Einfach kochen

Die Kinder hatten einen untypischen Anfall von „Ich habe aber heute keinen Hunger!“ (Vorsicht: Diese Krankheit ist ansteckend und überträgt sich auch ohne Körperkontakt oft binnen Sekunden auf sämtliche anwesenden Kinder!) und ich starre verzweifelt auf das übrig gebliebene halbe Hähnchen.
„Was machen wir denn jetzt damit?“, frage ich Herrn L. „Morgen nochmal aufwärmen ist nicht, bis dahin ist uns das Biest vertrocknet!“
Herr L. zuckt mit den Schultern. „Schneid doch morgen einfach das Fleisch herunter, paar Nudeln dazu, Salat und Soße und fertig ist das Mittagessen!“
„Jo“, sage ich, „klingt doch hervorragend!“

Am nächsten Tag. während ich das Biest seines Fleisches entledige, überlege ich, was als Nächstes zu tun sei. Nudeln, hm. Irgendwie habe ich keine Lust auf normale Nudeln, Herr  L. und die Kinder bestreiken Vollkornnudeln, wie wäre es also mit Mie-Nudeln? Die haben den charmanten Vorteil, dass man sie nicht lästig stundenlang kochen muss; einfach im Wasserkocher erhitztes Wasser drüberkippen, 5 Minuten warten, fertig, wenn das mal nicht sympathisch ist!

So. Wenn es jetzt aber Mie-Nudeln werden sollen, ist das ganz klar asiatisch, also kann ich keinen öden Salat dazu servieren. Und vor allem nicht Mie-Nudeln nur mit Fleisch, wer macht denn sowas?
Mörchen müssen her, schön kleingestiftelt. Und natürlich – hab ich sicher noch irgendwo! – ein paar Cashewkerne.
Schnibbeln, anbraten und … Zwiebel, genau! Im Kühlschrank lungert eh noch so ein halber Bund Lauchzwiebeln rum, den kann ich gut verschnibbeln.
Wer A sagt muss auch B sagen und der Zufall will es, dass ich erst vor ein paar Tagen frischen Ingwer gekauft habe.
So, das brutzelt ja ganz schön, aber irgendwas fehlt noch. Aber was?
Paprika, ich Rind! Los, nu aber!
Pilze? Nee, heute mal nicht. Dafür fällt mir ein, das ich – eigentlich als Salat geplant – einen schönen Chinakohl geholt hatte. Ein drittel fällt dem großen Küchenmesser zum Opfer und landet ebenfalls im Wok.
Hm. Hmm. Hmmm. Hmmmm! Hab doch noch ein Glas Mungobohnenkeime, juchu!
Ich freue mich jetzt schon drauf, die Kinder damit zu ärgern, dass sie Quallenbeine essen …
Alles brutzelt, alles dampft, schön mit Sojasosse ablöschen und mit Wokwürze würzen.
Orangensaft! Das wär`s jetzt noch!
Hammwa nich, gibt`s hier nich!
Dafür aber Mandarinen, sogar in frisch. Ausquetschen oder gestückelt rein? Gestückelt rein.
Ha, ich habe doch noch im Tiefkühlfach Zuckerschoten! Und Erbsen! Jaaaaaaaa!
Und nu? Noch ein Ei durch? Nee, irgendwann muss auch mal Schluß sein, oder? Also jetzt das kleingeschnibbelte Fleisch rein und gut ist.
Wasser kocht, Nudeln garen, fertig. Hachz.

Und Herr L.? Dem schmeckt`s!
„War doch sicher auch mal schön, Molly-Maus“, erklärt er zwischen zwei Bissen, „dass Du heute nicht extra noch Fleisch braten musstest, was?“
Ich antworte mit einem hochasiatischen „Ommmmmm“ und überlege schonmal, was ich morgen alles in den restlichen Chinakohl schnibbeln kann; im Kühlschrank sind noch Gurken und Radieschen, vielleicht etwas Käse? Und haben wir nicht auch noch gekochten Schinken …?


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