Elisabeth Schmied


Elisabeth Schmied

Moritz Thau, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag


Stell Dich doch bitte kurz den Lesern vor!
Hallo, ich bin Elisabeth Schmied, die Autorin von „Mädchen können immer“. Ich bin 1980 geboren, außerhalb eines kleinen Dorfes in Oberösterreich aufgewachsen und lebe jetzt mit meinem Mann und meinem Sohn in Wien.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen und seit wann schreibst Du? Wer oder was beeinflusste Dich in der Wahl deines Berufes als Autorin? Übst Du nebenher noch einen weiteren Beruf aus und wenn ja, welchen?
Ich wollte schon Schriftstellerin werden, als ich drei, vier Jahre alt war. Als Kind habe ich viel geschrieben, als Teenager auch, allerdings kam mir die Möglichkeit oder sogar der ganze Beruf des Autors nicht real, nicht greifbar vor. Das wurde erst wieder real, als ich mit Anfang 20 meinen Mann Andreas kennenlernte, der mich ermutigte, die Schriftstellerei wirklich zu verfolgen. Kurz darauf wurden meine ersten Kurzgeschichten veröffentlicht.
Der erste literarische Einfluss kam dann von Walter Moers. „Die Stadt der träumenden Bücher“ hat mir gezeigt, dass man großartige Literatur erschaffen kann, selbst wenn man einen Lindwurm als Protagonisten hat. Das Buch hat mich ermutigt, Leidenschaft und Humor in mein Schreiben einfließen zu lassen. Und eine Weile habe ich danach sogar versucht, High Fantasy zu schreiben. Danach habe ich ein großes Vorbild in der australischen Autorin Jaclyn Moriarty gefunden, die hat mich mit einem ganz realistischen Stoff ähnlich bewegt, wie Walter Moers‘ Zamonien Universum. Alice Hoffmann ist Wort für Wort eine Inspiration. Wenn ich von ihr etwas lese, merke ich geradezu wie mein Schreiben dadurch besser wird.
Den Beruf, den ich zur Zeit nebenbei ausführe, ist Mutter eines dreieinhalbjährigen Sohnes. Außerdem bin ich noch Drehbuchautorin. Früher habe ich als TV-Redakteurin, Reporterin und Producerin gearbeitet. Wenn ich aber plötzlich nicht mehr schreiben könnte, würde ich gerne Special FX Make-up lernen.
Der Weg von einer Idee zum fertigen Manuskript: Wie sieht dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest du das Schreiben?
Ich starte am Morgen um 9.00 Uhr mit dem Schreiben, während mein Mann unseren Sohn in den Kindergarten bringt. Dann schreiben wir beide (er ist Regisseur und Drehbuchautor), mit Unterbrechung von Kochen und Essen bis zum frühen Nachmittag. Dann hole ich unseren Sohn wieder ab.
Grundsätzlich finde ich es sehr schön, dass mein Mann und ich im gleichen Raum sitzen und schreiben. Wenn aber gerade zu viel los ist – wenn mein Mann etwa einen Film vorbereitet und viel telefoniert – und ich mich zu Hause schlecht konzentrieren kann, packe ich den Laptop und schreibe im Kaffeehaus. Da ich meistens Musik höre beim Schreiben (mit Kopfhörer), stören mich die anderen Leute nicht.
Rein inhaltlich ist es so, dass ich mir Ideen, gute erste Sätze, oder interessante Probleme notiere oder zumindest merke. Manchmal kommt dann zu einer Idee eine zweite dazu, und das ergibt dann plötzlich eine Geschichte. Noch öfter sind es Kurzgeschichten oder Fragmente, die ich zwischendurch geschrieben habe, die mir dann plötzlich die Idee zu einer längeren Geschichte geben.
Ich überlege mir zuerst eine Ausgangssituation, ein Spannungsfeld der Geschichte. Die muss für mich noch sehr offen sein, und mit der Auseinandersetzung will ich dann langsam die Geschichte entdecken.
Hand in Hand denke ich dann über die Figuren und Handlungselemente nach, die in mein Spannungsfeld passen.
In der Zeit mache ich mir vor allem handschriftliche Notizen. Dann beginne ich am Computer Ideen aufzuschreiben. Die sind noch nicht chronologisch, aber in drei Akte eingeteilt. Es kann auch gut sein, dass ich Mind Maps zeichne oder auf einem großen Bogen Papier Ideen ordne.
Dann denke ich noch mal genauer über die Figuren nach. Und dann noch genauer über den Plot. Dann schreibe ich ein Expose und eine Figurenbeschreibung, im Idealfall so, dass ich selbst Lust darauf habe, sofort zu schreiben, wenn ich beide lese.
Dann kommt das Wichtigste: Der Anfang. Manchmal klappt es beim ersten Mal. Manchmal muss ich ganz viele Varianten ausprobieren, bis ich die habe, die sich richtig anfühlt.
Naja und dann geht es mal ans Schreiben und danach überarbeiten. Es gibt Autoren, die schreiben viel und schnell und tasten sich dann mit vielen Überarbeitungen an den Stoff heran. Ich halte lieber inne, schreibe langsamer und mache Pausen beim Schreiben. Die Überarbeitungen sind dann eher gezielt, und punktuell. (Ich rede hier nur von inhaltlichen Änderungen, nicht von der Überarbeitung von Stil und Klarheit, die man konstant macht und verbessert und verbessert bis zum letztmöglichen Zeitpunkt.)

Wie bist du auf die Idee zu deinem Buch Mädchen können immer gekommen?

Ich wollte eigentlich eine Episode aus meiner Jugend niederschreiden. Dazu bin ich aber nie gekommen. Mir ist nämlich dann der erste Satz eingefallen, der ja recht provokant ist und daraus sind dann auf einmal eine Fülle aus Ideen hervorgegangen. Inspiriert ist das ganze auf jeden Fall von meiner Jugend, nicht so sehr wegen der Vorkommnisse, sondern eher vom Gefühl her, von der Art und Weise, wie die vier Mädchen denken und sich ihre Realität zusammenzimmern.

Um was geht es in dem Buch?
Man kennt doch die Bücher und Filme, in denen Mädchen Sex-Ratschläge bekommen, die dann in etwa so klingen: „Lass ihn nur so weit gehen, wie du willst.“
In meinem Buch geht es daraum: „Woher soll ich denn wissen, wie weit ich will?“
Zu lesen sind die Tagebücher vierer Mädchen, die alle auf die eine oder andere Art ein „erstes Mal“ erleben – ob nun erster Kuss, Sex oder Liebe.
Eines der Mädchen, Judith, will sich vor der Entscheidung drücken, wie weit sie denn nun mit ihrem Freund gehen soll, also entwirft sie kurzerhand einen Sexfragebogen, um die Statistik zu Rate zu ziehen. Sie verteilt den Fragebogen anonym in der Schule und bringt dadaurch nicht nur ihr eigenes Leben durcheinander, sondern auch das von Susi, Eva und Edisa, den anderen drei Protagonistinnen.
Elisabeth Schmied 
Hat es eine Moral?
Ja. Die Moral ist: Hör auf dein Gefühl.
Im Laufe des Buches zeigt sich, dass das oft gar nicht so einfach ist.
Hast Du beim Cover mit entscheiden dürfen? Oder hat das der Verlag entschieden, bist Du zufrieden mit dem Cover, hat es für dich eine Bedeutung?
Ich habe bei dem Cover voll mitreden dürfen. Ich das Bild der vier Mädchen sogar selbst ausgesucht, nachdem mir ein erster Entwurf nicht so gefallen hat. Der musste recht schnell fertig werden und auch im Verlag war man mit dem ersten Entwurf nicht wirklich glücklich. Ich habe das Glück, dass meine Lektorin und mein Verlag anscheinend meinen Geschmack teilen und meine Meinung respektiert wird.
Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder haben sie auch ab und an mit realen Personen in Deinem Leben zu tun?
Die Figuren ergeben sich durch die Geschichte und umgekehrt. Ich treffe die Stimme einer Figur aber nur wirklich, wenn ich ihre Logik nachvollziehen kann. In der Art, wie die Figuren die Welt begreifen und auch dem einen oder anderen Irrglauben nachhängen, sind die Mädchen meinem Teenager-ich und meinen damaligen Freundinnen somit sehr nahe.
Wie kommst du auf die Namen deiner Charaktere?
Ich sammle Namen, also schreibe mir Vor- und Nachnamen auf eine Liste, die ich gut finde. Manchmal sehe ich mir auf der IMDB die Cast- und Stablisten von irgendwelchen Filmen durch. Und ab und an greife ich auch zum Babynamen Buch, das wir gekauft haben, als ich schwanger war. Beim Benennen unseres Sohnes lief es lustigerweise umgekehrt: Da war eine TV Serie die Inspiration…
Wie hat es sich angefühlt, dein eigenes Buch das erste Mal in den Händen zu halten?
Was, ihr habt mich gar nicht „Wooohooo“ rufen hören??
Nein, im Ernst, es war unbeschreiblich, unfassbar und so unbestreitbar real mit einem Mal.
Welches gelesene Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken?
„Die Stadt der Träumenden Bücher“ von Walter Moers
„Die Geschichte der Liebe“ von Nicole Krauss
„Girlfriend in a Coma“ von Douglas Coupland
„The Hitchhiker‘s Guide to the Galaxy“ von Douglas Adams
„White Oleander“ Janet Fitch
um nur ein paar zu nennen….
Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?
Siehe oben. Diese komische Auswahl an Büchern ist ziemlich stellvertretend für das, was ich lese. Jugendbücher sind vielleicht ein wenig in der Überzahl, dann Belletristik, in der Jugendliche doch einen großen Part haben, urban Fantasy und Fantasy, wenn sie eher in der Belletristikabteilung zu finden ist.
An welchem neuen Buchprojekt arbeitest du gerade? Auf was dürfen wir und als nächstes freuen? Kannst Du den Lesern schon etwas vorab verraten?
Ich habe jetzt gerade ein Kinderbuch fertig geschrieben, das „Aaron der riesige Babyriese“ heißt.
Außerdem arbeite ich gerade an einem neuen Jugendroman, mit dem Arbeitstitel: „Der Penner im Pyjama ist mein Papa“. Viel möchte ich darüber noch nicht verraten, außer, dass es um zwei Teenager Schwestern geht und deren Papa. Der wird quasi über Nacht vom Nicht-anwesenden-Vater zu einem, der plötzlich eine große Rolle im Leben der Mädchen spielt, und dadurch das Equilibrium der Familie ins Wanken bringt.
Schreibst du auch unter einem anderen Pseudonyme?
nein
War es schon immer dein Wunsch Bücher zu schreiben?
ja
Recherchierst Du vor Ort oder fließt sehr viel Phantasie in Deine Bücher mit ein?
Ob es etwas zu recherchieren gibt, hängt natürlich stark vom Thema ab. Bei „Mädchen können immer“ habe ich einfach nur versucht, meine eigenen Empfindungen als Teenager wieder hochleben zu lassen. Wenn es da etwas zu recherchieren gab, dann eher solche Fragen wie: Sagen Jugendliche heute eher BFF (best friend forever) oder ABF (allerbeste Freundin).
Allerdings habe ich auch schon Sachen geschrieben, wo ich viel recherchieren musste, wie etwa mein Theaterstück über Kindersoldaten im Irak „Vorhof zum Paradies“.
Eines meiner nächsten Bücher wird in der Zwischenkriegszeit und während des Zweiten Weltkrieges spielen. Dafür habe ich schon einige Zeitzeugeninterviews gemacht. Ich gebe mir da aber wirklich genug Zeit für die Recherche. Es geht ja nicht nur um die Fakten, sondern vor allem darum, ein Gefühl für Zeit und Ort zu bekommen. Dann kann man der Fantasie freien Lauf lassen.
Gibt es etwas das du beim schreiben immer bei dir hast?
Nein. Ich habe eine zeitlang versucht, mir Schreibrituale anzugewöhnen, aber ich schaffe es nicht einmal, immer ins gleiche Notizbuch zu kritzeln. Sehr oft allerdings höre ich Musik beim Schreiben. Also am ehesten vielleicht: Kopfhörer.

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