Morning Session am Sonntag - Foto: Phire
Das Moers Festival 2011 geht zu Ende. Und wieder einmal werde ich ein Jahr lang von den Früchten der dort gesammelten Inspiration zehren. Über Improvisation als überlegenes Gesellschaftsmodell, Herzfrequenzen und den Jazz-Drummer Dana Hawkins…
Wenn alle Menschen so gut ihre alltäglichen Handlungen und spontanen Gefühlsregungen, ihre Motorik, ihr Anpassungs- und Einfühlungsvermögen, ihre Lebensfreude, ihre Asynchronizität im Alltag und vor allem ihre Kommunikationsfähigkeit so perfekt improvisatorisch gestalten würden, wie die Musiker auf den morning sessions des Moers Festivals, dann wäre unsere entfremdete Gesellschaft und das soziale Miteinander wahrscheinlich wesentlich friedlicher, entspannter, aufregender, cooler, und inspirierender. Improvisation sollte ein fester Bestandteil unserer Bildung sein und fest im menschlichen Bewusstsein verankert werden. Leider offenbart sich die Notwendigkeit zur Improvisation aber immer nur im Kontext von Krisen, bei denen deutlich wird, dass eigentlich alle unsere Handlungsabläufe, unsere Interaktionen und sogar unsere Kultur samt Musik und anderer Künste so standardisiert und bis ins kleinste Detail durchgeplant sind, dass man den Eindruck hat, als würden wir uns auf unsichtbaren Laufbändern bewegen, die uns in den vorgegebenen Bahnen hält, auf denen wir uns nur treiben lassen müssen.
Orthrelm - Mick Barr (Gitarre) Josh Blair (Drums) - Foto: Phire
Orthrelm haben genau ein Stück gespielt und das von Anfang an atemraubend hohe Tempo der Gitarre und des Schlagzeugs 40 Minuten lang durchgezogen. Der radikale ostinate Beat wirkte schon nach der ersten Minute so körperlich und beeinflussend auf meine Herzfrequenz, dass ich am liebsten raus gerannt wäre. Aber was tut man nicht alles für die Kunst, vor allem, wenn sie einen, geistig wie körperlich so herausfordert.
Hier noch ein Video von Igmar Thomas & The Cypher, exklusiv mit Digitalkamera aus weiter Entfernung und ohne Armstütze aufgenommen. Aber immerhin eine kurze Demonstration des virtuosen Spiels vom bereits erwähnten vierarmigen Schlagzeuger Dana Hawkins, Star der jungen Jazz-Szene in den USA.
Text und Fotos: Phire