Ein fauler Priester

gabriel_kinoti Seit vorigem Mittwoch bin ich mal wieder “auf Achse”. Am ersten Tag brachte Fahrer Inocent Kayombo mich nach Dar es-Salaam, in nur 12 Stunden, was geradezu einen Rekord darstellt. Nach einem Ruhetag in der dortigen Hitze hatte ich dann wieder einmal das Vergnügen, mit dem Luxus-Bus von “Dar Express” nach Nairobi zu fahren, gut 15 Stunden durch die schönsten Landschaften Tansanias, vorbei an Kilimandscharo (schon wieder hinter Wolken verborgen) und Mount Meru und durch die Massai-Steppe. Ob die Landschaft in Kenia auch schön ist, konnte ich nicht sehen, da es auf der kenianischen Seite der Grenze schon dunkel war. Mein erstes Reiseziel war unser Kloster in Tigoni, in den Bergen oberhalb von Nairobi. Ich war vor sechs Jahren schon einmal dort gewesen, und konnte mich eigentlich nur noch an die fürchterliche Kälte erinnern, die im März zum Glück nicht so extrem ist. Am Samstag fand in Tigoni eine Priesterweihe statt, und ich nutzte die Gelegenheit, P.Gabriel mit der Bitte zu überraschen, ihn in seine abgelegene Pfarrei in Kapkemich zu begleiten. Der machte ob des plötzlichen Besuchs keinen besonders begeisterten Eindruck, und ich hatte meinerseits nichts Gutes über Kapkemich gehört, aber ich habe schließlich den Auftrag, alle Pfarreien unserer Kongregation zu fotografieren. Die Pfarrei Kapkemich war vor ungefähr 20 Jahren von P.Matthias, einem deutschen Benediktiner, gegründet worden. Vor drei Jahren haben die afrikanischen Benediktiner von Tigoni die Pfarrei übernommen. Der deutsche Mönch, der mir davon erzählt hatte, vermittelte mir den Eindruck, Tigoni sei nur auf das Geld der Pfarrei aus, und P.Gabriel sei ziemlich faul.
Um 11 Uhr nachts kamen wir nach sechsstündiger Autofahrt ziemlich müde in Kapkemich an, aber viel Zeit zum Schlafen blieb nicht. Gabriel hatte mir für den nächsten Tag, Sonntag, gleich die Messe um 6:45 in der Pfarrkirche übergeben, während er selbst ins Auto stieg, um auf einem der gut 20 Außenposten die Messe zu feiern. Um 9 hielt er dann die zweite Messe in der Pfarrkirche, mit einer so fulminanten Predigt, unter Einsatz sämtlicher Muskeln von Gesicht, Armen und Händen, wie ich noch keine erlebt habe. Sie war zwar recht lang, aber bei so viel Abwechslung in Gestik und Mimik konnte keine Langeweile aufkommen (siehe Fotos). Danach dann die Messe auf einem anderen Außenposten. Da er vorher von vier Messen gesprochen hatte, dachte ich, jetzt sei endlich Schluss (ich war auch müde genug), aber dann kam noch ein weiterer Außenposten dran – meine Messe hatte er nicht mitgezählt. Im Anschluss an die Messe gab es dann noch die Wahl der Gemeindevertreter, um 17 Uhr waren wir in der Pfarrei zurück, wo er mich, seinen Gast, noch ein wenig herumführte, Kuhstall, Maisfeld, Schülerinnenwohnheim. Dann fuhr er mich in die eine Stunde entfernte Großstadt Kisumu und lud mich in die erste Pizzeria ein, die ich in Afrika gesehen habe.
Spätestens jetzt ist aus der anfänglichen Skepsis eine deutliche Sympathie geworden, wozu auch beiträgt, dass wir eine ganze Reihe gemeinsame Bekannte haben, und uns in unserer Einschätzung ziemlich einig sind. Als ich ihm von den Problemen in Peramiho und von deren Verursacher erzähle, meint er nur, “Das überrascht mich gar nicht, ich habe schließlich mit ihm studiert.” Gabriels Spezialgebiet ist übrigens die Musik, er spielt wunderbar Klavier und liebt Taizé-Musik; beides eher ungewöhnlich für Afrikaner. Um 10 sind wir zurück; er hält am Montag um 6:45 die erste Messe, während ich bis zum Frühstück durchschlafe. Schade, dass ich schon wieder abreisen muss, aber schön, dass ich diesen netten Menschen kennengelernt habe.



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