(Fortsetzung der Besprechung dieses Buch von Vincent Donovan; 1. Eintrag hier)
Nach allen Erfahrungen und Überlegungen, welche Donovan bei der Evangelisierung der Massai gesammelt hatte: Wie findet er, sollte man Mission betreiben?
„To approach each culture with the respect due to it as the very place wherein resides the possibility of salvation and holiness and grace. (Ich bin einverstanden mit dem Respekt; aber ob wirklich jede Kultur eine eigene Möglichkeit von Heil und Gnade kennt…?)
To approach the people of any culture or nation, not as individuals, but as community. (Ich denke, das ist wirklich für viele Situationen richtig – und wohl mehr, als wir annehmen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es nie richtig sein soll, das Evangelium einem Individuum zu erklären).
To plan not to stay one day longer than necessary in any one place. (Das ist eine der spannenden (Wieder-)Entdeckungen Donovans).
To give the people nothing, literally nothing, but the unchanging, supracultural, uninterpreted gospel before baptism. (Ich höre zwei Dinge: erstens soll man nicht mit materiellen Dingen die Menschen zu sich locken und an sich binden; das leuchtet mir ein und ist eine gute Vorgabe, wenn auch schwierig umzusetzen. Zweitens soll das Evangelium ohne Interpretation dargestellt werden. Das ist m.E. eine Utopie…, wobei es nicht schlecht ist, eine Utopie als Zielvorgabe zu haben. Man muss sich einfach bewusst sein, dass man sie nie erreichen wird. Die Strategie der Bibelübersetzung dürfte dem Ideal sehr nahe kommen).
To help them expand that gospel into a creed and a way of life after baptism. (Gut: Sie selber sollen das für sich entdecken und definieren).
To enable them to pray as Christians. (s. No. (6) dieser Serie).
To leave them the Bible towards the day when they can read it and use it as a living letter in their lives. (Amen — und bitte in einer Form, die verständlich ist, womit wir wieder bei der Bibelübersetzung wären…)
To insist that they themselves be their own future missionaries. (s. No. (5) dieser Serie).
To link them with the outside church in unity, and the outside world in charity and justice.
(…)
To encourage them to trust in the Spirit given at baptism, and to use the powers and gifts and charisms given to the community by the Spirit. (Finde ich ganz wichtig: Dass man „ihnen“ dieses Vertrauen entgegenbringt, dass sie unter der Führung des Heiligen Geistes selber dazulernen können, was für sie wichtig und richtig ist. Auch da sollen keine falschen Abhängigkeiten entstehen).
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Im ersten Artikel dieser Serie habe ich darauf hingewiesen, dass Donovan diese ganze Abhandlung nicht nur im Hinblick auf Mission „dort draussen“ macht, sondern eigentlich darum, weil er die Kirche im Westen auch dazu anregen möchte, ihre Arbeit vor der eigenen Haustür zu überdenken. Was können uns die o.g. Punkte in dieser Hinsicht lehren?
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