Was dort steht, ist bereits geschrieben wurden und in den meisten Fällen auch belegt.
Das Repin-Bild – zum Beispiel – wonach Kosaken ein Brief an den türkischen Sultan schreiben, ist ein Historienbild. Erwünschte Legende. Gleichwertig den Germanenbildern des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts im Deutschen Kaiserreich, denn so wie von Repin abgebildet, war es nie.
Der historisch belegte Brief, den Kosaken tatsächlich an den türkischen Sultan schrieben, ist nicht viel mehr als eine Vorlage für einen Künstler, eine Idee sozusagen – mehr nicht.
In irgendeiner Stalin-Biografie war vermerkt, dass dieses Bild eine gewisse Zeit in einem der Vorzimmer von IHM hing, dass ER es mochte, dass ER im Allgemeinen solcherart Geselligkeit zu mögen schien. Oder die Grobheit des Textes.
Das Bild an sich, ist für eine wissenschaftlich-historische Betrachtung über das Dasein der Kosaken völlig wertlos. Man kann es aber mögen, je nach ästhetischem Empfinden. Aber im 21. Jahrhundert – sollte man denken – sind wir reif genug, die volle Wahrheit verkraften zu können. Und auch die hält einiges an Dramatik und Konflikten zur künstlerischen Bearbeitung bereit.
Aber so denkt man in der Russischen Föderation offenbar nicht. Den Heldenschwulst des Zarenreiches wurde mit dem teuer inszenierten Film “Taras Bulba” im Jahre 2009 noch eins drauf gesetzt.
Das Buch, bzw die Geschichte von Taras Bulba, der Gogol-Roman, war bereits tendenziös. Und der zugehörige Film, wie er von der Russischen Föderation 2009 in Auftrag gegeben wurde, übertrifft allen Kitsch der Vorzeit unter dem Zaren. Pathos und Gesülze von Vaterland und Gesülze von “russischer Erde” an Orten, die seinerzeit noch lange nicht russisch waren. Das Sultan-Brief-Fake von Repin wird nachgespielt. Und sogar für die Juden-Pogrome der Kosaken findet dieser Film (im Jahre 2009!) Rechtfertigung.
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Unabhängig davon und nurmalnebenbei: Die Wikipedia wird regelmäßig ergänzt. Nun entdeckte ich dort auch auch das Anschreiben des türkischen Sultans.
“Ich, Sultan und Herr der Hohen Pforte, Sohn Mohammeds, Bruder der Sonne und des Mondes, Enkel und Statthalter Gottes auf Erden, Beherrscher der Königreiche Mazedonien, Babylon, Jerusalem, des Großen und Kleinen Ägyptens, König der Könige, Herr der Herren, unvergleichbarer Ritter, unbesiegbarer Feldherr, Hoffnung und Trost der Muslime, Schrecken und großer Beschützer der Christen, befehle …”
Sprache und Machtlosigkeit wäre ein gutes Thema für eine Dissertation.
Wie nannte sich Erich Honecker?
“Generalsekretär der SED, Vorsitzender des Staatsrates, Vorsitzender des Ministerrates, des Nationalen Verteidigungsrates, Freund und Genosse…”
Oder so ähnlich. Was die Nachrichtensendungen der DDR unnötig lang machte.
Machtgeilheit macht lange Titel.
(Letzteres nur an den Rande gekritzelt.)