„Forbidden Games: The Justin Fashanu Story“

Die „falsche" Hautfarbe, die „falsche" Sexualität und am „falschen" Ende des sozialen Spektrums geboren, aber mit einem großen Talent gesegnet, hätte Justin Fashanu der Held einer sensationellen Geschichte mit phänomenalem Happy End werden können, aber das Leben entwickelt sich nicht nach Drehbuch. Justin Fashanus Story hat kein gutes Ende, was sie tragischerweise umso erzählenswerter macht. Es ist die Geschichte des ersten Profi-Fußballers, der sich während seiner aktiven Karriere als schwul outete.

Die bei Netflix angebotene Dokumentation „Forbidden Games: The Justin Fashanu Story" zeichnet das Leben von Justinus „Justin" Soni Fashanu nach, dem 1961 in London geborenen Sohn eines afrikanischen Paares, der als Pflegekind bei einer weißen Familie aufwuchs. Der Fußball brachte ihm für kurze Zeit Ruhm und Geld ein, doch sein Lebensstil wurde ihm zum Verhängnis. Mit 37 Jahren beging er Selbstmord.

Nachdem der Vater die Familie verlassen hatte, konnte die Mutter nicht mehr alle ihre Kinder versorgen und gab Justin und seinen jüngeren Bruder John in ein Waisenhaus. Von dieser Zurückweisung hat sich Justin niemals ganz erholt. Zwar wurden John und er von einer liebevollen Pflegefamilie aufgenommen, doch als schwarze Jungs in einer weißen Umgebung aufzuwachsen, die damals alles andere als offen für Integration war, machte die Selbstfindung nicht einfacher. Auf dem Fußballfeld aber schienen alle Probleme und Konflikte hinter dem jungen Justin zu liegen. Als Stürmer des Vereins Norwich City machte er bald landesweit von sich reden, besonders dank eines Traumtores gegen den Spitzenclub FC Liverpool. 1981 wechselte Justin zu Nottingham Forest und erzielte dabei als erster Spieler mit schwarzer Hautfarbe eine Ablöse von über einer Million Pfund. Diesem Druck war er jedoch nicht gewachsen. Seine Leistungen fielen rapide ab.

Als sein Trainer dahinter kam, dass sich Justin in der Schwulenszene bewegte, besiegelte dies sein Aus bei Nottingham Forest. Verletzungsprobleme erschwerten seine Chancen auf ein großes Comeback zusätzlich. 1990 outete Justin sich schließlich für eine Summe von 80.000 Pfund in der Boulevardzeitung The Sun als schwul. Dabei schmückte er seine Geschichte durch erfundene Affären mit Politikern aus. Dies musste er später öffentlich zugeben, als er in den Sog einer polizeilichen Ermittlung geriet. 1998 wurde er in den USA des sexuellen Missbrauchs eines 17-jährigen Jungen beschuldigt. Die Presse glaubte diese Anschuldigungen bereitwillig. Am 2. Mai 1998 erhängte sich Justin Fashanu in einer Garage.

„Forbidden Games": Der Schatten des Bruders

Die Story von Justin Fashanu ist auch die traurige Geschichte zweier Brüder, die als Kinder nur einander hatten und später von dem getrennt wurden, was eigentlich ihre gemeinsame Passion war: dem Fußball. Wie Justin peilte auch sein jüngerer Bruder John eine Fußballkarriere an. Er besaß aber nicht die bemerkenswerten technischen Fähigkeiten Justins und stand massiv im Schatten seines älteren Bruders. Wo Justin gefeiert wurde, erfuhr John Ablehnung. Dies führte bei dem jüngeren der Fashanu-Brüder zu sehr viel Neid und Enttäuschung. Als Justins Karriere aufgrund seines Lebensstils den Bach runterging, wendete sich das Blatt. Plötzlich war John mit seiner soliden Fußballkarriere beim Club FC Wimbledon, die ihm sogar zwei Einsätze in der englischen Nationalmannschaft einbrachte, der erfolgreichere der beiden Brüder und wollte auch, dass dies so blieb. Er half Justin nicht auf die Beine. Als Justin durch sein Coming-Out, welches John verhindern wollte, indem er seinem Bruder viel Geld bot, mehr und mehr zur Skandalnudel avancierte, wurden aus den Brüdern Erzfeinde. Sie bekamen nie die Chance, sich zu versöhnen.

„Forbidden Games": Stimmen und Bilder

Die Dokumentation aus dem Jahr 2017 erzählt die Geschichte des Justin Fashanu chronologisch anhand von Originalaufnahmen, darunter alte Fernsehberichte, Nachrichtenbeiträge und Interviews mit sowie über Justin Fashanu. Unterlegt ist dies mit einer kleinen Auswahl an Spielfilmszenen und aktuellen Aussagen von John Fashanu sowie ehemaligen Teamkameraden, Trainern und Freunden Justins. Die alten Fernsehbeiträge, überwiegend aus den 1970er, 1980er und 1990er Jahren, vermitteln uns nicht nur sehr viele Eindrücke von Justin und seinem Bruder, sondern auch von der politischen sowie gesellschaftlichen Situation in Großbritannien zu jener Zeit. Viele der 30 oder 40 Jahre alten Aussagen zum Thema Homosexualität von Politikern, Sportlern und Medienvertretern würden ihnen heute zwar Shitstorms par excellence einbringen, wirklich einfacher haben es homosexuelle Spitzensportler aber dieser Tage auch nicht. Die geringe Zahl an Outings seit Justin Fashanu 1990 beweist dies.

Es wird im Laufe der Dokumentation mehr als einmal betont, dass Justin Fashanu ein komplexer Charakter war, den niemand wirklich verstanden hat, und dieser Eindruck bleibt letztlich auch beim Zuschauer hängen. Wer war Justin Fashanu wirklich? Er wurde Opfer von Rassismus und Homophobie, ja, aber er galt auch nicht gerade als Aushängeschild der Schwarzen- und/oder Schwulenbewegung, denn vieles in seinem Leben war äußerst dubios. Er hat mehr als einmal gelogen, fragwürdige Kontakte gepflegt und Entscheidungen getroffen, die ihn an den Rand des Abgrunds führten. Am Ende seines Lebens war er ein Ausgestoßener, wegen Umstände, für die er nichts konnte und Umstände, für die er etwas konnte. Es ist komplex.


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