Filme ohne Farbe: „Das Appartement“ (1960) mit Jack Lemmon

Billy Wilder ist ein wundervoller Storyteller. Das merkt man anhand aller seiner Filme: Manche mögen’s heiß, Boulevard der Dämmerung, Sabrina oder aber eben Das Appartement. Auf den ersten Blick erscheint der Film mit Jack Lemmon und Shirley MacLaine wie eine Komödie allererster Güte. Wenn man dann aber noch einmal genauer darüber nachdenkt, steckt in Wilders Film eine Menge mehr Drama, als so manches Drama heutiger Tage zu bieten hat.

Jack Lemmon spielt C. C. Baxter, Angestellter einer großen Versicherungsfirma, bei der er die Karriereleiter gerne steil nach oben klettern würde. Dafür stellt er hochrangigen Vorgesetzten sein Appartement für ausserehelichen Spaß zur Verfügung. Ganz nebenbei lernt er Fran Kubelik kennen, die ihre ganz eigenen Probleme und Sorgen hat.

Das Appartement

Der arme C. C. Baxter (Jack Lemmon) muss draußen warten, während sich seine Vorgesetzten in seinem Appartement amüsieren.

Shirley MacLaine ist ein Name, der heute viel zu wenig auftaucht. Wo Audrey Hepburn vor allem in Breakfast at Tiffany Pose zahlreiche Wohnungen als Postermotiv schmückt, scheint MacLaine in Vergessenheit geraten zu sein, wenn auch ihr Name bekannt sein dürfte.

Vielleicht hat man sie auch eher als alte Dame in Tess und ihr Bodyguard vor Augen, nicht unbedingt ein Plakat, das man sich irgendwo hinhängen würde. Aber man werfe einen Blick auf Das Appartement und schnell wird klar, dass MacLaine ebenso großartig und liebenswürdig daherkommt wie eine Hepburn. Sie ist cool, hübsch und modern. Sie funktioniert in den eher komödiantischen Tönen des Films, noch viel besser aber in den komödiantisch-dramatischen Momenten.

In der ersten Stunde spult der Film die sichere Komödie ab, aber irgendwann wird deutlich, was in Das Appartement eigentlich alles zur Sprache kommt: Ehebruch, die unterdrückte Frau, gesellschaftliche Hierarchien und sogar einen Selbstmordversuch müssen wir mitansehen.

Das Appartement

Jack Lemmon mit Shirley MacLaine

Es dürfte kaum Filme geben, die den schmalen Grat zwischen Komödie und tragischen Drama so gut wandeln, ohne je einer der beiden Seiten ganz zu verfallen. Mittendrin funktioniert sogar noch die Lovestory zwischen C. C. Baxter und Fran Kubelik, die gar nicht so sehr wie eine Lovestory wirkt, sondern eine innige Freundschaft beschreibt, die aber dann auch mal mit einem “Ich liebe dich” besiegelt werden kann.

Jack Lemmon ist von Beginn an der tragende Stützpfeiler dieses Films, der mit Charme und Witz jede Situation meistern kann. Er ist der tragische Clown, wie er im Buch steht. Er wirkt nie albern, bleibt immer glaubwürdig und bedient dennoch all die notwendigen Gefühlslagen, die den Film durchziehen sollen. Der Mann hat(te) ein richtig gutes Timing für das Genre der Komödie, vermutlich auch mitgetragen durch seinen hervorragenden Regisseur. Derzeit könnte ich mir allenfalls jemanden wie Jason Sudeikis (Colossal, Tumbledown) vorstellen, der in einer solchen Rolle überzeugen könnte.

Mr. Sudeikis könnte ebenso wie ein Jack Lemmon einsam vor der eigenen Haustür stehen und hinauf zu seinem eigenen, hell erleuchteten Fenster schauen, wo ein anderer Mann gerade mit einer unbekannten Frau seine Späßchen treibt. Das sind die Momente, die Das Appartement ausmachen. Ein für uns Zuschauer komische Situation, die allerdings, wenn wir einmal wirklich in uns gehen, höchst tragisch für den Protagonisten ist. Immerhin hält Baxters Nachbar ihn für einen Haudegen von einem Mann, so viele Frauen wie er scheinbar abbekommt, nur weil er von all den anderen Männern nichts mitbekommt.  


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