Endlich frei: Ich habe mein Leben auf den Kopf gestellt

»Über welche drei Ereignisse der letzten Monate freust du dich am meisten? Warum?«

Das war vor zwei Wochen die erste Frage, die mir mein Klarheit-Kalender stellte: Der Halbjahres-Check stand an. Welche Ziele, die du dir am 1.1. gesetzt hattest, hast du erreicht? Welche Erkenntnisse gewonnen? Worin willst du noch ehrlicher zu dir sein – all das sind Dinge, mit denen ich mich dank meines Reflektionstagebuchs und Coachingtools »Klarheit« auseinandersetze.

Über welche drei Ereignisse der letzten Monate freue ich mich also am meisten?

Ich habe einiges geändert, stecke immer noch mitten im Veränderungsprozess. Und muss sagen: Nichts wäre richtiger gewesen, nichts besser. Außer vielleicht, das alles schon viel früher anzugehen. Aber andererseits ist wohl genau jetzt die richtige Zeit für diese Schritte.

Endlich frei: Ich habe mein Leben auf den Kopf gestellt

Ich kündige.

Die erste große Entscheidung fiel Ende März. Ich entschied, meinen Job zu kündigen. Ohne Plan B. Ohne bereits einen neuen Vertrag unterschrieben zu haben. Was mich vor zwei Jahren noch so geängstigt hat, dass ich dachte, zu diesem Schritt niemals fähig zu sein, fühlte sich jetzt an wie der einzige Ausweg. Mein Befreiungsschlag. Und genau das war es auch. Endlich frei, nachdem ich mich monatelang gequält hatte, mit Bauchschmerzen ins Büro gefahren war, mich emotional völlig verausgabt hatte für eine Unternehmenskultur, die mich einengte. Endlich frei.

Da machte es mir auch nichts aus, dass das Arbeitsamt mit seinen Regularien nicht unbedingt ein Spaziergang durch einen Freizeitpark ist. Alles war besser als einen Tag länger ins Büro zu müssen. Ich kann dir nur raten: Informiere dich vorher gründlich, was im Arbeitsamt alles auf dich zukommt, wenn du freiwillig deinen Job kündigst.

Kaum hatte ich den Entschluss gefasst und meine Kündigung ausgesprochen, fand mich ein neuer Job.

Einer, der perfekt zu meinen Fähigkeiten und meinen Leidenschaften passte. Einer, der mich nach meinen Regeln arbeiten ließ, viel von zu Hause aus und mit dem zeitlichen Aufwand, den ich brauchte, nicht mit dem, den ich vorgaukeln musste, um im Büro acht Stunden lang beschäftigt zu wirken.

Und wie es der Zufall wollte, fand ich beinahe parallel einen zweiten Job. Einen, der mir die Freiheit ließ, zwei Nebenjobs zu haben, einer, dem Flexibilität wichtig ist und Professionalität.

Nach sechs Tagen Arbeitslosigkeit war ich wieder »unter der Haube«, konnte mein Sicherheitsbedürfnis befriedigen und gleichzeitig ein Arbeitsleben führen, das viel besser zu mir passt als mein altes.

Ich mache Pause.

Ich habe mich zwischen den Jobs ganz aktiv für einen ruhigen Monat entschieden. Obwohl ich den neuen Job früher hätte haben können. Aber ich war so ausgelaugt und so unzufrieden damit, wie mein Privatleben und meine Herzensprojekte auf der Strecke geblieben waren, dass ich meine Pause einforderte. Bei mir. Denn ich war die einzige, die sie mir wirklich hätte nehmen können.

Und so fuhr ich nicht nur zwei Wochen nach Schottland und konnte mich dort inmitten der Natur erden und zum ersten Mal seit Monaten wirklich wieder durchatmen. Ich gönnte mir auch noch Zeit für mich, als ich wieder zu Hause war. Und ich kann dir nur sagen: Falls du dazu mal die Gelegenheit hast (und das Privileg, auf ein Monatsgehalt verzichten zu können, weil du vorher genug gespart hast), dann mach es. Nimm dir Zeit für dich. Ohne Zeit für dich wirst du auch die Zeit mit anderen nicht genießen können. Obwohl ich auch sagen muss, dass mein Freundeskreis, so wie er sich in den letzten 12 bis 18 Monaten entwickelt, einen Rückhalt bietet, der seinesgleichen sucht.

Ich ziehe um.

In Bonn eine Bleibe zu finden ist schwer. Außer, man ist reich. Dann geht’s vielleicht. Zweimal schnappten uns andere Käufer liebgewonnene Häuser vor der Nase weg. Zweimal saß die Enttäuschung so tief, dass ich eigentlich schon nach dem ersten Mal nicht weitersuchen und lieber in meiner jetzigen Bude vergammeln wollte.

Und vergammeln ist das richtige Stichwort. Denn der Putz platzt im Hausflur von den Wänden, weil er vom darunterliegenden Schimmel weggedrückt wird. Silberfische bevölkern das Haus, weil sie sich vom immer größer werdenden Schimmel ernähren. Durch die undichten Fensterrahmen drückt es den Regen. Und als wir uns darüber beschwert haben, kam jemand, der die morschen Holzfensterrahmen überlackiert hat, damit sie dem nächsten Regen besser standhalten. Denn neuen Fenster? Die kämen frühestens in drei Jahren, verriet uns der Handwerker.

Aber wie das so ist, wenn man mit nichts Gutem mehr rechnet: Unverhofft kommt oft. Und so unterschrieben wir an einem dieser heißen Tage im letzten Monat einen Mietvertrag für eine neue Bleibe. Endlich. Endlich frei von Schimmel und einer mindestens genauso widerwärtigen Nachbarschaft. Endlich frei von einer Vermietungsgesellschaft, die uns hier verschimmeln lässt.

Endlich frei.

Wie wir arbeiten, wie wir leben – das bestimmt einen großen Teil unseres Tages, unserer Woche, unseres Lebens. Das sind zwei riesige Stellschrauben, an denen ich jetzt etwas drehe. Habe ich Angst? Kein bisschen. Es fühlt sich richtig an. Perfekt.

Endlich frei: Ich habe mein Leben auf den Kopf gestellt

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