Energieeffizienz-Index für die deutsche Industrie erstmals erschienen

Gerne kritisieren Vertreter der Industrie die zugegeben vergleichsweise hohen Energiepreise in Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten der Welt. Schließlich ist das Argument, dass man sonst Arbeitsplätze streichen oder gar ganze Produktionsstätten verlegen müsse, ein gutes Mittel um sich bspw. von der EEG-Umlage befreien zu lassen. Dabei wäre die intelligentere Frage eigentlich, ob man nicht mittel- bis langfristig die Energieeffizienz deutlich steigern und den Energieverbrauch somit reduzieren kann. Wie energieeffizient die deutsche Industrie tatsächlich produziert, dem ist das Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Deutschen Energieagentur (dena) und dem TÜV Rheinland nun nachgegangen. Erstmals zum 20. Dezember 2013 wurde der sogenannte “Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie” veröffentlicht, zukünftig wird der halbjährlich online gestellt.

Das Ergebnis der ersten Umfragerunde ist allerdings wenig erfreulich: Im Ergebnis wird viel zu wenig in Energieeffizienzmaßnahmen investiert, es gibt zu hohe Anforderungen an die Amortisationszeiten und zu kleine Budgets!

Geringe Investitionen der Industrie in Energieeffizienz
Grafik: Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart

Obwohl Investitionen in die Energieeffizienz laut den Verfassern häufig hochrentabel sind und nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Unternehmen und den Arbeitsplätzen zu Gute kommen (Schließlich senkt ein geringerer Energieeinsatz die Produktionskosten und verbessert die Wettbewerbssituation), wird bisher viel zu wenig investiert. Die meisten der befragten Unternehmen haben laut den Ergebnissen der Studie außerdem auch kein festes Budget für Effizienzmaßnahmen. “Den Verantwortlichen ist die hohe Bedeutung und das wirtschaftliche Potenzial von Energieeffizienz-Maßnahmen sehr wohl bewusst, doch die geforderte Amortisationszeit von drei bis höchsten fünf Jahren greift viel zu kurz”, ergänzt in diesem Zusammenhang Prof. Thomas Bauernhansl, Leiter des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion an der Universität Stuttgart. Insbesondere Unternehmen, die ausschließlich ihre Jahresbilanzen im Blick haben, halten sich bei solch langfristigen Investitionen stärker zurück.

Vor dem Hintergrund einer mehrheitlich gewollten Energiewende in der Bevölkerung wie auch in der Politik, fordert Heinz Dürr, einer der beiden Stifter und erster Beiratsvorsitzender des EEP, letztgenannte nun dementsprechend endlich zum Handeln auf: “Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung steht die Energieeffizienz weit oben auf der Agenda, sie wird als zweite Säule einer nachhaltigen Energiewende bezeichnet. Es gibt sogar einen „Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz“. Aber ohne konkrete Förderinstrumente für entsprechende Investitionen kommen wir nicht schnell genug voran mit der Energiewende, das hat die erste Auswertung des Index klar gezeigt. Was wir jetzt rasch brauchen, sind politische Rahmeninstrumente wie Sonderabschreibungsmöglichkeiten und eine branchen spezifische Förderung für Energieeffizienzmaßnahmen.”

Weitere Informationen sowie der Energieeffizienz-Index sind unter eep.uni-stuttgart.de zu finden.


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