Euro-Rettung für immer: Alles auf Anfang

Euro-Rettung für immer: Alles auf Anfang"Europa brennt", hieß es Anfang Dezember, da war damals auch noch kein Schnee, aber auch kein Wulff und die Leser wollten unterhalten werden. Die Euro-Rettung kam auf den Spielplan des Staatstheaters, und der "Spiegel" war optimistisch. All die Schwarzmaler würden schon noch sehen, warnten die Experten aus Hamburg: "Deutschland ergeht sich in Euro-Pessimismus, Untergangspropheten warnen vor dem Zusammenbruch der gesamten EU". Aber das war alles Blödsinn. Denn die Lage war keineswegs katastrophal, schilderte der "Spiegel", das Amtsblatt für angewandte Augenblicksweisheit: "Unser Geld steht mindestens so gut da wie der Dollar: Der Wechselkurs ist stabil, die Inflation gering".
Peer Steinbrück, Sigmar Gabriel und Angela Merkel wussten schließlich, wo es anzusetzen galt. Ein Angriff von "Spekulanten auf die Euro-Zone" (Steinbrück) musste abgewehrt werden, denn, wusste der Devisenexperte Sigmar Gabriel, nur ein hoher Euro-Kurs ist ein guter Euro-Kurs! Sinke der Euro zu tief, bekomme der Export-Europameister Deutschland Probleme, denn zu viele Länder könnten sich dann die billigen deutschen Waren leisten.
Euro-Rettung für immer: Alles auf AnfangEs begannen Monate "hektischer Krisendiplomatie", um die Einheitswährung zu stärken. Bei einem Kurs von 1,27 zum Dollar begannen Angela Merkel, Nicolas Sarkozy und der Rest der eueopäischen Eliten, Geld zu drucken, um von der Pleite bedrohten Staatsschuldnern die Möglichkeit zu geben, ihre Gläubigern weiter zu bedienen. Zwischen 1,5 und drei Billionen Euro wurden über "Rettungspakete", den Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB und die Einrichtung des "dauerhaften Rettungsschirmes" aus dem Nichts geschöpft.
Nach einem Jahr permanenter Retterei kann die Bilanz sich nun aber auch mächtig sehen lassen. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Seit Angela Merkel dem Rest Europas am 8. Mai, dem früheren "Tag des Sieges über den Hitlerfaschismus", zum ersten Mal die frohe Botschaft von der endgpültigen Rettung der Gemeinschaftswährung verkündete, "bevor die Märkte in Fernost öffneten" (Tagesschau) und das "Wolfsrudel" (dpa) der Spekulanten wieder lospreschte, erlebte die "Gemeinschaftswährung" (dpa) eine imposante Wiederauferstehung. Von einem Wert von 1,27 Dollar pro Euro ging es hoch auf knapp 1,50 - der Zusammenbruch der Eurozone war eindeutig abgesagt.
Anschließend dann begab sich die Währung, ohne die Europa nach Ansicht der Kanzlerin nicht mehr wäre, allerdings wieder auf Tauchkurs. Von 1,50 zum Dollar ging es innerhalb eines halben weiteren Rettungsjahres wieder genau dorthin, wo alles begann: bei 1,27 zum Dollar steht der Euro derzeit – der Unterschied ist nur, dass dieser Kurs, der vor zwölf Monaten noch als Indikator für den nahen Untergang galt, inzwischen als Signal für die erfolgte Rettung gehandelt wird. Was angesichts von Rettungkosten von bisher nicht einmal 4.000 Euro pro Europäer als schöner Erfolg gewertet werden darf.


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