Essai 191: Über Zweifel an Selbstzweifeln

Ich habe schon des Öfteren zu hören bekommen, ich machte mir zu viele Gedanken. Und wenn ich so darüber nachdenke, denke ich: das stimmt. Ich grüble und zweifle und frage mich und wundere mich, staune und versuche immer zu verstehen und zu begreifen. Gelingt mir das nicht, macht mich das kirre. Und ganz vielleicht übertreibe ich damit gelegentlich ein klitzekleinwenig.

Manchmal habe ich das Gefühl, die Selbstzweifel sind schon weniger geworden mit dem Alter. Dass ich jetzt schon besser weiß, was ich will, was ich kann – und was nicht. Aber dann reicht eine Bemerkung à la früher sei ich mutiger, extrovertierter, experimentierfreudiger oder risikobereiter gewesen – und schon sind die Selbstzweifel wieder da.

Als ob das nicht schon beknackt genug wäre, habe ich dann auch noch Zweifel an den Selbstzweifeln. In meiner Wahrnehmung bin ich nämlich deswegen ruhiger geworden, weil ich nicht mehr so viel herumprobieren und Risiken eingehen muss, um zu wissen, was ich will und was ich kann. Das hätte ich ohne die Erfahrungen meiner Jugend nicht herausgefunden – deswegen war das damals richtig und wichtig, öfter aus mir herauszugehen und auch mal Dinge auszuprobieren, die mich zunächst einmal gegruselt haben. Aber nun, da ich langsam auf die 40 zugehe, darf ich doch allmählich mal zur Ruhe kommen. Oder nicht? Oder doch?

Muss ich denn jede sich bietende Herausforderung annehmen, jede sich bietende Schlacht kämpfen, dauernd gegen meine Natur angehen, die es am liebsten ruhig, gemütlich, sicher, warm und kuschelig hat? Das ist keine rhetorische Frage, ich bin da echt unsicher. Persönlich finde ich, dass das nur Not tut, wenn ich für dieses Überwinden auch eine Belohnung erwarten kann. Zum Beispiel einen tollen neuen Job, etwas zu lernen, eine spannende Begegnung, ein schönes Erlebnis … und natürlich kann man das nicht immer alles im Voraus wissen. Aber muss ich deswegen wahllos jeden Kampf mitnehmen? Ist es nicht in Ordnung, spontan nach Bauchgefühl zu entscheiden, ob ich gerade die Energie habe, mich einer Herausforderung zu stellen, oder ob ich dafür gerade keinen Nerv habe?

Prinzipiell bin ich der Meinung, dass Zweifel auch etwas Gutes haben. Wer hinterfragt, bleibt geistig beweglich, wer sich nicht zu sicher ist, bleibt offen für die Ansichten anderer. Wissenschaft und Lernen haben ihren Ursprung im Zweifel, in der Suche, im Fragenstellen. Aber ein paar Konstanten braucht man dann doch auch, an die man sich halten kann – sonst kommt man auch nicht vorwärts, weil man sich die ganze Zeit nur orientierungslos abstrampelt.

Trotzdem gibt es immer wieder Momente, in denen ich mir nicht sicher bin, ob das, was ich für richtig halte, auch wirklich richtig ist. Gleichzeitig kann ich aber auch sehr störrisch und hartnäckig sein, wenn ich mir einer Sache sicher bin – einfach, weil ich mich so freue und das so schön finde, auch mal Gewissheit über etwas zu haben. Dann bin ich manchmal auch etwas intolerant, fürchte ich. Was dann dazu führt, dass ich wieder Zweifel bekomme, ob diese Gewissheit wirklich berechtigt ist.

Immerhin hat dieser ganze Wirrwarr auch sein Gutes. So wird’s wenigstens nicht langweilig in meinem Kopf.


Könnt ihr die Zweifel an den Selbstzweifeln nachvollziehen? Macht ihr euch auch oft zu viele Gedanken über alles Mögliche? Schreibt es mir in die Kommentare, ich bin gespannt 🙂

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