Facie prima

Heute: Das unmenschlich Böse, der Terrorist

Wie er medial aufbereitet wird, deutet in die hysterische Richtung, die er emotional auslösen los. Der Terrorist ist in der öffentlichen Darstellung kein Wesen mit menschlicFacie primahen Zügen, sondern ein entmenschlicht zur Schau gestelltes Subjekt. Der Gemeinschaft aller Menschen steht er fern. Zwar grinst er auf Fotos, und Grinsen mag ein menschlicher Zug sein - aber er grinst im falschen Augenblick. Grinst vor seinem Richter. Unpassende menschliche Regungen entmenschlichen, stoßen ab, lösen in uns Prozesse aus, die jemanden für unmenschlich, nicht zugehörig erklären. Findet er seine Situation auch noch witzig?, fragen wir uns von Mensch zu Mensch. Falls ja, dann ist er kein Mensch mehr, dann ist er etwas Unmenschliches. Einen Unmensch, nennt der Volksmund so einen lapidar. Der Terrorist ist damit kein fehlgeleiteter, kein krimineller oder irgendwie verirrter Mensch mehr. Er ist das Böse. Der Terrorist hat damit, wie es Menschen zuweilen haben, keinen Anspruch auf Resozialisierung - das Böse ist nicht resozialisierbar.

Die mediale Abbildung deFacie primas Terroristen, sein entweder abgrundtief böses oder zum falschen Zeitpunkt grinsendes Gesicht, forciert das Feindstrafrecht, das in den Köpfen vieler Juristen mittlerweile spukt. Menschen handeln manchmal unzurechnungfähig, manchmal kalkuliert gewalttätig - aber sie bleiben Menschen. Entweder hatten sie Motive dafür oder sie handelten psychisch erkrankt. Das sind menschliche Attribute. Sie bleiben daher Menschen. Der Terrorist nicht. Ihm attestiert man keine menschlichen Motive, ihm bescheinigt man nicht mal Krankheit. Er ist das Böse - und so hat er abgelichtet zu werden. Wenig sollte daran erinnern, dass wir es trotz allem mit einem Menschen zu tun haben.

Facie primaWer Terrorist ist, das definieren die, die sich terroristisch bedroht fühlen. Wie Terroristen auszusehen haben, entscheiden auch sie. Im Zarenreich waren es bärtige, bemäntelte Anarchistentypen, die Bomben unter dem wallenden Gewand trugen. Als Herschel Grynszpan im November 1938 (um genau zu sein: gestern vor 73 Jahren) einen deutschen Diplomaten erschoss, da ordnete Goebbels an, dass kein Foto des schmalen Bürschleins in den Zeitungen erscheinen dürfe. Stattdessen Karikaturen, die einen hässlichen Rabauken zeigten, der entmenschlicht wirken sollte. Goebbels wusste, würde der Leser das Foto eines schüchternen Jünglings sehen, man würde ihm den "Mordjuden" nicht abnehmen, gar Mitleid empfinden. Man durfte den Menschen nicht sehen, damit der Hass arbeiten konnte - und der mündete in die Reichspogromnacht. Heute muß man nicht karikieren, in Zeiten, da Fotos wie Sand am Meer beschaffbar sind, kann man warten, bis ein günstiger Augenblick die Karikatur überflüssig macht.

Eine Gesellschaft, die in jeden Bürger einen potenziellen Terroristen wittert, hat auch Bedarf an Ablichtungen, auf denen der potenzielle Terrorist entmenschlicht dargestellt ist. Vielleicht deshalb die Anordnung, auf Ausweisfotos nicht zu lächeln. Das wirkt unmenschlicher...


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