von Raymund Martini
Survival Experte und Verleger
Vorhin konnte ich einen sehr interessanten TV Beitrag über den “SWR” Tv Sender sehen. Auf der einen Seite war der Bericht sehr informativ und man konnte festhalten das sich mit (betont) HIV durchaus länger leben läßt als es der Masse so bewußt sein mag. Dennoch aber sei klar gesagt, bricht HIV aus und AIDS kommt zur Vorschein, ist und bleibt AIDS eine tödliche Erkrankung.
Das sich einige Forscher in Deutschland darüber beschweren das Gelder zur Forschung immer mehr ausbleiben wunderte mich weniger denn es gäbe noch ein ganz anderer Aspekt der von vielen Betroffenen im Tv Beitrag sehr beispielhaft ausgeführt wurde: es ist der Aspekt wie eine Gesellschaft mit HIV/AIDS Erkrankten umgeht.
Ausgrenzung und Einsamkeit – das scheint die Antwort einer Gesellschaft zu sein gegenüber HIV/AIDS betroffenen Menschen.
Auf der einen Seite ist es mir daher sehr verständlich das viele Betroffene einfach schweigen. Man redet nicht über sein HIV und Ruhe ist. Das mag man auch auf eine gewisse Dauer so erleben aber es ist doch eine Sache an Moral und Ehre und Würde. Warum soll ich mit meinem AIDS in mir schweigen?
Diese Frage stellte ich mir Anfang 2000 und konnte auf Grund anderer Gegebenheiten weniger über meine Erkrankung reden. Ich musste um das Wohl meines Sohnes kämpfen und als der Kampf gewonnen war, war es für mich zu spät – AIDS. Und dennoch, ich fing mehr und mehr an über AIDS zu reden und es ist wahrlich so, man erlebt neben einer Vielzahl sehr liebevoller Reaktionen aber auch diese grausame Einsamkeit, diese Ausgrenzung und Diskriminierungen. Manche dieser Sachen sind eher so schleichend. Kaum jemand wird seine Ausgrenzung offen bekunden aber man kriegt es dennoch ab. Man spürt und sieht wie man doch wegen seinem AIDS ausgegrenzt wird.
Spricht man die Leute direkt auf gewisse Aspekte an dann erlebe ich meist eine Art “Schweigen der Lämmer”; man ist dann eher so ratlos, wie geht man denn all das an usw. Fragen über Fragen. Frei raus – einfach sagen so ist es und sehen was passiert.
Klar was passiert erleben viele Betroffene und daher auch in gewissem Sinne verstehbarer Art, Mitbetroffene schweigen lieber auch. Als Hauptaspekt warum man denn schweige werden eben die o.g. Gründe aufgeführt und genau davor wolle man sich schützen, man wolle eben nicht selbst diese Ausgrenzungen und Diskriminierungen erleben. Das mag man nun auch verstehen können doch ist es der richtige Weg dieses Schweigen?
Nein !
Wir können nicht um ein bisschen Scheinfrieden zu haben die Wahrheit verbergen und uns so hinter einem Scheinschutz verstecken. Gerade die Betroffenen sollten mehr frei raus gehen. Der Anfang ist gemacht und es gibt einige wahrlich tapfere Vorreiter die offen mit ihrer Erkrankung ans Tageslicht der Gesellschaft gehen. Natürlich (leider) erleben diese Männer und Frauen immer noch Ausgrenzung und Diskriminierungen aber man fängt so an ein Problem anzugehen.
In meinem Fall ist es auch nicht immer einfach. Ich erkenne Diskriminierung und Ausgrenzung. Das tut natürlich manchmal weh und es geht mir dabei echt nicht so gut.Es tut besser gesagt zusätzlich weh. Und dennoch würde ich es immer wieder so machen, würde wenn ich mein Leben nochmal leben sollte es genau so tun:
Ich würde mein Mund aufmachen und in erster Linie zu mir selbst stehen und mit meinem AIDS leben solange es geht.