von Constanze Krause
WEIMAR. (fgw) Zum Thema Liebe kann ich als Autor nur Erich Fromm (1900 – 1980) empfehlen. In seinem Buch “Die Kunst des Liebens” beschreibt er den heutigen Werteverfall in der westlichen Gesellschaft und wie sehr sich das auf unsere Liebesfähigkeit auswirkt.
Fromm ist der Meinung, dass wir solange nicht zu echter tiefer Liebe imstande sein können, solange wir nicht lernen, uns selbst und unsere Mitmenschen zu lieben. Dabei muss man aufpassen, dass man die Liebe zu sich selbst nicht mit Selbstsucht verwechselt, die heutzutage sehr häufig vertreten ist. Und auch die Nächstenliebe ist leicht mit Selbstlosigkeit und Aufopferung zu verwechseln.
Erich Fromm spricht von einer Gesellschaft, in der sich jeder immer mehr nur um sich selbst dreht. Wir Menschen, die eng zusammen in einem System leben, das uns alle braucht (keinen mehr oder weniger) sind schon lange dabei, uns voneinander zu entfernen.
Heutzutage sind alle Arbeiten und Aufgaben unter uns Menschen aufgeteilt, es ist also ganz klar, dass wir einander brauchen um überhaupt weiter existieren zu können. Und doch bekämpfen wir uns und spielen einander aus. Das beginnt schon in kleinen Gemeinschaften wie Partnerschaft, Familie, Arbeitsplatz etc. Wir grenzen unsere Nächsten aus, weil sie eine Gefahr für unsere Existenz oder unser Weiterkommen darstellen.
Wir sind abgetrennt von unseresgleichen, weil wir uns anderen Werten zuwenden, die erst mal ungefährlicher und einfacher wirken. Doch im Endeffekt sind wir allein, abgetrennt, jeder! Fromm sagt, dass das Bewusstsein über dieses Abgetrenntsein voneinander, uns den Verstand kosten wird. Und dass die einzige Rettung in der Liebe liegt. Er definiert die wahre tiefe Liebe als “das getrennt-sein überwinden!”
Das sei in aller Kürze zu Fromm gesagt: Sehr lesenswert!!
Erich Fromm: Die Kunst des Liebens. Aus dem Englischen von Liselotte und Ernst Mickel. 224 Seiten. dtv. 11. Auflage Januar 2011. 7,90 Euro. ISBN 978-3-423-36102-6
[Erstveröffentlichung: Freigeist Weimar]