Erste Begegnung

Erste Begegnung

Foto copyright by Stephanie Hofschläger / pixelio.de

Es war Samstag. Der Tag, an dem Dreju und die Kinder erstmals aufeinander treffen sollten.
Ich war ziemlich nervös. Wie würde das Kennenlernen verlaufen? Wie würden die Kinder ihn sehen? Zwar hatten sie mir klar und deutlich gesagt, dass sie überhaupt keine Probleme damit hatten, dass mein neuer Partner eine schwarze Hautfarbe hatte, Das war die Theorie. Wie würde es in der Praxis aussehen?
Meine Gedanken gingen weiter. Irgendwann würden die Freunde meiner Kinder, die Schulkameraden und unser gesamtes Umfeld mitbekommen, dass nun ein schwarzer Mann an meiner Seite stand. Wie würden diese Menschen damit umgehen? Waren sie tolerant und aufgeklärt genug, dies zu akzeptieren? Oder würden sie uns den Rücken kehren? Würden die Kinder eventuell sogar in der Schule gemobbt werden? Ich konnte mit eventuellen Anfeindungen gut umgehen, schließlich liebte ich Dreju sehr und diese Liebe gab mir die Kraft, negative Äußerungen oder Angriffe nicht so nah an mich heranzulassen. Doch wie sah das bei den Kindern aus?
Und welchen Eindruck würden die Kinder auf Dreju machen? Würde er auf Dauer damit umgehen können, dass es mich nur "im Dreierpack" gab? War er sich wirklich darüber im Klaren, auf was er sich da einließ?
Je näher der Abend kam, desto aufgewühlter war ich. Ich steckte die Kinder mit meiner Nervosität an. Immer wieder fragten sie mich, wieviel Uhr es wäre und wann Dreju käme.
Dann war es soweit. Es klingelte. Dreju war da. Aufgeregt öffnete ich die Türe, beide Kinder an meiner Seite, die ebenfalls neugierig und nervös von einem Bein auf das andere trippelnd warteten, bis Dreju die Treppen hoch gekommen war.
"Bon soir!" sagte er lächelnd und trat ein. Er sah wieder umwerfend gut aus, seine glutvollen Augen strahlten  und er schaute gewinnend lächelnd von einem zum anderen. "Ich bin Dreju. Und wer seid ihr?" fragte er. Aus meinen nervösen und neugierigen Kindern waren nun zwei verlegene Persönchen geworden. Schüchtern machte Bianca den Anfang und gab Dreju die Hand mit den Worten:"Willkommen. Ich bin Bianca!"
"Enchanté Mademoiselle!" sagte Dreju und nahm ihre Hand.
"Ich bin Marco, auch willkommen!" sagte Marco und streckte Dreju ebenfalls seine Hand hin.
"Enchanté Monsieur!" erwiderte Dreju und nahm auch Marcos Hand. Dabei lächelte er die ganze Zeit. Erst nachdem Dreju beide Kinder begrüßt hatte, nahm er mich in den Arm und küsste mich kurz zur Begrüßung.
Eine gewisse Spannung und spürbare Verlegenheit lag in der Luft.
"Komm doch rein und setz Dich" sagte ich. "Möchtest Du was trinken? Ich bin noch nicht ganz fertig, es dauert noch ein paar Minuten."
Dreju nahm das Angebot dankend an. Gemeinsam mit den Kindern ging er ins Wohnzimmer und setzte sich. Ich brachte ihm ein Glas Bordeaux, seinem Lieblingswein. Dann ließ ich die drei alleine.
Kaum war ich im Bad, um mich für den Abend ausgehfertig zu machen, da kam Bianca zu mir und flüsterte mir zu: "Wow! Mama, dieser Mann hat ...so... so... so richtig mächtige Augen!"
Ich wusste sofort, was sie meinte. Drejus Augen versprühten Leben und Temperament. Wenn man ihm in die Augen schaute, dann merkte man sofort, dass man es mit einer starken Persönlichkeit zu tun hatte. Aber da war noch mehr in seinen Augen: Stolz, Weisheit, aber auch etwas Wildes und Ungezähmtes. Für mich persönlich war es immer faszinierend zu sehen, wie der Ausdruck seiner Augen wechselte, wenn er mich anschaute. Dann sah ich ganz viel Liebe, Zuneigung, Vertrauen und Güte darin. Noch nie zuvor hatte ich in solch sprechende Augen geschaut. Und genau das sah Bianca auch und verpackte diesen Eindruck in ihre Worte.
"Ja, da hast Du recht." sagte ich. "Dreju ist ein ganz besonderer Mensch." Bianca nickte und kuschelte sich kurz an mich.
Gemeinsam gingen wir wieder ins Wohnzimmer zu den zwei Männern, die sich etwas angestrengt an einem Smalltalk versuchten. Marco schaute erleichtert auf, als wir das Zimmer betraten.
Ich bemerkte, dass sich beide nicht sonderlich wohl fühlten. "Bist Du fertig?" fragte mich dann auch Dreju.
Ich bejahte. Dreju wandte sich an die Kinder und sagte:"Es ist sehr nett von Euch, dass Ihr Eure Mutter mit mir heute abend ausgehen lasst. Ich verspreche Euch, ich bringe sie gesund und wohlbehalten wieder zu Euch zurück."
Dreju trank seinen Rotwein und ein paar Minuten später verabschiedeten wir uns von den Kindern. Es herrschte eine komische Stimmung. Irgendwie war es gut, dass wir gingen, so hatten Bianca und Marco die Gelegenheit, sich untereinander über Dreju zu unterhalten und sich auszutauschen. Auf der anderen Seite hatte ich das Gefühl, dass es auch gut gewesen wäre, wenn wir bei den Kindern geblieben wären. Doch ich war eher davon überzeugt, dass ich Marco und Bianca beim ersten Zusammentreffen nicht überfordern sollte.
Heute denke ich, dass es am besten gewesen wäre, wenn Dreju nach einer gewissen Zeit gegangen und ich bei den Kindern geblieben wäre. Ich hätte dann gleich ihre Fragen beantworten können und hätte ihnen durch mein Bleiben signalisiert, dass ich nun zwar einen Partner hatte, sie aber immer noch das Wichtigste in meinem Leben waren.
Doch ich war so verliebt. Ich hatte nicht nur die rosarote Brille auf, wenn es um Dreju ging. Meine Mutterrolle, die mich bis dahin komplett ausgefüllt hatte, trat in den Hintergrund. Sie war nach wie vor da, aber ich wollte nun auch wieder ich sein dürfen und meine Zeit mit Dreju genießen. Und dieser Samstag abend sollte uns gehören. Ich redete mir ein, dass ich nach 9 Jahren, in denen ich nur für meine Kinder da war, nun auch an mich denken durfte.
So verließen Dreju und ich die Kinder, nachdem wir uns von ihnen gebührend verabschiedet hatten.
Anfangs war dieser Abend nicht so unbeschwert wie die Abende davor. Dreju und ich hingen beide unseren Gedanken nach und redeten auffällig wenig miteinander. Irgendwann sagte Dreju:"Du hast sehr nette Kinder!"
Mehr ließ er an diesem Abend nicht über Bianca und Marco verlauten. Auch ich war nicht in der Stimmung, mich mit ihm über meine Kinder zu unterhalten, irgend etwas hielt mich zurück.
Gegen später dann gingen wir tanzen und unsere Unbeschwertheit kam zurück - alles war wieder so wie an unseren gemeinsamen Abenden zuvor. Wir genossen es, uns gemeinsam zum Rhythmus der Musik zu bewegen und amüsierten uns wie immer.
Gegen 3 Uhr morgens verließen wir die Diskothek, die mittlerweile unser Stammlokal geworden war.
"Ich möchte nicht alleine nach Hause gehen!" sagte Dreju. "Ich möchte mit Dir diesen wunderschönen Abend beenden, mit Dir einschlafen und am nächsten Morgen wieder aufwachen!"
Mir ging es ganz genauso. Ich sehnte mich nach ihm, genauso wie er sich nach mir sehnte. So beschlossen wir, dass ich ihn erstmals über Nacht mit zu mir nach Hause nahm. Zu ihm konnte ich ja nicht mitgehen, sonst wären Bianca und Marco die ganze Nacht alleine gewesen.
Nun würde es also das erste Mal passieren. Bianca und Marco würden erstmals erleben, dass morgens ein Mann im Bett ihrer Mutter lag. Wie würden sie reagieren?


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