Telefon. Endlich! Endlich hatte er sich wieder gemeldet. Unsere Geschichte würde weiter gehen, da war ich mir nun sicher. Schließlich hatte er ja gesagt, dass seine Gefühle für mich noch stärker geworden waren. Eine tiefe und innige Freude machte sich in mir breit und verdrängte nach und nach meine Enttäuschung. Ich würde ihn heute abend wieder sehen. Nur das zählte noch.
"Elke? Huhu! Alles in Ordnung mit Dir?" Die Stimme meiner Kollegin, die mir gegenüber saß, drang langsam zu mir durch.
"Bitte? Ähh... ja klar, alles in Ordnung. Ich hab gerade nur einen unerwarteten und überraschenden Anruf bekommen. Aber alles ok. Danke der Nachfrage!" stotterte ich.
"Na dann bin ich ja froh! Du siehst aus, als ob Du einen Kaffee vertragen könntest. Ich hol Dir mal einen." sagte sie. Dankbar nahm ich ihr Angebot an.
Heute abend würden Dreju und ich uns wiedersehen.
Plötzlich war alles so leicht und beschwingt. Ich begann die Stunden bis dahin zu zählen.


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