Diese Woche gesehen… 9. bis 15. Februar

Diese Woche gesehen… 9. bis 15. Februar

gabelingebers Film der Woche

1.TIMBUKTU (Abderrahmane Sissako; Frankreich, Mauretanien 2014; Kino)
Ein Film aus dem islamischen Kulturraum, der sich mit dem Islamismus befasst – das klingt interessant. Regisseur Sissako zeigt das Leben in der sagenumwobenen Stadt Timbuktu, nachdem sie von einer zusammengewürfelten Gruppe Dschihadisten besetzt worden ist. Zunächst wirken die fremden Besatzer und ihre “Gesetze” tölpelhaft, ja fast harmlos, ihre Gesetze absurd. Zu Beginn macht sich der Filmemacher auf sanfte Art lustig über sie, stellt ihr Kampf um den “richtigen Islam” als absurde Zwängerei dar. Doch etwa in der Hälfte kippt der Film, der Ton ändert sich; anhand eines Konfliktes zwischen einem Nomaden und einem Fischer tritt die Gefährlichkeit der “neuen Richter” und ihrer Ideologie deutlich zutage. Diese wird – mit Hilfe einer exzellenten Bildsprache – als blanker, lebensbedrohender Irrsinn entlart.
Ein wunderbar komponierter, sorgfältig durchdachter, mitunter sehr poetischer Film um Recht und Liebe in Zeiten des Fanatismus.

2. LES ÉMOTIFS ANONYMES (dt.: Die anonymen Romantiker; Jean-Pierre Améris, Frankreich 2010; DVD)
Heisser Anwärter auf Platz eins diese Woche, der es nur knapp nicht geschafft hat! Les émotifs anonymes ist eine absolut köstliche, bezaubernder Komödie aus Frankreich, die ich wärmstens empfehlen möchte! Die Machart ist eher konventionell, aber er ist mit derart viel Liebe zum Detail gemacht, dass es eine wahre Freude ist, ihn anzusehen. Zwei krankhaft Schüchterne verlieben sich ineinander um finden schliesslich über Umwege zusammen – das ist der Rahmen, den sich Regisseur Jean-Pierre Améris steckt. Darum herum baut er eine bezaubernde Geschichte um eine kleine Schokoladenmanufaktur, die von der neuen Angestellten vor dem Bankrott gerettet wird. Die beiden Hauptdarsteller Isabelle Carré und Benoît Poelvoorde als schüchternes Paar sind schlichtweg grandios!

3. TOP SECRET (Jim Abraham, David & Jerry Zucker; USA 1984, DVD)
Ich weiss nicht, wie oft ich diese Agentenfilmparodie schon gesehen habe, aber ich kann mich immer wieder totlachen dabrüber. Es gibt wohl kaum eine andere Parodie, die derart zum bersten voll ist mit unglaublichen Einfällen, absurdem Humor, frechen Sprüchen und wirklich guten Gags. Ein amerikanischer Rockstar wird nach Ostdeutschland eingeladen und gerät dort in eine völlig abstruse Agentengeschichte um einen entführten Wissenschaftler und eine französische Résistance-Gruppe. Sollte man gesehen haben – am besten mehrmals!

4. DREI MÄNNER IM SCHNEEE (Kurt Hoffmann, Deutschland 1955, DVD)
Eine hervorragend geglückte Kästner-Adaption! Der Autor selbst schrieb das Drehbuch, und das merkt man. Der leichtherzige, ironische, untergründig kritische Tonfall der Vorlage konnte vollkommen in den Film hinübergerettet werden, die Schauspieler sind mit einer Ausnahme hervorragend gewählt, die Regie bleibt einfallsreich und stellt sich in den Dienst der Vorlage. Einziger Störfaktor ist ausgerechnet der Hauptdarsteller. Claus Biederstaedt kann der übrigen Schauspielercrew in keinem Moment das Wasser reichen und fällt deutlich ab.

4. NATIONAL TREASURE (dt.: Das Vermächtnis der Tempelritter; Jon Tuteltaub, USA 2004, DVD)
Endlich angesehen – und für überflüssig befunden. Schlecht gespielter und geschriebener Abenteuerfilm um einen Schatz, dessen Karte sich auf der Rückseite der Unabhängigkeitserklärung von Amerika befindet. Teilweise gut inszeniert, kann sich der Film nicht zwischen Ernst und Witz entscheiden – mehr von Letzterem hätte die hanebüchene, unglaubwürdige Geschichte vielleicht gerettet.


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