Eine glutenfreie Woche – TEIL 5: Ein Gespräch mit einem Experten zum Thema Glutenunverträglichkeit

Ein Gespräch mit Ute Körner zum Thema Glutenunverträglichkeit Druckerfreundlich oder PDF

Eine glutenfreie Woche

TEIL 5: Ein Gespräch mit einem Experten zum Thema Glutenunverträglichkeit

10 Fragen rund ums Thema Gluten

Beantwortet von Ute Körner (Dipl.oec.troph. Ernährungstherapie und -beratung mit dem Schwerpunkt Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten)

1. Was ist Gluten überhaupt?

Gluten ist ein Kleber-Eiweiß, das vor allen in Getreiden wie Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste oder handelsüblichem Hafer steckt, aus denen beispielsweise Brot und Nudeln hergestellt werden. Auch Babynahrung oder industriell verarbeitete Produkte wie Fertiggerichte, Fruchtjoghurts, Schokolade oder Wurst können Gluten enthalten. Die Kleber-Eiweiße werden bei der Herstellung hauptsächlich als Bindemittel genutzt.

2. Warum kann Gluten meinem Körper schaden?

Um zu verstehen, wie Gluten dem menschlichen Körper schaden kann, muss der Verdauungsprozess unter die Lupe genommen werden. Aufgenommene Nahrung wird in seine Bestandteile zerlegt, damit der Körper sie verwerten kann. Diese Vorgänge spielen sich unter anderem im Dünndarm ab. Maßgeblich dafür ist die Dünndarmschleimhaut, die die Nährstoffe aus der Nahrung an den Körper weiterleitet. Im menschlichen Darm wird Gluten aufgrund fehlender Enzyme nur unvollständig verdaut, so dass die verbleibenden Abbauprodukte eine Gluten-Unverträglichkeit auslösen können. Das kann bei einer Zöliakie sogar zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut und damit zu einer Störung bei der Aufnahme von Nährstoffen führen. Im schlimmsten Fall kann es so zu schwerwiegenden Mangelerscheinungen kommen.

3. Welche Formen der Gluten-Unverträglichkeit gibt es?

Die bekanntesten Formen der Gluten-Unverträglichkeit sind die Weizenallergie und die Zöliakie. Die Bezeichnung Sprue wird heute kaum noch verwendet. Seit einiger Zeit wird über eine neue Form der Gluten-Unverträglichkeit diskutiert, die als Gluten Sensitivity bezeichnet wird. Gluten Sensitivity zeigt ähnliche Symptome wie Zöliakie oder Weizenallergie und ist verbreiteter als Forscher bisher annahmen.

4. Bin ich betroffen? Welche Symptome sind typisch?

Die Anzeichen für eine Gluten-Unverträglichkeit sind sehr vielfältig, von der jeweiligen Form der Unverträglichkeit abhängig und oft nur schwer zu deuten. Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall können bei allen drei Formen der Gluten-Unverträglichkeit vorkommen.

5. Was ist der Unterschied zwischen Zöliakie, Weizenallergie und Gluten Sensitivity?

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung des Magen-Darm-Trakts. Durch den Kontakt mit Gluten bildet der Körper Antikörper, die sich gegen das eigene Gewebe richten und zur Zerstörung der Darmzotten führen Die Folge ist eine chronische Entzündung der Dünndarmschleimhaut. Diagnostiziert wird Zöliakie durch eine Untersuchung des Blutes und des Dünndarms (im Rahmen der Magen-Darm- Spiegelung mit Gewebeentnahme). Ein sicherer Beweis einer Zöliakie durch Antikörpernachweis und positiver Gewebeprobe gelingt jedoch nur unter glutenhaltiger Kost.

Ähnlich verhält es sich bei einer Weizenallergie. Hier werden ebenfalls Antikörper gebildet, die sich jedoch gegen bestimmte Allergene im Weizen richten. Es gibt verschiedene Arten und Ausprägungen der Weizenallergie. Zu den häufigsten Symptomen im Kindesalter zählen Asthma, Hautbeschwerden und Durchfälle. Bei Erwachsenen ist eine Weizenallergie selten, führt dann aber meist zu Verdauungsbeschwerden. Ein Verdacht auf Weizenallergie durch positiven Hauttest mit Weizenmehl und Nachweis der Antikörper, kann erst durch eine Weizenprovokation unter ärztlicher Aufsicht zuverlässig bestätigt werden. Gluten Sensitivity kann im Gegensatz zur Weizenallergie und Zöliakie nicht medizinisch diagnostiziert, sondern nur durch ein Ausschlussverfahren erkannt werden. Das heißt, zunächst durch sicheren Ausschluss einer Zöliakie und einer Weizenallergie und (erst) anschließend der Versuch einer glutenfreien Diät.

Eine Gluten Sensitivity ist anzunehmen, wenn die Betroffenen eine Symptombesserung unter der glutenfreien Diät und eine deutliche Beschwerdezunahme unter kontrollierter Glutenzufuhr erfahren. Der entscheidende Unterschied: Menschen, die unter Zöliakie leiden, müssen lebenslang komplett auf Gluten verzichten. Das gilt schon für Spuren von Gluten, da sie ihren Darm sonst nachhaltig schädigen und schwerste Mangelerscheinungen entwickeln können. Menschen, bei denen dagegen eine Gluten Sensitivity diagnostiziert wird, schädigen ihren Darm nach derzeitigem Kenntnisstand nicht und können unter Umständen sogar eine glutenarme Ernährung vertragen. Das muss aber von Fall zu Fall entschieden werden.

6. Ist Gluten-Unverträglichkeit erblich?

Derzeit ist noch unklar, warum Gluten-Unverträglichkeiten auftreten. Forscher gehen davon aus, dass es an einer genetischen Veranlagung liegt. Bei der Zöliakie ist bekannt, dass sie häufig bei Menschen auftritt, die unter Diabetes, Laktoseintoleranz, Osteoporose oder Schilddrüsenerkrankungen leiden. Auch Verwandte ersten und zweiten Grades von Betroffenen gehören zur Risikogruppe und sollten bei Beschwerden einen Arzt aufsuchen.

7. Kann ich einer Gluten-Unverträglichkeit vorbeugen?

Eine Strategie, einer Gluten-Unverträglichkeit im Vorhinein 100%ig entgegenzuwirken, gibt es nicht. Kleine Glutenmengen, die mit der Beikost im fünften bis siebten Monat bei gleichzeitigem Stillen eingeführt werden, können jedoch eine Zöliakie vorbeugen.

8. In welchen Lebensmitteln ist Gluten enthalten?

Der Zusatz von glutenhaltigem Getreide und daraus hergestellten Erzeugnissen muss im Zutatenverzeichnis angegeben sein. Produkte mit ≤ 20 mg Gluten/ kg sind glutenfrei. Für Allergiker steht Weizenstärke jedoch als Zutat immer im Zutatenverzeichnis, auch wenn sie glutenfrei ist.

9. Wie kann ich mich glutenfrei ernähren?

Es gibt Hersteller, die sich komplett auf glutenfreie Lebensmittel spezialisiert haben. Mittlerweile gibt es ein breites Produktangebot, sodass Betroffene nicht auf Brot, Pizza oder Nudeln verzichten müssen. Zu finden sind die Produkte im Reformhaus, aber bereits auch in vielen Supermärkten und Drogeriemärkten. Zunehmend werden auch in Restaurants glutenfreie Gerichte angeboten.

10. Schadet mir die glutenfreie Ernährung, wenn ich nicht betroffen bin?

Eine glutenfreie Ernährung schadet dem Körper nicht, kann aber ohne die Begleitung durch eine auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten spezialisierte Ernährungsfachkraft zu einem Nährstoffmangel und einer starken Einschränkung der Lebensqualität führen. Außerdem lassen sich unter selbst auferlegter glutenfreier Diät weder Zöliakie noch Gluten Sensitivity nicht mehr zweifelsfrei nachweisen. Bauchschmerzen, Blähungen und Völlegefühl können auch durch eine Vielzahl anderer Erkrankungen ausgelöst werden, die genau wie bei der Zöliakie vor Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung abgeklärt werden sollten. Dazu zählen z.B. Laktoseintoleranz, eine gestörte Fettverdauung oder einfach nur eine zu einseitige Ernährung.

Ich bedanke mich bei Ute Körner für die Beantwortung dieser Fragen! Es ist sehr wichtig – und ich glaube ich spreche für alle Betroffenen – dass das Thema Glutenunverträglichkeit ernst genommen wird und stets weiter daran geforscht wird. Je mehr man über Zöliakie, Weizenallergie und Glutensensitivität weiß, umso besser und leichter fällt es damit zu leben.

Ein Gespräch mit Ute Körner zum Thema Glutenunverträglichkeit

Info: Die glutenfreie Woche entstand mit freundlicher Unterstützung von Dr. Schär. 


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