Formel 1: Die Halbzeitanalyse – Mercedes, Lotus, Ferrari und Red Bull Racing

Im letzten Teil unserer Halbzeitanalyse befassen wir uns mit Mercedes, Lotus, Ferrari und Red Bull Racing.

25582067-53716672013Beginnen wollen wir mit Mercedes, die in der ersten Saisonhälfte doch überraschen konnte. Denn so wirklich hat mit Mercedes auch in diesem Jahr keiner gerechnet, selbst die Fahrer nicht. Vor Saisonbeginn meinte Lewis Hamilton, dass er froh wäre, wenn er in die Punkte kommen würde. Doch die ganzen  Neueinkäufe an Ingenieure und Management haben einiges gebracht und so hat Mercedes in diesem Jahr den Rückstand von gut 1,2 Sekunden aus dem Vorjahr aufgeholt. Das man das überhaupt geschafft hat ist schon beachtlich, da sich das Reglement im Vergleich zum Vorjahr im Prinzip nicht geändert hat.

Auch wenn man das nach wie vor dementiert hat diese starke Entwicklung durchaus was mit dem mehr oder weniger illegalen Reifentest in Barcelona zu tun, denn der wirkliche Aufstieg von Mercedes kam erst nach selbigen. Dennoch hat man diesen „Reifentest“ für sich optimal genutzt und einen großen Schritt nach vorne gemacht. Allerdings ist die Form nach wie vor etwas inkonstant. Während man am Nürburgring noch unter ferner Liefen fuhr und mit den altbekannten Reifenprobleme kämpfte, war man in Ungarn wieder das Team das es zu schlagen galt.

Mit Lewis Hamilton hat man noch Chancen im Kampf um die Fahrerweltmeisterschaft. Hamilton fährt für seine erste Saison eine richtig gute Saison, nachdem er am Anfang doch etwas Eingewöhnungsschwierigkeiten hatte und sich Rosberg geschlagen geben musste. Auch die ersten beiden Siege musste er dem Deutschen überlassen. Erst in Ungarn konnte Hamilton gewinnen, allerdings hatte der Weltmeister aus der Saison 2008 oftmals auch Pech, wie beispielsweise beim Rennen in Silverstone, als ihm als Führender der Reifen um die Ohren flog.

Auch Rosberg macht in diesem Jahr einen tollen Job. Zwei Siege konnte der Deutsche bisher einfahren. In der Weltmeisterschaft liegt Rosberg doch relativ deutlich hinter Hamilton, was aber auch damit zusammenhängt, dass Rosberg in diesem Jahr auch schon das eine oder andere Mal Pech hatte. Was aber auffällig ist, ist das wenn Rosberg weiter hinten startet, er nicht wirklich nach vorne kommt, sondern einfach dort stecken bleibt wo er war. Das spricht nicht wirklich für Rosberg. Rosberg mag ein guter Fahrer sein ohne Frage, aber meiner Meinung nach wird er nach wie vor von vielen überbewertet.

Ob man mit Lewis Hamilton noch wirklich mit um die Weltmeisterschaft fahren kann, darf man auch durchaus in Frage stellen, da die Formschwankungen nach wie vor zu groß sind. Aber wer weiß, vielleicht hat man dies ja in der Sommerpause auch in den Griff bekommen.

2013 German Grand Prix - SundayLotus ist gut in die Saison gestartet. Kimi Raikkonen konnte den Saisonauftakt für sich entscheiden, was durchaus eine kleine Überraschung war. Der Finne überzeugt auch in dieser Saison wieder in jedem Rennen, denn bisher landete Raikkonen bei jedem Rennen in den Punkten und stand bei sechs Rennen auf dem Podium. Der Rückstand von Raikkonen liegt momentan bei 34 Punkten, was daran liegt, dass es in Monaco und Kanada nicht wirklich gut lief. Dennoch muss man ihn nach wie vor im Kampf um die Weltmeisterschaft auf der Rechnung haben.

Romain Grosjean ist in diesem Jahr schon etwas besser unterwegs, als im vergangenen Jahr unterwegs. Dennoch ist er nach wie vor zu inkonstant und fällt teilweise immer noch durch unschöne Aktionen auf. Man darf gespannt sein, wie es für Grosjean weitergehen wird, denn sein Vertrag läuft ebenfalls am Ende der Saison aus. Sollte Raikkonen allerdings zu Ferrari wechseln, dann dürften die Chancen des Franzosen wieder besser stehen, da Lotus nicht beide Piloten austauschen möchte.

Generell muss man aber das gesamte Lotus Team loben, denn was das Team aus seinen Möglichkeiten macht ist beachtlich. Das Budget liegt deutlich unter dem von Ferrari und Red Bull. Das Problem von Lotus ist, dass man schon wieder über die eigenen Verhältnisse lebt. Bereich im vergangenen Jahr schloss man mit einem operativen Minus von gut 60 Millionen Euro ab. Allerdings dürften die Kassen bald wieder besser gefüllt sein, schließlich hat man vor kurzem 35 % an arabische Investoren verkauft.

Klar ist aber, wenn man noch ein Wörtchen um den Kampf um die Weltmeisterschaft mitreden möchte, dann muss das Entwicklungstempo erhöht werden. Und genau da liegt eben das Problem. Aufgrund des derzeit knappen Budgets kann man mit dem Tempo von den großen Teams nicht mithalten. Interessant wird sein, was sich in der Sommerpause getan hat und ob man die Lücke nach vorne etwas schließen konnte.

alonsoAuch bei Ferrari lief der Saisonstart bestens, dementsprechend gut gelaunt war man nach den ersten Rennen. Doch diese gute Laune verflog kurz nach dem Europaauftakt. Während man in Barcelona noch das Team war das es zu schlagen galt, ging wenig später gar nichts mehr. Will heißen, man ist bei der Entwicklung des F138 in eine vollkommen falsche Richtung abgebogen. Die neuen Teile die man zu den letzten Rennen ans Auto schraubte, brachten nicht den gewünschten Fortschritt und dementsprechend groß war der Frust bei der Fernando Alonso, der sich zum Geburtstag ein Auto wie den Red Bull wünschte. Die Kritik schmeckte Luca di Montezemolo überhaupt nicht und kritisierte seinerseits den Spanier scharf und forderte gleichzeitig auch das Team auf noch härter zur arbeiten. Die Luft bei Ferrari ist derzeit also ziemlich dick.

Fernando Alonso fuhr bisher eine gute Saison. Wie immer holt der Spanier das Maximum aus dem Auto heraus und fuhr eigentlich auch immer fehlerfrei. Wenn man ihm etwas vorwerfen will, dann war dies beim Großen Preis von Malaysia, als er mit kaputtem Frontflügel weiterfuhr, welcher sich Ende Start/Ziel dann verabschiedete ihn ins Kiesbett beförderte. Allerdings muss man sagen, dass Alonso den Flügel aus dem Cockpit nicht sehen konnte, daher wusste er auch nicht, wie groß die Beschädigung war. Das Team hätte ihn darauf hinweisen müssen.

Felipe Massa hingegen ist nach wie vor nicht konstant genug. Der Brasilianer hat mal gute Rennen, bei denen er einigermaßen mit Alonso mithalten konnte, aber auch Rennen bei denen er völlig abfiel. Dazu kamen dumme Fehler wie beim Rennen auf dem Nürburgring. Massas Cockpit bei Ferrari wackelt mal wieder extrem. Die Anzeichen verdichten sich, dass der Vertrag mit dem Brasilianer nicht verlängert wird. Kimi Raikkonen soll den Brasilianer wohl ablösen.

Bei Ferrari muss nach der Sommerpause ein großer Schritt folgen, denn man muss dringen Punkte auf Vettel gutmachen, ansonsten fährt der WM Zug langsam aber sicher aus dem Bahnhof.

F1 Grand Prix of Great Britain - QualifyingZu guter Letzt kommen wir noch zu Red Bull Racing. Das Team startete natürlich wieder als Topfavorit in die neue Saison und ist dem durchaus auch gerecht geworden. Zwar lief der Saisonauftakt nicht ganz so toll wie man sich das erhoffte, aber dies zeigten bereits die Testfahrten vor Saisonbeginn. Allerdings hat man die kleinen Probleme schnell in den Griff bekommen und ist nun wieder das Team das es zu schlagen gilt.

Zwar hat Vettel derzeit einen ordentlichen Vorsprung in der Weltmeisterschaft, aber dies liegt nicht unbedingt an der Dominanz von Red Bull oder Sebastian Vettel, sondern viel mehr daran, dass sich die Konkurrenz in der ersten Saisonhälfte selbst die Punkte weg nahm bzw. die Konkurrenz einfach nicht kontant genug war.

Sebastian Vettel hat natürlich wieder eine gute Saison hingelegt. Der Deutsche hat im Prinzip keinen Fehler gemacht und immer das bestmögliche herausgeholt. Wenn man Vettel etwas vorwerfen will, dann war dies beim Großen Preis von Malaysia, als er sich nicht an die Teamorder hielt und seinen Teamkollegen Mark Webber noch überholte.

Mark Webber hat mal wieder eine Seuchen-Saison und man hat auch ein wenig das Gefühl, dass ihm die Situation in Malaysia endgültig den Zahn gezogen hat. Seit dem läuft mal wieder überhaupt nichts mehr. In der Qualifikation fehlt ihm der Speed auf Vettel. Im Rennen ist er meist ganz gut unterwegs, aber startet eben zu weit hinten. Dazu kommt, dass bei Webber sehr oft die Defekthexe zuschlägt. Für Webber ist nach der Saison Schluss mit der Formel 1. Der Australier wird in die WEC wechseln und für Porsche an den Start gehen.

Die zweite Saisonhälfte wird also richtig spannend werden. Ist Red Bull schon durch? Oder bekommt das österreichische Team noch mal Druck von der Konkurrenz und wenn ja von wem? Wir dürfen uns also auf eine tolle zweite Saisonhälfte freuen, die am Wochenende in Spa beginnen wird. Eine Vorschau auf das Rennwochenende folgt morgen.


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