Eine Welt ohne Frauen? – Sleeping Beauties

Eine Welt ohne Frauen? – Sleeping Beauties             | Sleeping Beauties  |  Stephen und Owen King  | Übers. Bernhard Kleinschmidt  | Heyne, 2017 |  978- 3453271449 | 28,00 € | 

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Eine Welt ohne Frauen? – Sleeping Beauties

Die Welt sieht sich einem faszinierenden Phänomen gegenüber. Sobald Frauen einschlafen, umhüllt sie am ganzen Körper ein spinnwebartiger Kokon. Wenn man sie weckt oder das unheimliche Gewebe entfernen will, werden sie zu barbarischen Bestien. Sind sie im Schlaf etwa an einem schöneren Ort? Die zurückgebliebenen Männer überlassen sich zunehmend ihren primitiven Instinkten. Eine Frau allerdings, die mysteriöse Evie, scheint gegenüber der Pandemie immun zu sein. Ist sie eine genetische Anomalie, die sich zu Versuchszwecken eignet? Oder ist sie ein Dämon, den man vernichten muss? Schauplatz und Brennpunkt ist ein kleines Städtchen in den Appalachen, wo ein Frauengefängnis den größten Arbeitgeber stellt.

Eine Welt ohne Frauen? – Sleeping Beauties

Was für ein Klopper. 960 Seiten, gefühlt balancierte ich auf den Knien vier Kilo. Wie lese ich es? Im Sitzen, im Stehen, im Bett, unterwegs? Es wurde ein Sofabuch und so habe ich auch knapp zwei Wochen gebraucht, um es zu Ende zu lesen. Nicht nur das Gewicht hielt mich davon ab, regelmäßig zu lesen.

Will ich zu geben, dass mein King-Fieber Geschichte ist? Nicht jedes Buch kann immer ein Knaller sein, nicht so gut wie die guten aus den 90ern. Wenn ich solche Sätze lese, höre ich in mich hinein und komme zu dem Schluss: nicht nur Stephen King hat sich verändert, sondern ich auch. Also liegt es zu 50 % an mir, dass ich mit ihm nicht mehr zu Recht komme. Während sich meine Leseleidenschaft verändert hat, hat sich auch der Schreibstil von Stephen King geändert. Er versucht weniger Schockmomente einzubauen, denkt mehr an seinen Spannungsbogen und hat mehr psychologische Aspekte seiner Figuren im Blick.

Um eine neue Nuance mit ins Spiel zu bringen, schreibt King mit seinem Sohn Owen zusammen. Ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich versuche herauszufinden, wer was geschrieben hat. Unmöglich und wenn es Unterschiede gab, sind sie gut geglättet worden. Es wäre nur noch interessant zu wissen: wer von beiden erfand Evie? Welche Gefangene ist Owen Kings Liebling?

Bevor es mit der Handlung los geht, gibt es ein langes, fast abschreckendes Personenverzeichnis. Denn eines kann ich euch sagen, es gibt eine Menge Personen. Frauen, Männer, Freaks, Kinder, Kranke, Süchtige, Mütter, Väter und Weltverbesserer. Am Anfang hatte ich große Probleme. Ich wusste weder, wo ich bin, noch wen ich da gerade in den Seiten treffe. Das Frauengefängnis, in dem wir miteinander viel Zeit verbringen, beherbergt viele Frauen. Alle haben eine ausführliche Geschichte, Macken und Kanten, die später wichtig werden.

Im Verlauf der Geschichte schlafen die Frauen fast alle ein. Toll! Dieser Vorgang dezimiert das Personal – ich kann mir endlich merken, wer wer ist. Wirklich interessant ist, wie alle diese Charaktere etwas miteinander zu tun haben und am Ende ergibt es wirklich Sinn. Zudem macht fast jede Figur eine Entwicklung durch, die am Ende alle zusammen führt. Das ist ein Kunststück, was nicht jedem Autor gelingt.

Für die psychologische Tiefe sorgt Dr. Nocross. Gefängnispsychiater, Gesprächspartner für alle und mit eigener Familie, rückt er immer mehr in den Vordergrund und wird zum Spielball von Evie. Mir fehlt der Kick im Buch. Es ist gut konzipiert, führt anscheinend irgendwo hin, nur braucht es dafür verdammt lange.

Mit dem Zeitverlauf allerdings habe ich auch Probleme. Als es interessant wird, springen wir zwei Tage nach vorne. Was ist in der Zeit passiert? Hätte es nicht noch Dinge gegeben, die ich hätte erfahren sollen? Komischerweise steht Evie im Mittelpunkt, aber viel erfährt der Leser nicht von ihr. Wo kommt sie her? Wer ist sie? Klar, es gibt Hinweise und wirklich tolle Bilder, die in mir aufpoppen, wenn die Kings ins Fabulieren verfallen. Aber am Ende fehlt mir viel Einsicht in Evie.

Der Männerhass, der in vielen Rezensionen zentral hervorgehoben wird, den gibt es. Aber ich finde ihn wenig aufdringlich. Eigentlich glaube ich, dass die Autoren nur zeigen wollen, dass sich Probleme zwischen den Geschlechtern hochschaukeln können und das wir trotzdem nicht ohne einander können. Es gibt Dinge, die Frauen besser können und Dinge, die Männer besser machen. Es ist ein Drahtseilakt, nicht zu viele Hasstiraden einzubauen. Aber es gibt nicht nur Männer, die Straftaten begehen, sondern auch Frauen. Es ist sehr ausgewogen und die Autoren trauen beiden Geschlechtern alles zu. Das finde ich sehr positiv.

Es gibt einige Szenen und Momente, die ich gern kürzer gehabt hätte. Viele Gespräche, ewig lang und ziellos, geben aber kleine Detail preis, die der Leser später gebrauchen kann. In der Kürze liegt die Würze – blöder Spruch, aber 200 Seiten weniger, hätten den Spannungsbogen gestrafft und dem Leser eine besser Übersicht gegeben.

Eine Welt ohne Frauen? – Sleeping Beauties


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