Ein Himmel voller Bücher

Ein Himmel voller Bücher

„Nichts kann hier Verwendung finden“, sagte er und wischte mit der Hand ein altes Transistorradio vom Tisch.

„Wo sind wir“, fragte ich.

„In meinem Himmel. Wo sonst?“

Sein Himmel war eine riesige Bibliothek, erhellt durch eine einzige nackte Glühbirne. Die Gestelle mit den Bücherreihen verloren sich in der Dunkelheit des Raumes.

„Du hast dir einen Himmel voller Bücher geschaffen?“, fragte ich und sah erstaunt einer kleinen grauen Maus zu, die in einem Buch zu lesen schien, das auf einem Pult lag.

„Ja, natürlich. Bücher waren mein Leben. Jeder schafft sich seinen Himmel selbst.“ Ich schaute den kleinen Mann mit der Glatze verwundert an. Wieso war ich ausgerechnet in seinem Himmel gelandet? Wo war mein persönlicher Himmel?

Als könne er Gedanken lesen, sagte er: „Wo ist denn dein Himmel?“

In diesem Augenblick merkte ich, dass ich träumte. Eigentlich hätte ich erleichtert sein sollen. Denn das bedeutete, dass ich noch lebte. Doch ich spürte ein Gefühl der Enttäuschung.

„Ich verstehe“, sagte der Kleine, „du hast noch keinen, du bist ein Visiteur.“

Ja, leider, hätte ich fast gesagt. Es musste schön sein, einen eigenen Himmel zu besitzen.

„Viele haben einen Himmel, der die Hölle ist“, sagte der Kleine mit der Glatze. Die Maus sah ihn vorwurfsvoll an. Ich bemerkte, dass sie eine Brille trug.

„Himmel und Hölle sind manchmal nahe beieinander“, bemerkte ich.

„Jeder bekommt, was er verdient.“

Wie würde wohl mein Himmel aussehen, fragte ich mich. Und würde ich wirklich die Gelegenheit erhalten, ihn selbst zu erschaffen?

Der kleine Mann schien tatsächlich Gedanken lesen zu können. „Dein Himmel wartet schon auf dich, du hast ihn längst geschaffen.“

„Wie denn?“

„Mit deinen Gedanken und mit dem, was du getan und auch mit dem, was du nicht getan hast.“

Ach, könnte ich doch nur einen Blick in diesen Himmel tun, dachte ich. Ob es dort auch Bücher gab?

„Wie sieht er denn aus, mein Himmel?“

Die Maus legte eine Pfote auf ihr Maul und sah den Mann streng an. Doch dieser lächelte und sagte:

„So wie deine Träume.“

„Was ist mit dem Transistorradio? Ist es kaputt?“

Er hob das Gerät auf, das aufgesprungen war und aus dessen Innern elektronische Teile quollen. „Nein, es spielt das falsche Programm.“

Irgendetwas stimmte nicht an seinem Himmel, das spürte ich. Doch in diesem Augenblick wachte ich auf.

Seid vorsichtig in euren Gedanken. Euer Traumperlentaucher



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