Friede Springer entlässt den Bundespräsidenten

Zu vermuten ist, Diekmann ist drauf und dran, eine Wette zu verlieren. Nämlich jene, dass er der mächtigste Mann Deutschlands ist. Es scheint eine Frist zu geben, bis wann Wulff aus dem Amt sein soll - und das soll möglichst bald geschehen, könnte man meinen. Springer bringt nämlich jedes Fitzelchen, das Wulff belasten könnte, jede Zote auf den Bundespräsidenten, jedes noch so aberwitzige Statement als Neuigkeit. Fast im Sekundentakt neue Aufmacher bei BILD Online. Minutiös wird jede Regung zu Wulff festgehalten und aufgebauscht. Dahinter kann nur die Absicht lauern, Wulff endgültig aus dem Amt zu werfen.
Jede Krume wird aufgelesen
Jede noch so randständige Bemerkung ist Schlagzeile; jedes noch so lausige Wortspiel ist recht, um Wulff zu befeuern. So schrieb BILD, man fliege mit dem Bundespräsidenten über den Rubikon, auf seine damalige Bemerkung anspielend, die er auf Diekmanns Anrufbeantworter gesprochen haben soll. Irgendeine Person, Name schon wieder entfallen - nicht wichtig genug! -, verkündet, dass in zwei Wochen Wulffs Rücktritt zu erwarten sei - für BILD Online eine Schlagzeile! Ein CDU-Pfarrer verteidigte Wulff in einer Talkshow - ebenfalls Schlagzeile! Als sei sowas in der Geschichte dieser Mediokratie und seiner Polit-Geschwätz-Shows noch nie geschehen, als haben dort Parteifreunde nie zuvor Parteifreunde an der Wahrheit vorbei in Schutz genommen. Dann heißt es, dass Schauspieler Wulff meideten - Aufmacher für zwei Stunden! Kalkofe veräppelt Wulff, meldete man hinterher - so verspotten die Narren Wulff, hieß es alsdann. Bilder von den Karnevalswagen schon vorab; so was gab es noch nie, ein Bundespräsident als Zielscheibe närrischen Spotts! Und Bernd Stelter, der witzelt auch; und der Jörk Knör auch; und "Dat Filmmännchen"... - wer immer das wieder ist.

Und es findet sich immer noch ein und noch ein Quatschkopf, der Wulff verteidigt, ausgelacht, persifliert, aufgefordert, hinterfragt, analysiert, Mut zugesprochen, den Rücktritt ans Herz gelegt, schwere Zeiten vorausgesagt, verspottet oder ermahnt hat. Jede Krume zum Thema Wulff wird aufgelesen. Kurzum, es wirkt fast so, als würde die ganze Republik auf Seiten Diekmanns und seines Arbeitgebers stehen.
Eine Nation gegen Wulff
Um Gerechtigkeit oder Wahrheit geht es Diekmann dabei nicht. Das entspräche auch nicht der üblichen Agenda. Jede noch so belanglose Stimmungslage gegen Wulff, jede Neuigkeit oder die aufgewärmten schon bekannten Erkenntnisse, sind nur deshalb Thema, weil Diekmann sich und dem Land etwas beweisen will. Mit dem kleinlichen Schlagzeilen-Bombardement will er deutlich machen, dass gegen ihn und den Konzern, für den er steht, niemand im Amt bleiben kann. Einen Minister konnte er letztes Jahr nicht halten - Machtverlust witterten da viele. Aber aus dem Amt jagen, dass kann Springer noch. Die Republik soll wissen: Wer dem BILD-Chefredakteur dumm kommt, der fliegt - und braucht es dazu eben boulevardeske Brachialgewalt, so sei es so - und male man hierzu das Gemälde einer Nation gegen Wulff, so sei es so - jedes Mittel ist recht, wenn nur bewiesen wird, wer in diesem Land Präsidenten macht und wer nicht.
Diekmanns Chefin hat als Mitglied der Bundesversammlung Christian Wulff gewählt. Jetzt hat sie ihrem Chefredakteur angewiesen, ihn wieder aus dem Amt zu entfernen. Und jedes noch so kleine Fitzelchen, das sich gegen Wulff sammeln läßt, soll zur Entlassung beitragen. So machen das Arbeitgeber zuweilen mit unliebsamen Mitarbeitern, Fakten sammeln und aufbauschen, erfinden und überhöhen, Kollegen befragen und jede noch so randständige Meinung zur Kenntnis nehmen. Manche nennen das Mobbing, wie es kurz vor Kündigungen oft vorkommt - Springer nennt das Journalismus...


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