Die Westmännerinseln sind unbedingt einen Besuch Wert. Zum einen sind sie geologisch interessant, da sie die höchste Vulkan-Aktivität im Archipel aufweisen. Die Besteigung des letztmalig 1973 ausgebrochenen Vulkans Eldffell ist ein beinahe magisches Erlebnis. Zum Anderen brüten auf dieser Inselgruppe zahlreiche Seevögel, unter anderem die lustig anzusehenden Papageitaucher. Im August war es dafür schon zu spät, aber es gab trotzdem Wunderbares und Einmaliges zu sehen.
Wir besuchten die Hauptinsel Heimaey:
Heimaey/Westmännerinseln, Blick vom Vulkan Eldfell, Foto: (c) ReiseLeise
Die Anreise
Idealer Ausgangspunkt für einen Tagesausflug ist der Zeltplatz am Seljalandsfoss, über den ich schon berichtet habe. Man fährt ca. 20-30 Minuten bis zum kleinen Fährhafen Landeyjar, wo man dann sein Auto kostenlos parken kann.
Seljalandsfoss, im Hintergrund die Westmännerinseln
Fährhafen Landeyjar, Foto (c) ReiseLeise
Fahrpläne sind online abrufbar oder am Zeltplatz einzusehen. Im Sommer geht die Fähre 8.30/ 11.30/17.30 und 20.30 Uhr zur Insel. Zurück kommt man 10.00/13.00/19.00 und 22.00 Uhr. Donnerstags bis sonntags gibt es zusätzlich 14.30 Uhr eine Hin- und um 14.30 Uhr eine Rückfahrt. (Angaben ohne Gewähr!). Die Preise haben sich seit der Drucklegung meines Reiseführers (2012) von 1000 ISK auf 1260 ISK erhöht (ca. 8,50€).
Fähr-Fahrplan
Preisliste für die Überfahrt
Individualtouristen haben keine Probleme sich vor Ort Tickets zu besorgen, ein Vorausbuchen über Reiseagenturen ist also nicht notwendig. Ich entscheide mich ohnehin lieber spontan – denn gerade in Island wechselt das Wetter schnell. Im strömenden Regen macht eine Inseltour wesentlich weniger Spaß.
Die Überfahrt dauert ca. 35-45 Minuten und ist schon für sich ein Erlebnis. Hier einige Impressionen:
Blick auf den Fährhafen
Hafenausfahrt
Blick zurück auf den Eyjafjallajökull
vorgelagerte kleine Inseln
Hafeneinfahrt vor Heimaey
Hafeneinfahrt vor Heimaey
Vogel-Brutplätze, gut geschützt
Nahaufnahme
Hafeneinfahrt
Hafeneinfahrt
Romantisch und zugleich wild, oder? Hier hätten sicher auch John Silver oder Jack Sparrow ihre Piratenschiffe sehr gut verstecken können… Wie ich kürzlich las, gingen hier tatsächlich im 17. Jahrhundert algerische Piraten vor Anker, brandschatzten, plünderten, überfielen dänische Handelsschiffe und entführten ihre Gefangenen nach Afrika, wo sie sie als Sklaven verkauften. Diese Angriffe sind als “Türkenraub” in die Geschichte eingegangen. Man mag es kaum glauben!
Der Hafen von Heimaey ist dann wieder sachlich-schlicht und zweckorientiert. Die Insel ist geprägt vom Fischfang. Aber auch Wissenschaftler (Geologen, Biologen,…) sind hier viel unterwegs.
Geschäftige Betriebsamkeit
Ankunftsgebäude auf Heimaey
Vulkanische Aktivitäten gehören zum Alltag. Im Hintergrund sehen wir die Vulkane Helgafell (rechts) und den Eldfell (links), der 1973 zum letzten Mal ausbrach. Die typische Kegelform eines Kraters hat sich noch nicht wieder aufgebaut. Am Helgafell ist sie deutlicher erkennbar.
Dorthin wollen wir!
Wegweiser so…
… oder so
Immer wieder sahen wir auf unserer Reise interessante Details, freundliche oder humorvolle Hinweisschilder oder einfach nur überraschende Ansichten wie diese Hauswand:
Hauswand eines Hafengebäudes auf Heimaey
In der Nähe des Hafens finden sich einige kleine Cafés, ein Fisch-Bistro (davon später) und auch Geschäfte mit Ansichtskarten, Reiseführern und Zeitschriften. Also Zeit für eine kleine Pause, bevor wir uns auf den Weg zu den Vulkanen machen.
Das kleine Café “Varmó” bot guten Kaffee, einen Imbiss und auch Reise-Literatur sowie WiFi und wir nutzen das alles gern für eine ausgiebige Pause:
Cafe “Varmó”/ Heimaey
Café “Varmó”/ Heimaey
Sicherlich kann man auch voller Elan gleich losspurten, um die Vulkane früh zu erreichen, aber wir hatten uns an die neue Langsamkeit in Island schon gut angepasst. Irgendwie scheinen die Uhren hier anders zu ticken, nämlich sehr gemächlich. Und so wanderten wir ohne großen Ehrgeiz und Leistungsdruck einfach mal los und waren gespannt auf das, was uns erwartete:
Die Gemeinde Vestmannaeyjabær ist klein und hat ca. 4300 Einwohner. Es ist ruhig und beschaulich hier. Kleine bunte Häuser und rundherum viel Grün – und natürlich Schlacke, Lava, Bimsstein, Vulkanasche – aber auch dazu später genaueres. Jetzt erst einmal quer durch den kleinen Ort und hinaus zu den Vulkanen!
Blick auf die Ortschaft/Heimaey
Gewerbe am Stadtrand – wie überall auf der Welt
Dicht gedrängt stehen die kleinen Häuser in geschützter Lage, so als wollten sie sich gegenseitig Sicherheit geben. Die Bauten sind schlicht, ohne viel Schnickschnack. es gibt kleine Vorgärten mit ein paar Blumen, mehr nicht. Die Isländer wissen nur zu gut um die Vergänglichkeit materieller Werte. Gemeinschaftssinn und die Liebe zu ihrer Umwelt sind (über)lebenswichtig, um in dieser explosiven Umgebung existieren zu können.
Weiter oben, etwas außerhalb der Stadt, dominiert die Natur mit ihrer spröden Schönheit, die selbst aus Vulkanasche und Lavabomben skurrile Landschaften hervorbringt:
Auf dem Weg zum Eldfell
Auf dem Weg zum Eldfell
Der Helgafell
Gesteinsbrocken vom letzten Ausbruch
Hier wird mir bewusst, was für eine Urgewalt hinter einem Vulkanausbruch steckt. Wir hatten auch schon andere Überreste von Eruptionen gesehen, aber das hier war doch irgendwie anders. Mal ganz davon abgesehen, dass die ganze Inselgruppe über einer großen Magma-Kammer liegt. Andererseits: wie schnell schafft es die Natur, hier wieder Leben anzusiedeln: Gras, kleine Sträucher, Blumen,…
An manchen Stellen sieht es aus, als hätten die Trolle mit Kegeln geworfen, an anderen Stellen bedecken Moose und Gräser sanft geschwungene Flächen… Was für ein Anblick!
Schutt und Asche am Eldfell
Und zwischendrin: neues Leben!
Der Eldfell
Der Eldfell, etwas näher,,,
Langsam kommen wir dem Vulkan näher und seine besondere Atmosphäre zieht uns in seinen Bann. Die Landschaft wird karger, der Untergrund “sandiger”. Wir laufen auf der Lava-Asche des Eldfell. Gegenüber sehen wir den Helgafell friedlich schlummern, in sattes Grün gehüllt wie in einen Mantel….
Davon mehr in Teil 2 !