Fundamentalismus heute: Religiöser Waffenwahn

Kein Zweifel – die sind irre, die Amis. Im Land der absurden Schadensersatzforderungen kommen angeblich jedes Jahr 30.000 Menschen durch Schussverletzungen um (andere Quellen nennen 12.000 Tote, aber das ist ja auch sehr viel), 100.000 werden verletzt. Seit 1979 sollen in den USA mehr Kinder erschossen worden sein, als US-Soldaten im Vietnam-Krieg. Und trotzdem ist es in den USA nicht möglich, zumindest automatische Schnellfeuerwaffen für professionelle Militärs für die private Nutzung zu verbieten. Im Gegenteil: Nach dem Amoklauf in der Sandy-Hook-Grundschule haben sich Vertreter der Waffenlobby nicht entblödet, zu behaupten, dass das alles nicht passiert wäre, wenn es mehr Waffen geben würde. Dann hätten die bewaffneten Lehrer wie die Sheriffs im Western den Bad Guy nämlich einfach erschießen können. Dazu gibt es ein, wenn es nicht so traurig wäre, schon wieder komisches CNN-Interview, in dem der Moderator Piers Morgan, ein aus Großbritannien stammender Journalist, den Waffenlobbyisten Larry Pratt beschimpft.


Kein Wunder, dass prompt Forderungen laut wurden, Morgan zurück nach England zu schicken. In England wurden nach einem Amoklauf im schottischen Dunblane 1996 die Waffengesetze extrem verschärft, woraufhin die Mordfälle mit Handfeuerwaffen deutlich zurückgingen.

Nun ist es nicht so, dass sämtliche Einwohner der USA glauben, dass die Erde eine Scheibe ist – aber erschreckend viele tun es doch. Was soll man von einem Land erwarten, in dem es so viel religiösen Fanatismus, patriotische Idiotie und gleichzeitig einen irrationalen Sicherheitswahn gibt?

Es gibt jede Menge objektive Belege dafür, dass weniger Menschen erschossen werden, wenn es weniger Schusswaffen in den Händen von Privatleuten gibt. Ein Kommentator der New York Times stellt fest, dass die USA das einzige Industrieland ist, das dieses unglaubliche Waffen- bzw- Gewaltproblem hat und sämtliche anderen Länder nicht nur strengere Gesetze, sondern auch sehr viel weniger Tote durch Schusswaffen zu beklagen haben. In Japan wurden im Jahr 2008 11 Menschen erschossen, in den USA im gleichen Zeitraum 12.000. In Japan wohnen 126 Millionen Menschen, in den USA etwa 300 Millionen.

Weil es trotz objektiver Belege für das Gegenteil aber weiterhin den Glauben gibt, dass Waffen für mehr Sicherheit und weniger Tote sorgen, muss man den Waffenfetischismus in den USA als quasi religiösen Wahn betrachten. Genau das macht es für die Waffengegner so schwierig – bekanntlich kann man religiösen Fanatikern nicht mit Vernunft, also rationalen Argumenten, beikommen. Denn der religiöse Eiferer hat sich ja bewusst für das Irrationale, also seinen Glauben, entschieden. Glauben ist eben nicht Wissen, im Gegenteil, das Nichtwissen erst macht den Glauben stark. Genau wie der Islamist glaubt, sich mit der Selbstmordbombe ins Paradis zu sprengen, glaubt der Papst an die unbefleckte Empfängnis und verbietet Kondome (obwohl es da ja nun wirklich keinen Zusammenhang gibt) und die US-amerikanische Mutter glaubt, dass es keine bessere Vorbereitung auf das Überleben in der US-Gesellschaft gibt, als regelmäßige Schießübungen mit den handelsüblichen automatischen Haushaltswaffen gemeinsam mit den lieben Kleinen.

Insofern sehe ich schwarz für Obama, sofern er sich überhaupt ernsthaft um Gesetzesänderungen bemühen sollte. Das emotionale pseudoreligiöse Geschwurbel, das er bei der Gedenkfeier für die erschossenen Kinder von Sandy Hood abgelassen hat, lässt aber befürchten, dass der Friedensnobelpreisträger es gar nicht erst versuchen wird, es mit der mächtigen US-Kirche NRA aufzunehmen.


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