Entschuldigt die momentane Stille hier im Blog – ich lern mal wieder für Prüfungen und hab deswegen eher wenig Zeit. Aber anlässlich der nächsten aktuellen Doctor-Who-Folge, Victory of the Daleks, gibt es jetzt eine Besprechung des allerersten Auftritts unser lieben Pepperpot-Monster: In der siebenteiligen Story The Daleks mit William Hartnell als Doctor. Von dessen Abenteuern hab ich hier im Blog ja auch noch nie etwas besprochen. Und wenn ich dazu komm, kommt demnächst vielleicht noch die Besprechung der Kinoverfilmung dieser Story mit Peter Cushing.
Doctor: 1 (William Hartnell)
Companion: Susan (Carole Ann Ford), Ian (William Russell), Barbara (Jacqueline Hill)
Autor: Terry Nation
Regisseur: Christopher Barry
Jahr: 1963/1964
STORY
Der Doctor (William Hartnell) landet mit Ian (William Russell), Barbara (Jacqueline Hill) und Susan (Carole Ann Ford) in einem versteinerten Urwald. Der Doctor drängt darauf, eine verlassene Stadt, auf die sie stoßen, weiter zu erfoschen – doch dort werden sie von erbarmungslosen, roboterähnlichen Kreaturen gefangen: den Daleks. Die leben in ihren Metallgefährten, weil der ganze Planet Skaro nach einem langen Krieg mit radioaktiver Strahlung verseucht ist, und sie mutiert sind. Damit der Doctor und seine Freunde nicht an der Strahlung sterben, bekommen sie Hilfe von den Thals: die Gegner der Daleks, die nach dem Krieg zu Pazifisten wurden. Doch die Daleks planen, alles andere Leben auf dem Planeten auszurotten…
REVIEW
Heutige Zuschauer müssen sich schon immer ein bisschen umstellen, wenn sie Fernsehen der frühen 60er sehen wollen, denn egal wie gut die Sendungen auch gemacht sind, es hat sich einfach viel getan in der Fernsehwelt. Und so manche Dinge sind einfach aus heutiger Perspektive gewöhnungsbedürftig. Es ist nicht die Schuld von Doctor Who, dass Frauen in der TV-Landschaft der 60er noch nicht gleichberechtigte Charaktere sein können, aber es ist halt doch ziemlich anstrengend, wenn Barbara und Susan die meiste Zeit nichts anderes tun dürfen als wie schwach sein, Angst haben und kreischen. Die liegen schon Meilen zwischen diesen frühen Figuren und Companions wie Zoe, wo man ein paar Jahre später schon ordentlich eigenständige und intelligente Frauen haben konnte. Immerhin darf Barbara zwischendurch ein paar sinnvolle Dinge tun – Hauptsache, sie lässt sich dabei oft genug von den starken Männern retten.
Ebenfalls einfach Zeichen der Zeit und Ergebnis der Budgetierung ist die Langsamkeit der Erzählweise: was man hier in fast drei Stunden erzählt, würde in der Neuauflage der Serie wahrscheinlich in einer 45-Minuten-Episode passen. Darauf muss man sich eben einlassen – wer mit so etwas nicht klar kommt, für den ist 60er-Jahre-Fernsehen wohl einfach nichts.
Auch ungewohnt, und schlicht der ursprünglichen Konzeption der Serie zuzuschreiben ist, wie distanziert und kalt der Doctor wirkt – er lässt sich zwar schnell für die Erforschung fremder Kulturen begeistern, hat aber kein Interesse daran, in die Geschehnisse einzugreifen und den Leuten zu helfen. Das war damals eben noch Ians Aufgabe.
Wenn man sich aber daran gewöhnt, dass der Doctor noch weit von späteren,„typischeren“ Charakterisierungen weg ist, dann macht William Hartnell aber auch ganz viel Spaß – eben gerade auch dadurch, dass er so fremd und seltsam wirkt. Da braucht man sich nicht lang vorzustellen, dass das ein Alien ist. Und trotzdem zwischendurch immer wieder ganz knuffig.
Der Rest vom Team Tardis ist natürlich auch in Ordnung: Ian darf immer ganz toll den Held spielen und macht das ganz souverän, und Barbara ist eine ziemlich interessante Figur, wenn sie mal nicht kreischen muss – ich liebe bspw ihre Mini-Romanze mit einem der Thals. Nur mit Susan kann ich wenig anfangen, weil die in der Regel nur als kreischendes Anhängsel des Doctors funktioniert…
Die Daleks wirken noch nicht ganz so brutal böse wie in späteren Storys – ihre bekannte „alles töten was nicht Dalek ist“-Taktik ist zwar natürlich schon vorhanden, wird aber nicht so eindrucksvoll umgesetzt wie später. Es hilft auch nicht viel, dass sie erstaunlich einfach außer Gefecht zu setzen sind – da braucht es noch viele Weiterentwicklungen der Technik, bis sie bei unkaputtbaren Zerstörungsmaschinen angekommen sind.Aber es ist natürlich trotzdem absolut klar, wie diese Bösewichter nach dieser Story zu solchen Kultfiguren werden konnten – das Design ist schon äußerst effektiv, und sie werden auch häufig toll gruselig in Szene gesetzt. Der erste Auftritt eines Daleks zum Cliffhanger der ersten Episode ist immer noch genial wirkungsvoll.
Das restliche Design der Story ist auch ganz nett – ich mag die simplen, aber schicken Korridore, und die albernen, aber dabei auch unterhaltsamen Kostüme der Thals (die Lacklederhosen mit Löchern an der Seite! Die sind so toll, dass sich sogar Barbara welche zulegt!)
Was mir etwas sauer aufstößt ist die „Pazifismus ist doch dämlich“-Haltung, die unsere Reisenden den Thals gegenüber zeigen. Vor allem, weil es erstmal von reinem Egoismus ausgeht: der Doctor braucht die Hilfe der Thals um wieder weiterreisen zu können – dass es dabei auch um das Überleben der Thals durch Selbstverteidigung geht, ist da eher Nebensache.
“The Daleks” hat schon seine Schwächen, wie bei fast allen Doctor-Who-Siebenteilern hätte man kürzen und alles etwas schneller präsentieren können, aber gerade auch als historischer Moment in der Doctor Who Geschichte ist diese Story praktisch ein Muss – und auch nach dieser ganzen Zeit noch unterhaltsames Fernsehen.