Logenplätze bei Monopolisten – Foto: © Hartmut 910 / pixelio.de
Hierzulande agierte man schon immer nach dem Prinzip von Monopolisten. Wenn irgendwo bei der Konkurrenz ein Talent gesichtet und gefördert wurde, wenn sich Spieler zu einem großen Format entwickelten, kam der Konkurrent von der Isar und kaufte ein. Udo Lattek, der wohl immer noch erfolgreichste Trainer der Bayern, hatte das unzählige Male und sehr anschaulich bestätigt. Wir kauften in erster Linie ein, um die Konkurrenz zu schwächen. Wenn Glück dabei war, verbesserten wir uns dadurch auch noch. Letztendlich reichte diese Taktik aus, um das Monopol bis auf kleinere Zwischenfälle durchgängig zu sichern.
Ein anderer Verein, der stets im Kampf mit einem Rivalen in die Arena um die nationale Vormachtstellung ging, war der CF Barcelona. Als man dort müde geworden war, auf internationalen Spielermärkten Unsummen auszugeben, besann man sich auf eine ganz besondere Art der Guerilla-Taktik. Man erfand das Tiki-Taka, eine Form des Widerstands von Zwergen gegen Vollblutathleten. Im Grunde war es nichts Neues und jeder, der einmal auf dem Bolzplatz stand, kennt es: die älteren, überlegenen Spieler lassen die Kleinen nicht an den Ball kommen bis diese keine Lust mehr haben und nach Hause gehen. So machten es die physischen Zwerge Barcelonas unter dem System Guardiola, technisch perfekt und grandios, vom Sinn her eine arrogante Sauerei oder, um die Analogie woanders zu suchen, der Fußball machte sich dort die Philosophie des Drohnenkrieges zu eigen.
Hier, in Deutschland, waren trotz der Rauschkäufe der Bayerverantwortlichen dennoch andere Zeiten angebrochen. Zweimal hintereinander holte Dortmund den Titel. In ihrer Ahnungslosigkeit erkannten die Himmelstürmer aus dem Ruhrgebiet wohl zu spät, zu was ein Monopolist, dem man sein Ende vor Augen führt, noch alles in der Lage ist. Zum einen schlug man wieder mit dem Geldsack zu und kaufte dem direkten Konkurrenten die besten Spieler weg und zum anderen verpflichtete man den Philosophen des Drohnenkrieges als Trainer. Was als List der Zwerge geplant war, bekamen jetzt auch noch Riesen als taktische Anweisung an die Hand.
Seitdem siegt der FC Bayern. Immer. Das Monopol beherrscht den Fußball wie nie zuvor. Und wie das in solchen Fällen so ist, hat sich eine gähnende Langeweile breit gemacht. Niemand, der nicht zu der sehr durchschaubaren Gefolgschaft des Monopolvereins gehört, hat noch ein Interesse daran, die Spiele des Maßes aller Dinge zu sehen. Das hat zweierlei Ursachen: Eine sportliche, denn wenn es keinen Wettkampf mehr gibt, geht es um das Sezieren eines Opfers, das man nur mit einer bestimmten psychischen Konstellation genießen kann. Und zum anderen werden diese Hinrichtungsrituale von einer Berichterstattung begleitet, gegen die die eingebetteten Journalisten im US-amerikanischen Irakkrieg noch Zentren des Widerstandes waren. Was sich der Sportjournalismus im Rahmen der Elogen an die Bayernrituale leistet, reicht an das Geheule Nürnberger Parteitage.
Da der Fußball momentan die Attraktivität verloren hat, die er aufgrund seiner Reflexion der sozialen Organisation gesellschaftlicher Prozesse verdient, bleibt vorübergehend wohl nur die Muße dazu, sich die Schachzüge des handelnden Personals genauer anzusehen und zuzuwarten, bis innere Widersprüche dafür sorgen, dass von außen auch einmal wieder angegriffen werden kann. Beobachten wir also, wie die Akteure der narzisstischen Verblendung, trunken von Weltklasse-Superlativen, wie die Parvenüs an Zigarren mit Banderolen saugend, mit zollfreien Uhren funkelnd, mit Helium verfärbten Gesichtern und befeuert von der Illusion unbegrenzter Rechtsbeugung das Monopol durch die internationalen Gewässer steuern. Die Protagonisten selbst werden sich diese Aufforderung wieder einmal als eine von Neid und Hass getriebene zu erklären suchen. Dabei ist es einfach nur kühle, sehr kühle Distanz.
von Gerhard Mersmann
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Foto: © Hartmut 910, www. pixelio.de
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