Genau, diese Frage stellte ich mir auch.
Wenn Ihr interessiert seid, worum es sich handelt, dann lest meinen heutigen Beitrag.
Viel Spaß beim Lesen.
Friedhöfe – Orte der Erinnerung und der Trauer – wir kennen die „normalen“ Friedhöfe für Mensch und Tier, aber auch Autofriedhöfe und Glockenfriedhöfe.
Vor einiger Zeit stieß ich beim Lesen auf das Wort "Glockenfriedhof", was mir überhaupt nichts sagen wollte.
Wenn ich so etwas lese oder höre, dann muss ich einfach nachschauen, da bin ich einfach viel zu neugierig - geht es Euch auch so?Deshalb geht es heute um "Glockenfriedhöfe".
In den letzten beiden Weltkriegen kam es in Deutschland immer wieder zur Abholung von Kirchenglocken – die Glocken waren aus Bronze gegossen und damals wichtiger Rohstoff für die Rüstungsindustrie. Natürlich war niemand erbaut darüber seine Kirchenglocken abzugeben, es geschah denn auch nicht freiwillig. Die Glocken wurden von Staats wegen quasi beschlagnahmt und abgeholt.
Im Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) sammelte man nur Glocken aus Bronze, man verbrachte sie auf große Sammelplätze – diese wurden schnell auch „Glockenfriedhöfe“ genannt. Man unterschied die Glocken dabei nach drei Gruppen:
- · Gruppe A: Hier waren eigentlich alle die Glocken gelistet, welche letztlich eingeschmolzen werden sollten – diese hatten also relativ wenig Chancen den Krieg zu überleben.
- · Gruppe B: Hier wurden drei Untergliederungen gemacht
- Glocken die einen mäßigen künstlerischen Wert besaßen und auch diejenigen Glocken, welche noch nicht endgültig für die Gruppe C bewertet worden waren.
- Glocken, welche für das Geläut erforderlich waren, dabei wurde meist nur die leichteste der Glocken zunächst zurückgestellt.
- Glocken (jetzt wird es kompliziert) für die eine „Entschädigung unter den reinen Einbaukosten von Ersatzglocken (ohne die Kosten für die Ersatzglocke selbst) gezahlt worden wäre. (Wikipedia sei Dank!)
- · Gruppe C: Hier wurden Glocken aufgeführt die einen besonderen historischen oder künstlerischen Wert besaßen – was von Sachverständigen bescheinigt werden musste – diese Glocken hatten natürlich die besten Chancen den Krieg zu überleben.
Alle Glocken der Gruppen B und C wurden letztlich nicht verwendet – glücklicherweise.
Wurden die Glocken abgeholt zahlte man eine, nach Gewicht bemessene, Entschädigung.
· Über 665 kg – je 2 Mark das Kilogramm und eine 1.000 Mark betragende Grundentschädigung
· Unter 665 kg – je 3,50 Mark das Kilogramm aber dann keine zusätzliche Grundentschädigung
Insgesamt nimmt man an, dass den ersten Weltkrieg ca. 65.000 Glocken nicht überlebt haben, da sie eingeschmolzen wurden.
Was im Ersten Weltkrieg schon schlimm war ging im Zweiten Weltkrieg genauso weiter, auch hier wurden Rohstoffe für die Kriegsmaschinerie benötigt – wieder mussten die Glocken herhalten.
Es gab wieder Typisierungen von A, B, C und D – eigentlich waren nur die Glocken in der D Kategorie sicher vor der Schmelze, A un B mussten sogleich abgegeben werden und C war die Warteposition.
Wie schon im Ersten Weltkrieg wurde auch im Zweiten Weltkrieg eine Läuteglocke pro Kirche erhalten, allerdings durfte diese nicht mehr als 25 Kilogramm wiegen – es waren also sehr kleine Glocken.
So manche uralte Glocke, sogar aus dem 16. Jahrhundert, fiel den Schmelzöfen zum Opfer – wobei man sich wieder auf Bronzeglocken konzentrierte. Man geht heute davon aus, dass im zweiten Weltkrieg über 45.000 deutsche Kirchenglocken eingeschmolzen wurden und noch einmal über 35.000 aus den besetzten Gebieten – auch eine Tragödie, natürlich weit weniger als die zahlreichen Mensch- und Tierleben aber dennoch.
Glockenfriedhöfe gab es in Hamburg bei der damaligen Norddeutschen Affinerie (heute Arubis AG), in Harburg, Oranieburg, in Hettstedt, Ilsenburg und Lünen. Insgesamt lagerten dort noch mehr als 10.000 Glocken zur Schmelze bei Kriegsende.
Ein trauriges Kapitel mehr zu vielen weiteren in diesen schrecklichen Zeiten.
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