E.L. Greiff: Zwölf Wasser

“Wasser sinkt. Wasser steht. Wasser schweigt.” (S. 171)

E.L. Greiff: Zwölf Wasser

Inhalt:

Setsames geht vor! Der Hauptmann und seine Offiziere brechen zu den Grotten auf, denn die Undae, die Hohen Frauen, wollen mit ihnen sprechen – und das haben sie noch nie getan. Die Undae haben einen Auftrag: Neun Soldaten sollen sie begleiten, wenn sie das Wasser des alten Sees zu den 12 Quellen tragen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen, um das drohende Unheil abzuwenden.

Felt bleibt keine Wahl. Ihm vertraut der Hauptmann. Und so wird er seine Frau Estrid und seine Kinder verlassen müssen, um mit auf die Reise der Neun in eine ungewisse Zukunft zu reiten. Doch es kommt noch schlimmer: Estrid will der kalten Felsenstadt, seiner Heimat, den Rücken kehren, um nach Pram zu ziehen. So verliert Felt in einer Nacht nicht nur seine Heimat, sondern auch noch seine Frau, für eine Reise, die er im Grunde gar nicht antreten möchte.

Etwa zur gleichen Zeit bekommt Babu ein Ei eines Szaslas, eines Falken der alten Zeit, gescheckt. Eigentlich lebt er zurückgezogen als Hirte. Dies ändert sich nun, denn der kleine Falke erregt Aufmerksamkeit. Als Babu verraten wird, muss er überstürzt seine Heimat verlassen und zieht fortan mit seinem Falken Juhut durchs Land und sinnt nach Rache.

Doch durch einen ungewöhnlichen und zugleich dragischen Zufall kreuzen sich die Wege von Felt und Babu und gemeinsam scheinen sie dazu bestimmt zu sein, das Wasser zu den Quellen zu schaffen. Und so beginnt die gefährliche Reise des Schwertkämpfers und des Falkners.

Bewertung:

Idee:

Wasser ist das Element des Lebens. Verwunderlich, dass erst jetzt ein Fantasyroman erscheint, der sich ganz diesem Element verschreibt. Greiff ist dies mehr als gelungen. Sein Kontinent, bestehend aus kargen Landschaften, übbigen Wiesen, Aschelanden und Gebiete jenseits des Vorstellbaren, ist ein Land voller Abenteuer und Legenden. Die Quellen existieren in den Köpfen der Menschen nur noch als Mythos, Wasser ist ein gewöhnliches Nahrungsmittel. Nur die Undae lassen die Wichtigkeit dieses Elements vermuten. So wie Greiff auf der Reise den Kontinent Stück für Stück vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen lässt, eröffnen die Undae ihren Begleitern und somit den Lesern die tragende Bedeutung des Wassers für die Menschheit.

Ausgestaltung:

In fünf Teilen lernt der Leser die Hauptfiguren kennen und begleitet sie auf den ersten Wegen ihres Abenteuers. Zuerst erfährt man mehr über Babu und sein Schicksal. Teil Zwei berichtet von Felt und den Reiseaufbruch. Erst in Teil Drei treffen Felt und Babu auf spektakuläre Weise zusammen, bevor sie in den letzten beiden Teilen gemeinsam mit der Unda Reva nach den Quellen suchen.

Charaktere:

Besonders Felt hat mich beeindruckt. Sein unbezwingbarer Wille, sein Mut und sein tagtäglicher Kampf ums Überleben machen ihn für mich zum Helden dieses Romans. Als Hauptmann der Wache ist er der geborene Kämpfer: mutig, willensstark und mit unbezwingbarer Härte stellt er sich jeder Gefahr. Doch mit der Reise der Undae bricht für ihn ein neuer Lebensabschnitt an: er verliert alles und muss lernen, zu vertrauen und auch loszulassen. Mehr und mehr wird die Reise für ihn zu einer Reise zu sich selbst.

Auch Babu ist ein interessanter Charakter, und stellt für mich den Gegenpol zu Felt dar. Von seinem besten Freund verraten und zur Flucht getrieben, ist er jeder Freiheit beraubt, zumal er merkt, dass sein Wille dem Willen seines Falken folgt. Er ist eigentlich ein gewöhnlicher Hirte, der seinen Frieden sucht und nun merkt, dass die Welt andere Pläne für ihn hat.

Die Undae sind die mysthischen Figuren des Romans. Keiner kennt sie, keiner weiß um ihr Handeln, aber jeder begegnet ihnen mit Ehrfurcht. Sie sind die Träger einen wahren Schatzes, das Wissen der alten Zeit. Nur sie sind in der Lage, die Quellen zu retten. Doch Kämpfer sind sie nicht und Menschen auch nicht. Und so brauchen sie die Hilfe derer, die in der Lage sind, die Menschen in ein neues Zeitalter zu führen.

Sprache und Stil:

Nicht nur das Konzept und die Ausgestaltung der Charaktere sind Greiff außerordenlich gelungen. Er überzeugt auch durch einen angenehm geistreichen Sprachstil, der geradlinig und dennoch malerisch ist. Er ist gerade so detailverliebt, wie es die Beschreibung einer eigenen Fantasywelt eben bedarf: Dies beinhaltet gelungene landschaftliche Beschreibungen sowie das wohldosierte Spektrum an Neuerungen, die einen echten Fantasyroman ausmachen – eine eigene Zeitrechnung, eigene Tierarten, eigenen Namen und Völker und eine eigene Geschichte, die schlüssig und zugleich spannend erscheint.

Fazit:

Zwölf Wasser hat einfach alles, was ein großes Fantasy-Epos benötigt: Eine eigene Welt mit ihren eigenen Wesen, verschiedene Völker mit langer und grausamer Vergangenheit, mystische Gestalten und eine Bedrohung, die die ganze Welt ins Wanken geraten lässt. Und natürlich einen Held, der im Grunde keiner sein möchte.

Für mich ist dies hier ein mehr als gelungener Start einer Fantasie-Triologie, deren Fortführen ich kaum erwarten kann.

Ich danke Vorablesen.de sowie dem Dtv für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars.

weitere Teile:

E.L. Greiff: Zwölf WasserE.L. Greiff: Zwölf Wasser

Autor:

E.L. Greiff: Zwölf Wasser

E. L. Greiff, 1966 in Kapstadt geboren, lebt heute in den Niederlanden. Studium der Theaterwissenschaften und Germanistik in Bochum und Berlin, anschließend zahlreiche freie Regiearbeiten. Greiff schreibt Essays, Reisereportagen, Kommunikationskonzepte und Reden für Führungskräfte. Die Idee zu diesem Debütroman kam Greiff beim Kaffeemachen – und dem Ärger über kalkhaltiges Trinkwasser.

Weitere Informationen zum Autor finden sich hier.

Daten:

E.L. Greiff: Zwölf Wasser. Zu den Anfängen
Verlag: Dtv VerlagISBN: 978-3423249140
Seitenzahl: 608Erscheinungsdatum: 01.08.2012
Originaltitel

Bewertung:

E.L. Greiff: Zwölf Wasser



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