Was diesem Hahn in den Sinn kam, kann nicht genau erklärt werden. Die Entrüstung dazu ist geheuchelt. Wenn er denn nun "allerdings gerne wissen" möchte, "ob unsere Gesellschaft schon so weit ist, einen asiatisch aussehenden Vizekanzler auch noch länger zu akzeptieren", dann kann ich nur dazu sagen: Ich würde es auch wissen wollen. Hypothetisch jedenfalls - praktisch wäre mir die FDP außerhalb des Bundestages dann doch lieber. Hahn fühle sich nun jedenfalls missverstanden. Und ich kann ihn, trotz aller politischen Differenzen, durchaus verstehen.
Ich will nicht der Frage nachgehen, ob man aus diesem Satz einen etwaigen rassistischen Grundtenor Hahns ableiten kann. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Dazu kenne ich ihn zu wenig; wenn ich ehrlich bin, habe ich diesen Mann vorher nicht mal wahrgenommen. Er nimmt sich jetzt seine 15 minutes of fame.
Seitdem Rösler die bundespolitische Bühne betreten hat, war er qua seiner Position Gegenstand der Berichterstattung und des Kabaretts. In vermeintlich seriösen Sendungen hörte man Sätze wie, es fielen ihm - dem Rösler - wahrscheinlich die Stäbchen aus der Hand. Seine Parteikollegen sprachen vom Bambus, der im Wind wiegt - was einer Eiche nicht passieren könne. Vermeintlich linksliberale Kabarettisten verstiegen sich immer wieder dazu, Röslers asiatischen Hintergrund zu verkalauern. Ich erinnere mich mal gehört zu haben, dass Rösler auch dann ein Gelber geworden wäre, wenn er nicht bei der FDP aufgeschlagen wäre. Oder irgendwelche Verkosungen, die man rassistisch auflud. Oder man erklärte, dass Westerwelle doch noch zu einem Kind gekommen sei - zu einem vietnamesischen Findelkind. Sein asiatisches Aussehen war neben seiner neoliberalen Ausrichtung leider immer Sujet.
Kurzum, der Spott mit dem man Rösler durchaus zurecht begegnete, glitt immer gerne ins Rassistische, wenigstens aber ins Rassistoide ab, in so ein Gefilde gutgemeinten und leutseligen Augenzwinkern-Rassismus. Und der erzielte tatsächlich auch Applaus und Lacher. Als Lerchenberg am Nockherberg mal erklärte, dass die FDP am liebsten Hartz IV-Bezieher in ein Lager sperren wolle, "bewacht von jungliberalen Ichlingen im Gelbhemd", da empörte man sich aber vehement. Witze über gelbe Hemden sind nicht angebracht - Witze über den gelben Chef der Gelben waren aber jederzeit vor Kritik gefeit.
Ob Hahn den nicht sehr beliebten Gelbhemden-Chef einfach nur zur Disposition stellen wollte, kann ich nicht beantworten. Man kann das so sehen. Man kann in seinen Aussagen auch die Weltanschauung eines Mannes sehen, der im schwarz-gelben Milieu seines Bundeslandes rassistische Impulse erlernt haben mag. Alles denkbar. Aber diese Aussage, die man da zu lesen bekommt, sie kann natürlich auch anders gemeint sein. Hat diese Gesellschaft diesen asiatisch aussehenden Vizekanzler denn nicht nur ertragen, wenn sie immer wieder mal auf seine Herkunft deuten durfte? Wurde der Spott an seiner Person nicht erst dann besonders beißend, wenn sein exotisches Aussehen, seine schwarzen Haare und asiatischen Augen (so schrieb es sinngemäß mal die BILD-Zeitung), Gegenstand der Häme wurden?
Man bewahre mich davor, einen Mann der FDP in Schutz zu nehmen. Aber die Reflexe, die seinen Äußerung jetzt folgen, die gehen von geheuchelt bis einfach nur Hauptsache, ich habe mich mal empört.
Eine Debatte wollte er anstoßen, sagt er nun. Debatte anstoßen - das ist die Modeausrede derzeit. Immer wenn einer ertappt wird, wollte er nur debattieren. Und welche Debatte wollte er anfachen? Eine über eine etwaige Nachfolge? Oder eine über den rassistischen Konsens in der Bevölkerung? Letzteres muss doch nicht erst debattiert werden. In Zeiten von Judengenen und Kopftuchmädchen weiß man davon ausreichend auch ohne angestoßene Debatten. Wahrscheinlich weiß Hahn selbst nicht mehr, was er damit sagen wollte. Er wird auch einer von der Sorte sein, die unbedingt etwas sagen müssen, wenn man ihnen ein Mikro ins Gesicht steckt.
So wie all die Typen, die ja unbedingt etwas sagen mussten und Entgleisung! und Verfehlung! riefen. Da wünscht man sich doch mal jemanden, der sagt, Ach wissen Sie was, ich habe keine Ahnung, was der Hahn da gesagt hat. Fragen Sie mich in drei Tagen nochmal, vielleicht habe ich mir dann eine Meinung dazu gebildet. Aber in drei Tagen kümmert es ja niemanden mehr. Deshalb ruft man Zeter und Mordio, wenn ein Journalist einem ein Statement serviert und liefert gleich noch ein Statement hinterher und entfacht einen solchen Shitstorm an Statements, die keiner braucht und die ungefähr so vorhersehbar sind wie Dinner for One. Noch ehe der Hahn kräht, gibt es schon acht Entrüstungen, vierzehn geschüttelte Köpfe, drei Rassismusvorwürfe, sieben Rücktrittsforderungen und achtzehn Empörungsschreie.
Und schließlich leben wir in einer Meinungsindustrie. Jeder sollte da eine Meinung haben müssen - auch um die Absatzzahlen dieser Industrie zu fördern. Und dann gibt es Themen, da sollte man nicht eine Meinung haben, sondern die eine Meinung haben. Weil es besser ankommt.
Ich nehme das persönlich, dass dieser Medienbetrieb mit seiner Statementjonglage und seinen Aufbauschungen, seiner Deutungshoheit und seiner Attitude, Scheiße zum Sittlichkeitsthema zu erheben und Rassismen die offenbar sind zu kaschieren, während sie Sätze, die gar nicht rassistisch gemeint sein müssen, dramatisert ... ich nehme es persönlich, dass mir dieser Journalismus genannte Affenzirkus jetzt mal wieder eine Rolle zuschustert, einen wie Hahn zu rechtfertigen. Nicht dass mir der Mann sympathisch wäre - ich kenn' ihn ja nicht mal. Aber man kann es auch übertreiben ...
Rösler nimmt es ihm nicht krumm, hieß es heute. Sie seien befreundet. Was bedeutet Freundschaft schon in der Politik? Aber das ist eine andere Geschichte. Im Zuge der Recherche zu diesen Zeilen fand ich einen Kommentar in irgendeinem Forum. Da ging es um Brüderle, wie er Rösler wohl vor zwei, drei Jahren angriff, ich glaube es handelte sich um das Bambus-Zitat, das ich oben ansprach. Auch da hat Rösler reagiert wie bei Hahn. Er habe keinen Streit mit Brüderle, sagte er. Ein Forumsteilnehmer wusste scheinbar warum. Er vermute, schrieb er, dass diese Freundlichkeit seiner asiatischen Herkunft geschuldet sei.
Wie das wohl gemeint war? Wohl als das bediente Klischee von einem Asiaten, der selbst dann noch lächelt, wenn man ihn ausbeutet. Was Europäer halt für ein Lächeln halten wollen. Die lächeln doch immer so freundlich. Land des Lächelns heißt es noch, nicht wahr? Was, Rösler ist kein Japaner? Achwas, so genau geht es doch nicht! Vielleicht waren es ja eben genau Aussagen wie jene in diesem Forum, die den Hahn krähen ließen.
Ich will nicht der Frage nachgehen, ob man aus diesem Satz einen etwaigen rassistischen Grundtenor Hahns ableiten kann. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Dazu kenne ich ihn zu wenig; wenn ich ehrlich bin, habe ich diesen Mann vorher nicht mal wahrgenommen. Er nimmt sich jetzt seine 15 minutes of fame.
Seitdem Rösler die bundespolitische Bühne betreten hat, war er qua seiner Position Gegenstand der Berichterstattung und des Kabaretts. In vermeintlich seriösen Sendungen hörte man Sätze wie, es fielen ihm - dem Rösler - wahrscheinlich die Stäbchen aus der Hand. Seine Parteikollegen sprachen vom Bambus, der im Wind wiegt - was einer Eiche nicht passieren könne. Vermeintlich linksliberale Kabarettisten verstiegen sich immer wieder dazu, Röslers asiatischen Hintergrund zu verkalauern. Ich erinnere mich mal gehört zu haben, dass Rösler auch dann ein Gelber geworden wäre, wenn er nicht bei der FDP aufgeschlagen wäre. Oder irgendwelche Verkosungen, die man rassistisch auflud. Oder man erklärte, dass Westerwelle doch noch zu einem Kind gekommen sei - zu einem vietnamesischen Findelkind. Sein asiatisches Aussehen war neben seiner neoliberalen Ausrichtung leider immer Sujet.
Kurzum, der Spott mit dem man Rösler durchaus zurecht begegnete, glitt immer gerne ins Rassistische, wenigstens aber ins Rassistoide ab, in so ein Gefilde gutgemeinten und leutseligen Augenzwinkern-Rassismus. Und der erzielte tatsächlich auch Applaus und Lacher. Als Lerchenberg am Nockherberg mal erklärte, dass die FDP am liebsten Hartz IV-Bezieher in ein Lager sperren wolle, "bewacht von jungliberalen Ichlingen im Gelbhemd", da empörte man sich aber vehement. Witze über gelbe Hemden sind nicht angebracht - Witze über den gelben Chef der Gelben waren aber jederzeit vor Kritik gefeit.
Ob Hahn den nicht sehr beliebten Gelbhemden-Chef einfach nur zur Disposition stellen wollte, kann ich nicht beantworten. Man kann das so sehen. Man kann in seinen Aussagen auch die Weltanschauung eines Mannes sehen, der im schwarz-gelben Milieu seines Bundeslandes rassistische Impulse erlernt haben mag. Alles denkbar. Aber diese Aussage, die man da zu lesen bekommt, sie kann natürlich auch anders gemeint sein. Hat diese Gesellschaft diesen asiatisch aussehenden Vizekanzler denn nicht nur ertragen, wenn sie immer wieder mal auf seine Herkunft deuten durfte? Wurde der Spott an seiner Person nicht erst dann besonders beißend, wenn sein exotisches Aussehen, seine schwarzen Haare und asiatischen Augen (so schrieb es sinngemäß mal die BILD-Zeitung), Gegenstand der Häme wurden?
Man bewahre mich davor, einen Mann der FDP in Schutz zu nehmen. Aber die Reflexe, die seinen Äußerung jetzt folgen, die gehen von geheuchelt bis einfach nur Hauptsache, ich habe mich mal empört.
Eine Debatte wollte er anstoßen, sagt er nun. Debatte anstoßen - das ist die Modeausrede derzeit. Immer wenn einer ertappt wird, wollte er nur debattieren. Und welche Debatte wollte er anfachen? Eine über eine etwaige Nachfolge? Oder eine über den rassistischen Konsens in der Bevölkerung? Letzteres muss doch nicht erst debattiert werden. In Zeiten von Judengenen und Kopftuchmädchen weiß man davon ausreichend auch ohne angestoßene Debatten. Wahrscheinlich weiß Hahn selbst nicht mehr, was er damit sagen wollte. Er wird auch einer von der Sorte sein, die unbedingt etwas sagen müssen, wenn man ihnen ein Mikro ins Gesicht steckt.
So wie all die Typen, die ja unbedingt etwas sagen mussten und Entgleisung! und Verfehlung! riefen. Da wünscht man sich doch mal jemanden, der sagt, Ach wissen Sie was, ich habe keine Ahnung, was der Hahn da gesagt hat. Fragen Sie mich in drei Tagen nochmal, vielleicht habe ich mir dann eine Meinung dazu gebildet. Aber in drei Tagen kümmert es ja niemanden mehr. Deshalb ruft man Zeter und Mordio, wenn ein Journalist einem ein Statement serviert und liefert gleich noch ein Statement hinterher und entfacht einen solchen Shitstorm an Statements, die keiner braucht und die ungefähr so vorhersehbar sind wie Dinner for One. Noch ehe der Hahn kräht, gibt es schon acht Entrüstungen, vierzehn geschüttelte Köpfe, drei Rassismusvorwürfe, sieben Rücktrittsforderungen und achtzehn Empörungsschreie.
Und schließlich leben wir in einer Meinungsindustrie. Jeder sollte da eine Meinung haben müssen - auch um die Absatzzahlen dieser Industrie zu fördern. Und dann gibt es Themen, da sollte man nicht eine Meinung haben, sondern die eine Meinung haben. Weil es besser ankommt.
Ich nehme das persönlich, dass dieser Medienbetrieb mit seiner Statementjonglage und seinen Aufbauschungen, seiner Deutungshoheit und seiner Attitude, Scheiße zum Sittlichkeitsthema zu erheben und Rassismen die offenbar sind zu kaschieren, während sie Sätze, die gar nicht rassistisch gemeint sein müssen, dramatisert ... ich nehme es persönlich, dass mir dieser Journalismus genannte Affenzirkus jetzt mal wieder eine Rolle zuschustert, einen wie Hahn zu rechtfertigen. Nicht dass mir der Mann sympathisch wäre - ich kenn' ihn ja nicht mal. Aber man kann es auch übertreiben ...
Rösler nimmt es ihm nicht krumm, hieß es heute. Sie seien befreundet. Was bedeutet Freundschaft schon in der Politik? Aber das ist eine andere Geschichte. Im Zuge der Recherche zu diesen Zeilen fand ich einen Kommentar in irgendeinem Forum. Da ging es um Brüderle, wie er Rösler wohl vor zwei, drei Jahren angriff, ich glaube es handelte sich um das Bambus-Zitat, das ich oben ansprach. Auch da hat Rösler reagiert wie bei Hahn. Er habe keinen Streit mit Brüderle, sagte er. Ein Forumsteilnehmer wusste scheinbar warum. Er vermute, schrieb er, dass diese Freundlichkeit seiner asiatischen Herkunft geschuldet sei.
Wie das wohl gemeint war? Wohl als das bediente Klischee von einem Asiaten, der selbst dann noch lächelt, wenn man ihn ausbeutet. Was Europäer halt für ein Lächeln halten wollen. Die lächeln doch immer so freundlich. Land des Lächelns heißt es noch, nicht wahr? Was, Rösler ist kein Japaner? Achwas, so genau geht es doch nicht! Vielleicht waren es ja eben genau Aussagen wie jene in diesem Forum, die den Hahn krähen ließen.