Frauenfeindlich

Sie behauptete von mir, ich sei “frauenfeindlich”.

“Wenn man dich immer so von Frisuren reden hört…”

Dabei sind Frisuren nur eine der drei Störgrößen, die einen guter Autofahrer im Straßenverkehr behindern.

Die schlimmste Größe – respektive das Schlimmste überhaupt – sind Grauköppe.

Grauköppe sind diejenigen, die eine halbe Ewigkeit auf der Hauptstraße stehen bleiben, bis man, selbst kommend von der Nebenstraße, glauben muss, hier werde das Vorfahrtsrecht überlassen. Die aber genau dann losfahren, wenn sich die Befahrer jeder Nebenstraße – in fehlerhafter Vermutung – schließlich anschicken, diese Kreuzung zu passieren.

Darüber hinaus gibt es die Kurzhaarigen, meist schrottigem Dreier-BMW ausgestattet, den sie für ein Rennauto halten. Die ständig drängeln, um Gas geben zu können. Eine Intention, die deren Auto stets nur schwach umsetzen kann. Ein altes Auto rennt nicht mehr. Kurzhaarige Haben jeder Ampel Rot, weil sie aus irgendwelchen Gründen nicht wissen, was “vorausschauend fahren” bedeutet. Sie sind Testosteron-Masochisten, die ihren ersten Unfall noch vor sich haben.

Aber weder über Grauköppe noch über Kurzhaarige lohnt sich ein Wort. Sie liefern stets die gleichen Störungen des Straßenverkehrs und des Wohlbefindens.

Frisuren dagegen, sind schon allein deshalb erwähnenswert, weil sie für immer (und immer wieder) für Überraschung sorgen. Wie neulich im Kreisverkehr. Fast wäre es zum Unfall gekommen, weil eine Frisur das Prinzip “rechts vor links” präferierte. Also nicht derjenige, der sich im Kreisverkehr befindet, habe demnach Vorfahrt, sondern immer nur die Jenige (Zwinkerndes Smiley), die rein fährt.

Jedenfalls führte meine Frau mit mir ein erzieherisches Gespräch. Mit viel “Das geht nicht!” und “So was sagt man nicht!” gewürzt.

Woraufhin ich ihr versprach, mich zu bessern.

***

Wir kommen mit vollem Einkaufswagen aus einem Center. Gerade parkt eine Frisur, dergestalt dass zwischen ihrer Beifahrertür und meiner Fahrerseite gerademal eine Spiegelbreite Platz bleibt.

Die Frisur steigt aus, sieht uns stehen und staunt.

“Ach, wollten sie gerade einsteigen?”

Normalerweise würde ich hierauf einen Spruch liefern.

“Nö. Wir lieben es, in Parkhäusern zu stehen. Je länger – je lieber.”

Aber so etwas Machohaftes verkneife ich mir in Anbetracht der jüngsten Diskussion. Nicke daher nur und warte geduldig, was nun weiter geschieht.

Die Frisur steigt wieder ein. Kurvt nun hin, kurvt her – “vor, zurück, zur Seite, ran”. Und parkt jetzt eine andere Center-KundIn zu. Ebenso, wie sie es zuvor mit mir tat.

Nun wende ich mich an meine Frau:

“Hast du gehört, wie ich schwieg?”

Hattse.

Sie nickt.


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