Falsche Gedanken

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„Tut mir leid, Sie dürfen nicht einreisen“, sagte der Beamte.

Der rundliche Herr mit dem Schnauz war schockiert.

„Aber wieso denn? Was habe ich denn falsch gemacht? Ist etwas mit meinem Chip nicht in Ordnung?“

Der Beamte hinter der schusssicheren Glaswand schaute kurz auf seinen Holoschirm.

„Nein, ihr Chip hat keine Fehlfunktion. Aber das GFF-Programm hat Sie gesperrt.“

„GFF? Davon habe ich noch nie gehört!“

„Sie sagen nicht die Wahrheit, mein Herr, der Lügendetektor in Ihrem Chip meldet Stufe Drei. Geben Sie Acht auf Ihre Worte. Sie wissen genau, dass der Präsident vor zwei Monaten aufgrund des Ermächtigungsgesetzes das Programm ‚Gedanken für Frieden und Freiheit‘ eingeführt hat. Ihr Chip wurde benachrichtigt und hat Ihnen den Text dreimal abgespielt.“

„Ich hatte keine Zeit zuzuhören“, gestand der Mann kleinlaut.

Der Beamte drückte einen Knopf auf seinem Pult, darauf kamen zwei Wachroboter in Vollmontur und warfen ihn zu Boden. Während der eine seinen Laser auf ihn richtete und ihn zur Bewegungslosigkeit aufforderte, legte ihm der andere Handschellen an.

„Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass die Handschellen über einen eingebauten Elektroschocker verfügen“, plärrte der Roboter. „Haben Sie das verstanden?“

„Ich habe mir doch nichts zu Schulden kommen lassen. Mein FreedomBook Account entspricht den Regeln und meine Passwörter habe ich ordnungsgemäss gemeldet.“

Da zuckte ein Blitz durch seinen Körper und er krümmte sich vor Schmerzen.

„Haben Sie verstanden?“, plärrte der Wachroboter wieder.

„Ja, ja, ich habe verstanden“, sagte der Mann gequält.

 

Sie führten ihn in einen hell erleuchteten Raum mit einer Spiegelwand und setzten ihn auf einen Stuhl. Kameraoptiken nahmen ihn ins Visier. Als die beiden Roboter gegangen waren, ertönte eine Stimme. Sie schien von überall zu kommen.

„Herr Schmitz, wir machen Sie gemäss dem erweiterten Patriotic Act 2025 darauf aufmerksam, dass Sie kein Recht haben zu schweigen. Falsche Antworten können dazu führen, dass ihre Rückreise nicht genehmigt wird und sie zur weiteren Abklärung in das nächste FEMA-Camp überstellt werden. Zudem sind Sie ab sofort zur absoluten Geheimhaltung verpflichtet. Sollten Sie zu einem späteren Zeitpunkt einer Drittperson Auskünfte zu ihrem Verfahren geben, wird das als Angriff auf die USA eingestuft und Sie würden dann automatisch zum feindlichen Kämpfer. Sie wissen doch, was das bedeutet?“

„Ja, ja“, sagte Schmitz. Er zitterte, der Panik nahe. „Der Bundesrat hat dem amerikanischen Drohnenprogramm zugestimmt und alle Bürger, ausser den Systemrelevanten, freigegeben.“

„Gut, dann ist das ja geklärt. Dann können wir jetzt Ihr Fehlverhalten im Email-Verkehr besprechen. Wir zählen auf Ihre volle Kooperation, Herr Schmitz.“

Die Handschellen kribbelten leicht bei diesen Worten des unsichtbaren Sprechers.

„Ich habe nichts zu verbergen. Ich bezahle auch die USA-Sondersteuer für ausländische Personen regelmässig.“

„Darum geht es doch gar nicht Herr Schmitz, und wir wollen auch grosszügig darüber hinwegsehen, dass sie die Deklaration der Cumulus-Punkte vergessen haben und das Feld ‚Raucher‘ nicht angekreuzt. Es geht um GFF.“

Ja, ich weiss, Gedanken für Frieden und Freiheit“, beeilte sich Schmitz zu sagen.

„Genau. Sie wissen ja, wie wichtig dieses Programm im Kampf gegen den Terrorismus ist. GFF hat seit seiner Einführung die Welt bereits viel sicherer gemacht. Alle aufrichtigen und freiheitsliebenden Menschen auf der ganzen Welt haben diesen Schritt des Präsidenten begrüsst.“

„Ja, ich weiss“, sagte Schmitz. „Er hat ja dafür auch den Neuen Friedensnobelpreis bekommen. Aber …“

„…aber Sie haben nicht nur dieses Programm auf die leichte Schulter genommen, sondern auch falsche Gedanken gehegt.“

Erschrocken schaute Schmitz von einer Kamera zur anderen.

„Dessen bin ich mir aber nicht bewusst. Was habe ich denn falsch gemacht?“

„Noch nichts Herr Schmitz, aber sie haben falsch gedacht. Und Sie wissen: der Gedanke steht am Anfang jeder Tat. Wir haben Sie beim Formulieren Ihrer Emails genau beobachtet. Oft haben Sie Sätze wieder gelöscht, die Sie schreiben wollten.“

„Was sind das denn für Sätze? Ich habe doch nichts Unrechtes geschrieben?“

„Die Kriterien des GFF sind streng geheim. Wenn Sie der Botschaft Ihres Chips zugehört hätten, so wüssten Sie das. Ihre Regierung hat dem Deal zugestimmt.“

„Sie hatten keine Wahl“, murmelte Schmitz.

Darauf begannen die Handschellen wieder zu kribbeln.

„Passen Sie auf, Herr Schmitz. Schon ein falscher Gedanke kann Sie überführen.

…huch, was war denn das für ein Traum? Euer Traumperlentaucher

 



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