Filmkritik zu "True Grit"

Filmkritik zu

Die Coen Brüder machten mit ihrem Film ‚No Country for Old Men‘ einen Schritt in den Wilden Westen. In ihrem damaligen Werk ließen sie das Genre aus ihrem eigenen Kopf entspringen. Für ‚True Grit‘ bedienten sich die Regisseure jetzt eines Roman-Klassikers aus dem Jahr 1968. Bereits ein Jahr später – 1969 – als ‚Der Marshal‘ verfilmt, verkörperte hier die Schauspiel-Legende John Wayne den U.S.-Marshal Rooster Cogburn. Eine Rolle die ihm den Academy Award als bester Hauptdarsteller einbrachte. In der Neuauflage wird Jeff Bridges zum Augenklappen-tragenden, trunksüchtigen und schießwütigen Begleiter eines kleinen Mädchens, das Rache an dem Mörder ihres Vaters nehmen will.

Die 14-jährige Mattie Ross (Hailee Steinfeld) ist nämlich fest entschlossen, den kaltblütigen Mord an ihrem Vater nicht ungesühnt zu lassen. Da die Behörden ihr aber nicht helfen wollen, will sie den feigen Mörder Tom Chaney (Josh Brolin) mit eigenen Mitteln seiner gerechten Strafe zuführen. Für 100 Dollar engagiert sie den raubeinigen U.S. Marshall Rooster Cogburn (Jeff Bridges), der es mit dem Gesetz selbst alles andere als genau nimmt. Widerwillig lässt er sich von Mattie überreden, sie auf die Jagd nach Chaney mit zu nehmen. Doch sie sind nicht allein, denn auch der Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon) will den Flüchtigen stellen, um eine Kopfprämie zu kassieren, die auf Chaney wegen eines weiteren Mordes ausgesetzt ist.

Filmkritik zu

Hailee Steinfeld & Matt Damon

Stand im Originalfilm noch John Waynes Rooster Cogburn im Mittelpunkt der Handlung, haben die Coen Brüder bewusst den Fokus auf die kleine Mattie Ross verlagert, die sowohl zu Beginn, als auch am Ende des Filmes als erwachsene Frau auftritt um die Geschichte ihrer Jugend Revue passieren zu lassen. Auf Jungschauspielerin Hailee Steinfeld lag die schwere Last einen Film tragen zu müssen, in dem ihr starke Schauspieler wie Jeff Bridges, Matt Damon und Josh Brolin an die Seite gestellt wurden. Eine Bürde die sie scheinbar ohne große Probleme zu bewältigen im Stande war. Wo Jeff Bridges als grummeliger Brummbär zu überzeugen vermag, darf Steinfeld mal das kleine, unbeholfene Mädchen mimen, aber auch die von Rachegelüsten gesteuerte Tochter, die ihren Zorn, ihre Entschlossenheit und ihr Durchhaltevermögen ausleben darf. Dabei bleibt Steinfeld immer ernst und zieht mit eiskaltem Gesichtsausdruck durch die verschneite Prärie.

Diese Prärie ist nur ein Teil der schönen Kulissen die für den Film gewählt wurden. Den Zuschauern offenbart sich eine ganze Reihe von atmosphärischen Landschaftsbildern durch die die Hauptdarsteller im Verlauf der Handlung ziehen. Der Western funktioniert auch im 21. Jahrhundert noch genauso wie vor vielen Jahren. Die Coen Brüder halten sich an die Waffen-Duelle, die Reitsequenzen auf Pferden, auf karge Landschaften und auf weite Kameraeinstellungen sowie Close-Ups.

Auch lebt die Atmosphäre von der Harmonie, die die Zusammenarbeit der Hauptdarsteller mit ihren Regisseuren auszeichnet. Es macht Spaß zuzusehen wie Matt Damon die junge Hailee Steinfeld übers Knie legt um ihr ordentlich den Hintern zu versohlen und Jeff Bridges dabei griesgrämig und abwartend zusieht. Die Redegewandte Figur der Mattie Ross lässt sich dabei auf diverse Diskussionen mit ihren zwei Begleitern ein, die unterhaltsam für das gute Drehbuch des Filmes sprechen. Jeder noch so hasserfüllte Streit, jede enttäuschende Unterhaltung, die Angst, Gleichgültigkeit oder der Hass den sich die Figuren entgegen bringen wirkt ehrlich und nachvollziehbar.

Filmkritik zu

Hailee Steinfeld & Matt Damon

Zurück bleibt dabei nur Josh Brolin. Er hält lediglich als Leitmotiv für den Film her. Er verkörpert Tom Chaney, dem alle Figuren hinterher jagen. Dank dem Hass der kleinen Mattie Ross und dem auf ihn ausgesetzten Kopfgeld befindet er sich auf der Flucht. Da die Zuschauer eher die Suchenden auf ihrer Reise begleiten, bekommen sie dementsprechend wenig von dem Flüchtenden zu Gesicht. Erst am Ende des Filmes darf Brolin samt Cowboy-Schurken dem Dreiergespann zusetzen und damit zu einer gelungenen, finalen Wild-West-Auseinandersetzung beitragen, die vielmehr von Emotionen als von effektvollem Bombast zu überzeugen vermag.

Mit ‚True Grit‘ ist den Coen Brüdern ein weiteres Meisterwerk geglückt. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Charles Portis brauchen sich die Regisseure weder von der literarischen Vorlage, noch vor dem 1969er Originalfilm verstecken. Der Wilde Westen war selten schöner.

Denis Sasse

Filmkritik zu

‘True Grit‘

Originaltitel: True Grit
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 110 Minuten
Regie: Joel & Ethan Coen
Darsteller: Jeff Bridges, Hailee Steinfeld, Matt Damon, Josh Brolin

‘True Grit‘ läuft ab dem 24. Februar 2011 in den deutschen Kinos.


wallpaper-1019588
Wenn das Neue lockt: Shiny New Object Syndrome im Online-Business
wallpaper-1019588
KiVVON: Der Game-Changer für Content-Creators
wallpaper-1019588
Mexikanische Burrito Bowl mit Pico de Gallo (Vegan)
wallpaper-1019588
The Great Cleric: Serie wird auf Disc erscheinen