Oh wie es menschelte im Bundestag! Vorallem Sie, Herr Hans-Peter Friedrich, Bundestagsabgeordneter der Christsozialen... vorallem Sie menschelten gar sehr! Ein Zeichen könne von diesem Hause ausgehen, jodelten Sie vom Pult herab ins Mikrofon; und zwar dann, wenn der Bundestag die Entschuldigung des Herrn Doktor Guttenberg, der jetzt ja gar keiner mehr ist, annehmen würde. Dann würden die Menschen da draußen sehen, dass niemand den Kopf runtergerissen bekomme, wenn man nur die Courage habe, sich auch zu entschuldigen. Fehlte nur noch, dass Sie Plattitüden vom "reuigen Sünder" feilgeboten hätten, denn dann hätte man Ihnen wahrscheinlich auch noch einen Dr. theol. verliehen - honoris causa, versteht sich, damit Sie als theologischer Laie nicht in die Versuchung gerieten, Ihre Dissertation seitenweise abzuschreiben. Überhaupt, warum sind Sie nicht auf den naheliegenden Gedanken gekommen, des Bürgers Guttenberg Dr. jur. in einen Dr. h.c. zu verwandeln? Dann könnte er auch ohne Unterschleif den Titel weiterhin führen - und nur darauf kommt es doch letztlich an, oder nicht?
Ein Verzeihung anzunehmen, das sei mal ein Zeichen aus diesem Hause, frotzelten Sie, Herr Friedrich. Ich kannte Sie bis dato nur am Rande, verwechselte Sie hin und wieder aus einem unerfindlichen Grund mit Heribert Prantl (vielleicht lag es an der Nockerl-Frisur!), bei dem ich mich übrigens hierfür entschuldigen müsste, läse er hier mit. Ich hielt Sie für einen dieser Abgeordneten, die dem Kadergehorsam der Partei unterordnet sind - ihr Abstimmverhalten unterstreicht diese Einordnung aber auch. Sie haben stets so entschieden, wie es die Partei vorgab - sicherlich, was können Sie dafür, dass sich ihr Gewissen zufällig mit den Ansichten ihrer Parteidoktrin deckt? Nunja, aber möglich ist auch, dass ich mich getäuscht habe: vielleicht sind Sie gar kein trockener Parteiling; Ihre Intervention zugunsten der Gnade, sie hatte ja doch fast humanistische Züge, klang nach Milde, Vergebung, fast möchte ich sagen: nach Liebe. So spricht doch keiner, dessen Partei immer wieder Verunglimpfungen gegen Arbeitslose und Ausländer ausstösst - Sie sprachen, geben Sie es zu, Herr Friedrich, nicht als Abgeordneter sondern als Mensch, nicht als Christsozialer sondern als Christ...
Nun bin ich mir aber nicht ganz sicher, wie ich Sie einschätzen soll - und Sie stehen da nur exemplarisch für all jene, die nun für diesen Ritter von der traurigen Gestalt Partei ergreifen. Denn einerseits hatten Sie einstens nichts gegen Strafverschärfungen bezüglich des sogenannten Sozialmissbrauchs, andererseits zweckentfremden Sie den Bundestag und nutzen ihn als Kanzel, von der Sie Vergebung und ein weites Herz predigen. Wie läßt sich das vereinbaren? Wie ist das eigentlich, Herr Friedrich, wenn ein Langzeitarbeitsloser versehentlich nicht angibt, dass er sich Achtfuffzig erbettelt hat oder Zweifuffzig an Flaschenpfand zusätzlich zu seinem Regelsatz eingenommen hat? Manchmal war das hierzulande schon ein Fall für den Staatsanwalt - der Bedürftige habe ja nicht alle Tatsachen angegeben und damit den Sozialstaat und den Steuerzahler betrogen, las man dann. Wenn sich dieser Hochstapler am untersten Ende der bundesrepublikanischen Gesellschaft einfach entschuldigte, Herr Friedrich: sollten wir ihm nicht verzeihen und den Staatsanwalt zurückpfeifen? Sollten wir die Staatsanwälte dieses Landes nicht sogar dazu verpflichten, dass sie jedem Sünder zunächst die Möglichkeit der Entschuldigung einräumen, damit die Allgemeinheit ihnen bedingungslos verzeihen kann?
Ich befürchte, Herr Friedrich, diese Idee mundet Ihnen nicht. Chaos bräche aus, würden Sie vermutlich einwenden. Aber wissen Sie, dieses Chaos müsste man konsequent erdulden: im Namen der Menschlichkeit! Einer Menschlichkeit, die Sie ja letztens so lautstark propagiert haben, als Sie dem Herrn Ex-Doktor Guttenberg ein guter Nächster sein wollten. Einen Aristokraten zu vergeben bedeutet, dass man auch dem Pöbel vergeben muß - die elitären Zirkel sind ja gerne Vorbild und als solches gilt alles, was man dem Blaublüter angedeihen läßt, auch für diejenigen, von denen ihr Milieu behauptet, dass sie schon vormittags blau wären. Das ist ja die Konsequenz Ihrer Menschelei - wenn sie es nicht wäre, menschelten Sie ja nur für den Aristokraten und würden demnach nur dem ein Anrecht auf Menschlichkeit geben. Der Rückschluss, dass die anderen, jene am Bodensatz, unter Umständen gar keine Menschen seien, ist dann nicht mehr unbedingt ausgeschlossen. Wann nun genau, Herr Friedrich, reichen Sie einen Antrag auf Gesetzesänderung ein, in dem steht, dass jeder Langzeitarbeitslose, der sich womöglich etwas zu Schulden kommen ließ (und dieses "woooomöglich" reicht heute schon aus!), zunächst ein Recht darauf hat, dass man ihm vergibt, wenn er sich höflich entschuldigt? Das wäre doch auch mal so Zeichen, das von jenem hohen Hause ausgehen würde, nicht wahr?
Oh, wie es doch menschelte - nur, wenn nichts weiter kommt, als dieses eine Plädoyer für Herrn Guttenberg, ohne Vergebung und Milde auch für andere, für "Kleinere" gelten lassen zu wollen, dann ist es gar kein Menscheln gewesen, was da stattfand, sondern ein Herrenmenscheln. Es herrenmenschelte doch arg im Bundestag! Nichts für ungut, Herr Friedrich, seien Sie mir nicht beleidigt, weil ich Ihrer hier so von oben herab spöttelte - ich entschuldige mich natürlich und Sie werden mir verzeihen; denn das wäre ein Zeichen, das von Ihrem privaten Hause ausginge...
Ein Verzeihung anzunehmen, das sei mal ein Zeichen aus diesem Hause, frotzelten Sie, Herr Friedrich. Ich kannte Sie bis dato nur am Rande, verwechselte Sie hin und wieder aus einem unerfindlichen Grund mit Heribert Prantl (vielleicht lag es an der Nockerl-Frisur!), bei dem ich mich übrigens hierfür entschuldigen müsste, läse er hier mit. Ich hielt Sie für einen dieser Abgeordneten, die dem Kadergehorsam der Partei unterordnet sind - ihr Abstimmverhalten unterstreicht diese Einordnung aber auch. Sie haben stets so entschieden, wie es die Partei vorgab - sicherlich, was können Sie dafür, dass sich ihr Gewissen zufällig mit den Ansichten ihrer Parteidoktrin deckt? Nunja, aber möglich ist auch, dass ich mich getäuscht habe: vielleicht sind Sie gar kein trockener Parteiling; Ihre Intervention zugunsten der Gnade, sie hatte ja doch fast humanistische Züge, klang nach Milde, Vergebung, fast möchte ich sagen: nach Liebe. So spricht doch keiner, dessen Partei immer wieder Verunglimpfungen gegen Arbeitslose und Ausländer ausstösst - Sie sprachen, geben Sie es zu, Herr Friedrich, nicht als Abgeordneter sondern als Mensch, nicht als Christsozialer sondern als Christ...
Nun bin ich mir aber nicht ganz sicher, wie ich Sie einschätzen soll - und Sie stehen da nur exemplarisch für all jene, die nun für diesen Ritter von der traurigen Gestalt Partei ergreifen. Denn einerseits hatten Sie einstens nichts gegen Strafverschärfungen bezüglich des sogenannten Sozialmissbrauchs, andererseits zweckentfremden Sie den Bundestag und nutzen ihn als Kanzel, von der Sie Vergebung und ein weites Herz predigen. Wie läßt sich das vereinbaren? Wie ist das eigentlich, Herr Friedrich, wenn ein Langzeitarbeitsloser versehentlich nicht angibt, dass er sich Achtfuffzig erbettelt hat oder Zweifuffzig an Flaschenpfand zusätzlich zu seinem Regelsatz eingenommen hat? Manchmal war das hierzulande schon ein Fall für den Staatsanwalt - der Bedürftige habe ja nicht alle Tatsachen angegeben und damit den Sozialstaat und den Steuerzahler betrogen, las man dann. Wenn sich dieser Hochstapler am untersten Ende der bundesrepublikanischen Gesellschaft einfach entschuldigte, Herr Friedrich: sollten wir ihm nicht verzeihen und den Staatsanwalt zurückpfeifen? Sollten wir die Staatsanwälte dieses Landes nicht sogar dazu verpflichten, dass sie jedem Sünder zunächst die Möglichkeit der Entschuldigung einräumen, damit die Allgemeinheit ihnen bedingungslos verzeihen kann?
Ich befürchte, Herr Friedrich, diese Idee mundet Ihnen nicht. Chaos bräche aus, würden Sie vermutlich einwenden. Aber wissen Sie, dieses Chaos müsste man konsequent erdulden: im Namen der Menschlichkeit! Einer Menschlichkeit, die Sie ja letztens so lautstark propagiert haben, als Sie dem Herrn Ex-Doktor Guttenberg ein guter Nächster sein wollten. Einen Aristokraten zu vergeben bedeutet, dass man auch dem Pöbel vergeben muß - die elitären Zirkel sind ja gerne Vorbild und als solches gilt alles, was man dem Blaublüter angedeihen läßt, auch für diejenigen, von denen ihr Milieu behauptet, dass sie schon vormittags blau wären. Das ist ja die Konsequenz Ihrer Menschelei - wenn sie es nicht wäre, menschelten Sie ja nur für den Aristokraten und würden demnach nur dem ein Anrecht auf Menschlichkeit geben. Der Rückschluss, dass die anderen, jene am Bodensatz, unter Umständen gar keine Menschen seien, ist dann nicht mehr unbedingt ausgeschlossen. Wann nun genau, Herr Friedrich, reichen Sie einen Antrag auf Gesetzesänderung ein, in dem steht, dass jeder Langzeitarbeitslose, der sich womöglich etwas zu Schulden kommen ließ (und dieses "woooomöglich" reicht heute schon aus!), zunächst ein Recht darauf hat, dass man ihm vergibt, wenn er sich höflich entschuldigt? Das wäre doch auch mal so Zeichen, das von jenem hohen Hause ausgehen würde, nicht wahr?
Oh, wie es doch menschelte - nur, wenn nichts weiter kommt, als dieses eine Plädoyer für Herrn Guttenberg, ohne Vergebung und Milde auch für andere, für "Kleinere" gelten lassen zu wollen, dann ist es gar kein Menscheln gewesen, was da stattfand, sondern ein Herrenmenscheln. Es herrenmenschelte doch arg im Bundestag! Nichts für ungut, Herr Friedrich, seien Sie mir nicht beleidigt, weil ich Ihrer hier so von oben herab spöttelte - ich entschuldige mich natürlich und Sie werden mir verzeihen; denn das wäre ein Zeichen, das von Ihrem privaten Hause ausginge...