Fliegen – Losreissen von der Banalität

12-051

Der nachfolgende Text  entstand vor dreissig Jahren, auf einem Flug von La Paz nach Santa Cruz de la Sierra. Ich arbeitete damals als Landwirtschaftsberater im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit in Bolivien bei Aymara Indianern.

Startbahn

Nicht aktives Loslassen ist es, nein, vielmehr ein Wegtorkeln oder vielleicht ein angeschnalltes weggerissen werden von dem was so wichtig war, Raum und Zeit verzerren sich durch die zunehmende Geschwindigkeit, bis dann irgendwann unter Wolkendecken schläfrig alles eingeschlürft zerfließt.

Höhe gewinnen

Passives Loslassen und intensiv, bewusst ja gezwungenes Distanzgewinnen. Mensch und Dörfer, Projekte und Probleme verlieren sich in der Kleinheit. Wirkliches und Unwirkliches mischen sich plötzlich und angstvoll sucht man nur noch nach der eigenen Mitte.

Landschaft

Verwitterte Felsformationen, herausgepellt aus dem Sand, alles sieht so geheimnisvoll oder so spielerisch aus. Immer unwirklicher wirken die Schneefelder der Sierra Nevada und die vielen  braunen Schluchten. Wolken streifen plötzlich die silbergrauen Flügel. Die Welt wird mir so groß und so klein zugleich. Je mehr man die atemberaubende Geschwindigkeit erahnt umso ätzender beginnt die verzerrte Zeit, der verzerrte Raum zu wirken.

Zerreißen

Aktives Loslassen oder auch nicht. Erinnerungen straffen sich und dann zerreißen sie wie gestresste Girlanden. Wünsche zerfallen zu Staub, während neue Hoffnungen aus der Leere entstehen. Große Ziele werden abgespült, sammeln sich in Kopf-Pfützen, während plötzlich Unsinn zu Sinn gerinnen will.

Erneuerung

Wie vom japanischen Künstlerpinsel gezogene Silberschwünge:  die Flussläufe. Sie ziehen durch den gigantischen Sandkasten. Dort tun die Menschen ihre wichtigen Schritte, unter jedem Dach schlagen Herzen, sie lieben sich, sie streiten sich. Dort ist die Cooperativa, mit der ich arbeite. Und überall schält sich aus der Vergangenheit die Zukunft. Manchmal ist es eine Art Wandlung, manchmal eine Metamorphose, dann wieder eine Geburt. Meist aber frisst die Vergangenheit die junge Zukunft. Und ich hoffe, dass auch mal die Zukunft die zeitlose Vergangenheit verschlingt.

BILD
Wirklichkeit manifestiert sich / 29cm x 39cm / Collage und Acryl auf Zeichenpapier / 2012, N°12-051, Dieses Bild kanst Du kaufen. Es kostet 200.- CHF.


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