Als wären “zehn Punkte hinter Real Madrid” nicht schon genug Unglück: Sandro Rosell, der Präsident des FC Barcelona hat es derzeit wahrlich nicht leicht. Jetzt ist er ins Visier brasilianischer Justiz-Fahnder gerückt, die darum bemüht sind, einen Korruptionsskandal aufzudecken, der bereits zum Rücktritt eines regionalen Gouverneurs geführt hat und fast sicher auch den Rücktritt des Präsidenten des brasilianischen Fußball-Nationalverbands CBF, Ricardo Teixeira, nach sich ziehen wird.
Wie zahlreiche brasilianische Medien berichten, hatte Ricardo Teixeira die Hilfe der Firma Ailanto Marketing in Anspruch genommen, um 2008 ein Freundschaftsspiel zwischen Brasilien und Portugal in Brasilia zu organisieren. Eine Aktion, die von “erheblichen Unregelmässigkeiten” begleitet war (nach Lancenet bis zu zwölf): Weit überzogene Rechnungen, ausserhalb gegebener Fristen und ohne öffentliche Ausschreibungen, wie es Vorschrift ist.
Die elfjährige Tochter des brasilianischen Fussballpräsidenten durfte sich freuen: Sie bekam von Sandro Rosell knapp 2 Mio. Euro überwiesen. Jetzt ist Papi auf der Flucht …
Der brasilianische Fussballverband zahlte neun Millionen Real (vier Mio. Euro) an Ailanto Marketing für die Ausrichtung dieser Partie. Kurioserweise hatte die Firma dabei jedoch keinerlei Kosten zu tragen, wie der entsprechende Vertrag ausweist. Der Sitz des Unternehmens befindet sich in einer Immobilie von Ricardo Teixeira. Eigentümer sind: Sandro Rosell, der Präsident des FC Barcelona und persönlicher Freund von Teixeira, und Vanessa Precht, die Sekretärin des Barcelona-Präsidenten.
Interessanterweise überwies Rosell kurz danach 3,8 Mio. Real (knapp 2 Mio. Euro) auf das persönliche Konto von Alexandra Teixeira, der elfjährigen Tochter des Präsidenten des brasilianischen Fussballverbandes. Bisher hat der Skandal bereits zum Rücktritt von José Roberto Arruda geführt, ex-Gouverneur von Brasilia. Teixeira selbst soll ausser Landes geflüchtet sein, vermutlich nach Miami. Sein Rücktritt gilt als sicher. Die Firma Ailanto Marketing wird von den brasilianischen Justizbehörden untersucht wegen Verschwendung öffentlicher Gelder.
Sandro Rosell dürfte sich auf ein paar detaillierte Nachfragen einstellen müssen, wenn er in Zukunft wieder die “Werte des FC Barcelona” erläutert. Da bekommt “més que un club” gleich eine viel tiefere Bedeutung.