Duden unter die Lupe genommen

Geheimnisse der Literatur

Wieder einmal wollen wir schauen, welche Geheimnisse die Literatur zu verbergen hat. Heute wollen wir uns einmal mit Wörtern beschäftigen.
Wie kommt ein Wort in den Duden?
Das ist gar nicht so einfach. Wenn man darüber nachdenkt, dann stellen sich viele Fragen: Wer entscheidet das? Was sind Wörter für den Duden? Welche Kriterien gilt es zu beachten?... Und, und, und...
-> Wie findet man neue Wörter?
Die Duden Redaktion muss dafür sehr viel Aufwand betreiben. Denn auch sie entscheiden nicht wahllos welche Wörter neu in den Duden kommen, und müssen die neuen Wörter erst einmal finden. Dazu werden große Mengen an Texten mit Hilfe von Computerprogrammen durchforstet und es wird nach Wörtern gesucht. Vor allem nach solchen, die bisher unbekannt sind. Sollte bei dieser Suche ein Wort öfters auftauchen und in einer gewissen Streuung über den Text verteilt vorkommen, dann werden sie auf die Liste der potentiellen Neuankömmlinge gesetzt. Die Gesamtheit der Texte wird dann als Dudenkorpus bezeichnet, und kennt bis rund 2 Milliarden Wortformen. In diesem Korpus befinden sich Texte aus Zeitungen und Zeitschriften, Romane, Reden, Reparatur und Bastelanleitungen... und allem was eben schriftlich als Text zur Verfügung steht.
Zusätzlich wird noch Eigenrecherche betrieben und in anderen elektronischen Quellen geschaut, ob man auf bisher unbekannte Wörter trifft. Dazu zählen vor allem das Internet, aber auch die Korpora anderer Institute.
-> Sprachberatung?
Es gibt einen Service von Duden, an den sich jeder wenden kann, der eine Frage zu Wörtern hat. Täglich gehen rund 200 Anfragen ein, allesamt zur deutschen Sprache. Viele dieser Anfragen gelten der Schreibweise oder der Bedeutung eines Wortes, aber auch, warum bestimmte Wörter noch nicht im Duden verzeichnet sind. Sollten zu einem Wort häufiger Anfragen ankommen, so werden diese speziellen Wörter ebenfalls auf eine Liste gesetzt. Auf dieser Liste findet man zur Zeit Wörter wie: "andorzentrisch", "Biologics", "Boys Day".
-> Wohin mit den Wörtern?
Wenn es nun darum geht, Wörter in den Duden zu bringen, muss man sich die Wörter erst einmal genauer anschauen, um dann entscheiden zu können für welchen Duden sie überhaupt geeignet sind. Wörter wie "Slam-Tunier" und "Liveticker" werden dem Rechtschreibduden zugeordnet, wohingegen Wörter wie "Cloud-Computing" und "huggen" in den Fremdwörter-Duden gehören. Wenn diese Entscheidung getroffen ist, muss man schauen, wie häufig das Wort wirklich auftritt. Am liebsten ist es der Redaktion natürlich, wenn ein Wort natürlich über die Jahre verteilt immer wieder auftaucht und nicht plötzlich da ist. Außerdem hat ein Wort bessere Chancen in den Duden zu kommen, wenn es nicht nur in einem Bereich auftaucht, sondern in unterschiedlichenTextsorten zu finden ist. Damit will man auch sicher gehen, dass es nicht zu einer Fachsprache gehört, sondern auch wirklich ein Wort ist, das von "allen" Menschen genutzt wird.
Doch auch diese Zahlen und Fakten sind manchmal nicht aussagekräftig genug und so muss die Duden-Redaktion gemeinsam entscheiden, wie es um ein Wort steht. Dort treffen Experten aufeinander, die sich dann über das Wort austauschen und Entscheidungen auch aus ihrer Erfahrung heraus treffen.
Wie verschwindet ein Wort aus dem Duden?
Der Duden wird immer dicker, denn es ist weitaus schwieriger ein Wort aus dem Duden raus zu schmeißen, als es herein zu bekommen. Aber wie entscheidet man das? Zuerst einmal werden bestimmte Wörter als "veraltet" oder "früher" gekennzeichnet und so im Auge behalten. Außerdem weiß man so bereits, dass sie in dieser Form gar nicht mehr benutzt werden, wie zum Beispiel "beleibzüchtigen" oder "Selbstwählferndienst". Das Problem vor das die Redaktion in diesem Fall gestellt wird ist, dass gerade die alten Wörter, die nicht mehr gebräuchlich sind, eine Erklärung benötigen, da uns ihre Bedeutung teilweise gänzlich unbekannt ist. Bis ein Wort also verschwindet, dauert es eine ganze Weile. Denn erst wenn es nicht mehr zu "gebrauchen" ist, kann es verschwinden...


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