Franz M. Wuketits – Darwins Kosmos

[Erstveröffentlichung: 23. November 2009]

Franz M. Wuketits – Darwins KosmosAls ich am Anfang des Jahres in der Berliner URANIA Franz Wuketits lauschte, ahnte ich noch nicht, dass ich etwas später genau das Buch kaufen würde von ihm, dass die Grundlage seines Vortrages war.

Drum waren mir die im Buch vorgestellten Ideen Wuketits nicht fremd; zumal sie denen entsprechen, die auch Schmidt-Salomon (bedeutend ausführlicher) in seinem letzten berührt.

Wuketits ist nicht nur im Beirat der GBS tätig, sondern vor allem ein hochangesehener Wissenschaftstheoretiker (mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften). Das erklärt, weshalb der Schwerpunkt seines Buches auf einer theoretischen Ebene liegt. So sind die ersten fünf Kapitel vor allem eine historische Reise durch die Evolutionstheorie. Allerdings stellt er auch die “Sinnfragen” nach dem Leben und den Tod.

Dieses Buch kann einerseits als Streifzug durch die Gedankenwelt Darwins und die moderne Evolutiontheorie gelesen werden, andererseits aber soll es – vor allem – aufzeigen, welche ideengeschichtlichen Konsequenzen damit untrennbar vorhanden sind. (Seite 10)

Bereits beim oben erwähnten Vortrag war es Wuketits wichtig, klarzustellen, dass Darwins berühmtes “survival of the fittest” keineswegs bedeutet, dass nur der Stärkste überleben wird. Sondern dass es auch bedeuten kann, dass der Feigste überleben wird. Einfach, weil er seine Gene weitergeben kann.

Sehr deutlich macht Wuketits, dass es sich bei der Evolutionstheorie um eine wissenschaftliche und damit überprüfbare und dynamische Wissenschaft handelt. Und sich so absolut von der Irrlehre der Kreationisten und des “intelligent design” unterscheidet. Ich habe das ausführlich bereits an anderer Stelle zitiert. Wuketits nimmt sich das gesamte vierte Kapitel des Buches Zeit, die Evolutionstheorie gegen die pseudowissenschaftlichen Darstellungen diverser Sekten zu stellen. Und die Denkfehler der “Wissenschaftskritiker” bloßzustellen.

Das dem Buch den Namen gebende letzte Kapitel fand ich persönlich am interessantesten: versucht doch Wuketits hier ein Plädoyer für ein “Sinnvolles Leben in einer sinnlosen Welt”:

Den sich möglicherweise einstellenden peinlichen Affekt in Anbetracht des Umstandes, dass wir in einem sinnlosen Universum leben, können wir … mit Humor kompensieren… (Seite 135)

Auch wenn es nur einige wenige Sätze sind, so hat Wuketits Buch tatsächlich auch eine realpolitische Komponente. Zum Beispiel, wenn er davon spricht, dass

der Glaube an ein intelligent design … letztlich nur der Durchsetzung moralischer Absolutheitsansprüche und politischer Macht [dient]. (Seite 119)

Und so kommt Wuketits letztlich dazu, Eigenverantwortung zu fordern. Wenn nötig, auch gegen einen Staat, wenn dieser die oben genannte Macht missbraucht.

“Der Staat” ist keine Person! Ausdrucksweisen wie “Wille des Staates” wurzeln in jener alten und gefährlichen Überzeugung, dass der Staat [...] als Organismus zu betrachten sei. [...] Die Evolutionstheorie legt eine völlig andere Betrachtungsweise nahe. Real ist nur das Individuum… (Seite 111)

Hier geht er meiner Meinung nach sogar über Schmidt-Salomons Konsequenzen hinaus, die sich aus einem selbstbestimmten und nicht “von moralischen Instanzen” abhängigen Leben ergeben können.

Ein ordentliches, nicht immer leicht zu lesendes (und leider mit zu vielen Druckfehlern behaftetes) 150-Seiten-Buch. Wer sich mit dem Thema befasst, kommt an Wuketits nicht vorüber.

Nic

Rezension vom Armin Pfahl-Traughber beim hpd
Artikel von Peter Menne zum Buch beim hpd
Drei Fragen an… Franz Wuketits beim hpd


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