Ein verzagter alter Mann, der nicht mehr weiter weiss …

Dieser Mann ist nicht der Weihnachtsmann, denn er hat keine Geschenke zu verteilen, nicht einmal Hoffnung! Der alte Mann hat ein schweres Jahr hinter sich mit familiären, gesundheitlichen und gesellschaftlichen Problemen. Er ist noch nicht wieder gesund, aber jetzt wartet eine neue Herausforderung auf ihn, der er sich nach Kräften stellt. Er lehnt sich, halb sitzend, halb stehend an (s-)einen alten Schreibtisch, der mit Zeitungen und Büchern, (mit Bocadillo und Schokolade?) einen belebten Eindruck vermittelt. Im Bücherregal daneben die Fotos eines Teils seiner Lieben, streng nach neuer Hackordnung selektiert, übrigens. Im Folgenden einige seiner Erkenntnisse, vorgebracht in einer monotonen Art und Weise die jeden Motivationstrainer verzweifeln lassen:

„Wirtschaft ist nicht alles, wie wichtig sie auch sein mag.“
Das werden ihm Hunderttausende “seiner” Mitbürger nicht glauben, die ihre Arbeit, ihr Zuhause, ihre Hoffnung verloren haben, seit ihre Regierung die Wirtschaft in neoliberaler Doktrin in den Mittelpunkt stellt. Was bedeuten schon 57 Millionen, gegenüber ein paar Banken…

„Die Politik erlebt, in der Wahrnehmung der Bürger, nicht ihre besten Stunden.“
Dieser Satz ist in gewisser Weise typisch für den alten Mann. Er macht eine halbherzige Aussage, eine Andeutung nur, und relativiert sie gleichzeitig in einem eingeschobenen Halbsatz, ja stellt sie als eigentlich falsch, als ein schlichtes Wahrnehmungsproblem der dummen Bürger dar!

„Ich möchte die Politik fördern, denn ihre Rolle ist entscheidend für den Ausweg aus der Krise.“
Hier zeigt er dann, dass er den Kern der Problematik offenbar nicht begriffen hat? Wir erleben in Europa gerade, allen politischen Geschwätzes zum Trotz, in geradezu vernichtender Weise das Primat der Wirtschaft über die Politik. Als was sonst wäre Austeritätspolitik zu bezeichnen?

„Der Pessimismus erzeugt Abneigung, ein Desinteresse an den Institutionen des Staates und der Politik, die uns alle besorgt.“
Die Reaktion der Menschen auf die Politik ist keine Folge negativer Erfahrung, keine Notwehr und Verzweiflung, nein, sie ist unangebrachter, ihm unverständlicher Pessimismus! Der alte Mann zeigt, dass er den Überblick verloren hat. Er sollte sich vielleicht einmal für einen Abend mit seinem Sohn zusammen setzen und über die Zukunft sprechen, denn ein Teil seiner Tristesse scheint durchaus Familientradition zu sein?

Wir müssen eine Politik fördern, die nicht Auseinandersetzungen provoziert, sondern die Würde respektiert und das Gemeinsame betont um Kräfte zu bündeln und nicht um sie zu trennen.”
Was ist Politik? Nur Harmoniesauce und schöne Worte voller Pathos? Oder ist Politik nicht gerade auch  die Bewältigung von gesellschaftlichem Streit und Konflikten nach zivilisierten, demokratischen Spielregeln? Wenn die eine Seite die andere Seite über den Tisch zieht, sollte die dann nicht wenigstens “die Gemeinsamkeit des Tisches” betonen?

„Es ist notwendig Werte wie gegenseitigen Respekt und Treue zu fördern.“
Das sagt der Richtige! Dazu könnte seine Ehefrau sicher auch ein paar Worte beitragen? Glaubwürdigkeit, bzw. deren Mangel, ist übrigens eine der Hauptursachen der oben beklagten Politikverdrossenheit. An Glaubwürdigkeit mangelt es in dieser Frage sowohl Elefanten- als auch Schürzenjägern!

„Wir erleben einen der schwierigsten Momente der jüngeren spanischen Geschichte.“
Diesen Satz wird die überwältigende Mehrheit meiner Mitmenschen wohl unterschreiben. Sie erleben diesen schwierigen Moment aber mehrheitlich deutlich schlechter als er.

„Die schwere Wirtschaftskrise, die wir seit einigen Jahren erleben, hat ein Ausmaß, eine Intensität und Dauer angenommen, die sich niemand vorstellen konnte.“
Nichts von dem, was jetzt geschieht war unvorstellbar, unvorhersehbar. Es sind beileibe auch nicht Alle, die die gegenwärtige Entwicklung schlecht finden. Die großen Vermögen werden um jeden Preis geschützt und entwickeln sich prächtig. Was sich aber auch “prächtig” entwickelt ist die Spaltung der Gesellschaft, die eher früher als später die Abschaffung der Demokratie bedingt, wenn es den großen Vermögen weiterhin “prächtig” gehen soll und sie dabei ungeschoren bleiben sollen!

“Wir müssen sicherstellen, dass nichts von dem gemeinsam erreichten, nicht die individuellen, nicht die sozialen Rechte, nicht der wirtschaftliche Wohlstand, nicht die konstruktive Politik und nicht die Wirtschaft sich bedroht sehen.“
Wir nähern uns mit Riesenschritten der Karnevalszeit und da hat der alte Mann halt auch ein Späßchen machen wollen! Wenn er überhaupt noch etwas von der Welt um ihn herum mitbekommen würde, dann wüsste er, dass genau dieser Abbau seit Jahren in ganz Europa mit äußerster Entschlossenheit betrieben wird! In seinem Land, wo sich Verzweifelte aus den Fenstern in den Tod stürzen, in besonders perfider Art und Weise.

http://politica.elpais.com/politica/2012/12/24/actualidad/1356373882_029161.html?videoid=1356373882_029161_1356379820



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