Erste Erfahrungen mit Vibram Five Finger Zehenschuhen

Seit über nem Jahr gehe ich jetzt schon in Barfußschuhen. Darüber schrob ich ja bereits das eine oder andere Mal. Jetzt wollte ich aber endlich mal versuchen, wie es sich in den Vibram Zehenschuhen gehen lässt.

Ich schreibe übrigens ganz bewusst gehen weil ich bisher noch nicht großartig in den Schuhen gejoggt bin. Ich habe es mal in Barfuß-Sneakern ungefähr 1 Kilometer weit ausprobiert. Das zieht dann aber auch schon ordentlich in Waden und Schienenbeinen. Außerdem ist Cardio-Training eh nicht meine Welt :)

Also gehe ich vor allem in Barfußschuhen – und seit einigen Monaten auch in: Zehenschuhen.

Läuft man in Zehenschuhen wie ein Hobbit?

Mich hat die Alltagstauglichkeit der Vibrams interessiert. Und drüben bei zehenschuhe.de habe ich mit  Marco John einen kompetenten Berater für technische und gesundheitliche Fragen zu den Vibram Schuhen gefunden. Das “Problem” bei den Vibrams ist halt, dass man sie nur sehr selten im Laden findet, um das anfänglich merkwürdige Gefühl der vereinzelten Zehen im Schuh zu testen.

Tja, was soll ich sagen: Nach der ersten Umgewöhnung sind die Schuhe spitze! Sie fühlen sich ein wenig wie Handschuhe für die Füße an. Fast wie maßgeschneidert. Die ersten Tage hatte ich noch damit zu kämpfen, in die Schuhe reinzukommen. Jeder Zeh muss einzeln in seine Tasche gekriegt werden und das ist schon eine Herausforderung. Mittlerweile muss ich nur noch 2 Minuten zum Schuhe anziehen einplanen. Zu Anfang waren es eher 10 .-)

Krass war für mich die Zehenspreizung. Mein kleiner Zeh ist durch die viel zu engen herkömmlichen Schuhe in denen ich 38 Jahre lang rumgerannt bin stark nach innen gebogen. Durch die deutlich breiteren Vivobarefoot-Schuhe habe ich in den letzten 2 Jahren schon etwas Umgewöhnung bekommen, aber die Vibrams ziehen den Zeh jetzt quasi wieder nach außen, wo er hingehört. Da bin ich allerdings extrem empfindlich und die ersten Tag hatte ich das Gefühl, “AAAAAH! Gleich bricht mein Zeh ab!!” ;)

Kein Scheiß: Ich habe das Gefühl, die Spreizung des Zehs durch die Sehne am äußeren Fuß und Bein bis hoch in den Oberkiefer zu spüren. Ein sehr merkwürdiges Gefühl kann ich Euch sagen ;) Legt sich aber immer mehr mit der Zeit.

Meine Füße lieben jedenfalls die neu gewonnene Freiheit. In den Vivobarefoot Barfußschuhen merke ich die Oberfläche über die ich laufe ja schon sehr. Aber die Vibrams geben noch einmel eine neue Dimension von Bodenfeedback. Jetzt spüre ich plötzlich auch, was sich zwischen meinen Zehen abspielt. Ich frage mich, wie sich die Schuhe bsw. beim Klettern schlagen würden. Das muss ich bei Gelegenheit mal ausprobieren.

Beim Gehen jedenfalls machen die Five Fingers einen sehr leichten und beweglichen Eindruck. Gerade bei dem heißen Wetter im Sommer war die zusätzlich Kühlung zwischen den Zehen wunderbar! So langsam merke ich natürlich schon, dass ich wohl doch besser ein paar Zehensocken zusätzlich anziehen sollte. Bei einem Event letztens stand ich draußen auf einer feuchten Wiese und nach 3 Stunden im kühlen Gras stehend wurden die Füße dann doch etwas kalt. Bin mal gespannt, wie das im Schnee wird (wenn wir denn mal welchen kriegen dieses Jahr).

Ich habe mir ja vorgenommen, meine Füße soweit abzuhärten, dass ich auch barfuß durch Schnee gehen kann. Wenn ich mich da an das Kneipp-Becken in der Nähe des Ötztal erinnere graut es mir davor ja ein bisschen ;) Aus dem Wasser in dem Angie minutenlang rumwaten konnte, bin ich nach ein paar Sekunden mit vor Kälteschmerz brennenden und sich verkrampfenden Füßen wieder raus gesprungen. Sebastian Kneipp muss doch ein echter Sadist gewesen sein ;)

Da kann ich mich dann ja mit Five Finger langsam an die Kälteschmerzgrenze rantasten.

Zehenschuhe sind Immer Gesprächsthema

Nicht zu unterschätzen ist die kommunikative Wirkung der Vibrams ;) Wo ich auch hinkomme – ob bei Terminen bei Kunden, wenn ich einen Vortrag halte oder auf Parties – die Schuhe sind sofort Thema. Dabei hätte ich das überhaupt nicht erwartet. Ich dachte eigentlich, die Zehenschuhe sind schon weithin bekannt und etabliert.

Aber scheinbar sind die Leisetreter noch nicht so ganz im Fokus des Mainstream angekommen. Ich wurde noch NIE so oft auf ein Kleidungsstück angesprochen wie auf die Vibrams! (Und ich habe wirklich schon ne MENGE Experimente hinter mir ;-))

Das Tolle dabei: Die Kommentare waren durchweg und immer positiv und die Fragen immer interessiert. So oder so war ich immer direkt im Gespräch mit den Menschen. Das ist schonmal klasse.

Ein Segler war sogar dabei, der die Herkunft der Vibrams als Deck-Schuhe auf Segelbooten kannte. Allerdings bezeichnete er sich eher als Konventionalist, der lieber auf klassische 3-Loch Bootsschuhe setzt ;)

Dabei sind meine schwarzen Vibrams ja durchaus schick aus zu großen Teilen aus schwarzem Wildleder und zu Jenas und Anzug tragbar.

Kaufen von Zehenschuhen

Vermutlich sind die Five Fingers noch nicht so weit verbreitet, weil man sie mal nicht eben im nächsten Schuhgeschäft findet und ausprobieren kann. Die Skepsis etwas so radikal neues auszuprobieren ist da ja gerade bei uns Deutschen extrem hoch.

Ich kann nur raten: Sprecht einfach mal einen Online-Shop an und lasst Euch beraten. Per Mail oder per Telefon lassen sich schon die wichtigsten Fragen klären und dann bestellt Ihr Euch ein oder im Zweifel zwei Paar (in unterschiedlichen Größen) und probiert es mal aus. Nur bitte nicht den ganzen Tag in den Schuhen rumlaufen und dann erst zurückschicken. Das ist eklig. Nach ein paar Schritten durch die Wohnung merkt Ihr schon recht schnell, welche Größe die richtige für Euch ist.

Habt Ihr das richtige Paar in der richtigen Größe gefunden, gebt Euch zwei bis drei Wochen Gewöhnungsphase und steigert die Zeit in den Zehenschuhen täglich um 30 Minuten. Eure Füße brauchen nach Jahren der falschen Unterstützung in “modernen” Schuhen erstmal wieder Training um sich an ihre natürliche Funktion zu gewöhnen.

Ich mag heute schon keine anderen Schuhe außer Barfußschuhe tragen – egal ob Vibram oder Vivobarefoot oder was auch immer. Hauptsache keinen Absatz, Spreizung, harte, dicke Sohle oder überflüssige Dämpfung. Meine Füße und mein Rücken danken es mir!


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